Elise Hochweber (1818-1894) - Liebesgedichte

 



Elise Hochweber
(1818-1894)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 






Liebe

Mir träumte wohl von Liebe
Schon manchen holden Mai,
Doch hofft' ich stets, ich bliebe
Von ihren Fesseln frei.

Ich konnte d'rum nur scherzen,
Sprach man von ihrer Macht,
Und liebewunde Herzen,
Die hatt' ich stets verlacht.

Doch nun ist sie gekommen,
Die Herzbeherrscherin,
Und hat auch mir genommen
Den frohen Mädchensinn.

Da sitz' ich nun und träume
Und denke ach nur sein!
Des Himmels lichte Räume,
Die Welt dünkt mir zu klein.

Nichts, nichts will mir genügen,
Weiß selbst nicht was ich will;
Bei des Geliebten Zügen
Nur wird es in mir still.

Ja, Lieb'! Mein Zagen, Sehnen,
Mein Glück, mein süßes Weh,
Mein Lächeln unter Thränen
Verkündet deine Näh'!
(S. 482)
_____



Seine Augen

Ach! wie des Jünglings herrlich dunk'le Augen
Zum milden Leuchten und zum Zünden taugen!
Wie aus dem großen sonnenklaren Spiegel
Die Freude strahlt und schwebt auf kühnem Flügel!
Wie Vollkraft und der Liebe leises Sehnen
Mit feuchtem Glanz den Feuerblick verschönen!
Mich tief hinein zu senken,
O wundersüßes Denken!

Doch deucht's mir rathsam, weislich abzulenken
Des trunk'nen Auges allzu tief Versenken.
Denn wenn die dunk'len Sterne stets so glühen
Und solche helle Liebesflammen sprühen:
Wer könnte da dem Zauber widerstehen,
Nicht mit derselben Gluth hineinzusehen?
Und wer kennt nicht die Qualen,
Die oft aus Augen strahlen?
(S. 483)
_____



Die Braut

Sagt mir doch, ihr lieben Leutchen,
Seht ihr mir's nicht alle an,
Daß ich endlich bin das Bräutchen
Von dem heißgeliebten Mann?

Ach, was hab' ich leiden müssen,
Bis ich es so weit gebracht!
Unter heißen Thränengüssen
Wurde manche Nacht durchwacht!

Hab' gebetet und gerungen,
Treu verharret in Geduld,
Bis ich endlich mir errungen
Der gestrengen Göttin Huld.

Sagt, von bleichem Gram umfangen
Ist es noch mein Angesicht?
Rosen gleichen nun die Wangen,
Klarem Mond der Augen Licht.

Denn zum stillen Heiligthume
Seines Hauses darf ich zieh'n,
Um ihm dort als Freudenblume
Ewig und allein zu blüh'n.

O der Wonne, liebe Leutchen,
Die mein treues Herze schwillt!
Sel'ger wallet wohl kein Bräutchen
Durch das blüh'nde Lenzgefild!
(S. 483-484)
_____



Lichtröslein

Bei meines Lämpchens heiterm Schein
Saß ich gar traurig und allein;
Im Herzen war's mir weh und bang',
Mein ferner Freund blieb aus so lang',
Und hatt' von Lieb' und Leben
Kein Zeichen mir gegeben.

Ich dachte so der schönen Zeit,
Da er noch war an meiner Seit',
Rief uns'rer Liebe stilles Glück
Mit heißen Thränen mir zurück,
Und nährte tief die Wunde
Und seufzt' um frohe Kunde.

Da, plötzlich klar in Lichtleins Gold
Erglüht ein Röslein fein und hold.
"Das Röslein bringt dir einen Brief!"
Ich freudig jubelnd zu mir rief.
Ich hört von guten Leuten
Stets so dies Zeichen deuten.

Begab mich nun mit froherm Muth
In Schlummers milde, sanfte Hut;
Und als ich noch gar wonnig schlief,
Bracht' Mütterchen des Freundes Brief. -
D'rum soll mir nichts den Glauben
An euch, Lichtröslein, rauben.
(S. 484)
_____



An's Eheringlein

Du theures Unterpfand
Von meinem fernen Herrn,
Lieb Ringlein an der Hand
Wie trag' ich dich so gern!

Bist ja mein Minnesold
Für Liebe, treu und rein;
D'rum schmiegt dein ächtes Gold
Sich fest um's Fingerlein.

Sonst hat mich auch geschmückt
Geschmeide aller Art,
Doch hatt's mich stets gedrückt,
War's noch so schön und zart.

Lieb Fesselchen, doch dich,
Dich find' ich sanft und leicht,
Weil ach so freudig ich
Dem Freund mein Herz gereicht!
(S. 487)
_____

 

Gedichte aus: Deutschlands Dichterinnen
in chronologischer Folge
herausgegeben von Abraham Voß
Düsseldorf 1847


Biographie:

Hochweber, Elise, geb. Reinhardt, wurde in Frankfurt am Main am 12. Januar 1818 geboren und starb in Donaueschingen am 6. Oktober 1894.

- Musenklänge. Gedichte 1850

aus: Lexikon deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898



 

 


zurück zum Dichterinnen-Verzeichnis

zurück zur Startseite