Edmund Hoefer (1819-1882) - Liebesgedichte

Edmund Hoefer



Edmund Hoefer
(1819-1882)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 

 




Aus der Weite

Was sich lieb hat soll sich nicht scheiden,
Was sich lieb hat, bleibe sich treu,
Denn zur Liebe thut's nicht Einer,
O zur Liebe gehören zwei!

Aus der Ferne liebt sich's herzlich,
In der Nähe da liebt sich's recht;
O was ich so gern, so gerne
In die Augen dir schauen möcht',

Und fragen mit tausend Küssen
Von deinem freundlichen Mund,
Herztausiger Schatz meiner Seele,
Ob du mich noch liebst zur Stund'?

Da tanzet auf meinem Papiere
Der glitzernde Abendschein.
Meine Küsse nehm' ich und werf' sie
In das schimmernde Glühen hinein.

Und fühlst Du die liebe Wange
Vom Abendschein angehaucht, -
Das ist der Kuß des Geliebten,
Der leis aus dem Schimmern taucht.

Was sich lieb hat, soll sich nicht scheiden,
Was sich lieb hat, bleibe sich treu,
Denn zur Liebe thut's nicht Einer,
O zur Liebe gehören zwei!
(S. 7-8)
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Voreilig Träumen

Es thät der Blume träumen,
Der Frühling woll' erglüh'n,
Da durft' sie nimmer säumen,
Mußt knospen und erblüh'n.

Und da sie aufgesprungen,
Traumglücklich, sehnsuchtsheiß, -
Da hat der Schnee umschlungen
Sie rings noch kalt und weiß.

Und als der Schnee entschwunden,
Und als der Frühling loh't -
O Lenz, du hast gefunden
Eine Blume schon welk und todt.

Will's dir von Liebe träumen,
Da gilt und hält kein Bann,
Du darfst, o Herz, nicht säumen
Und stürbst du auch daran.
(S. 25-26)
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So laß, mein Herz, den Zauber dich bewegen
Und laß ihn gänzlich dich so süß verwirren,
Den klaren Geist soll er mir nie beirren,
Der bleibet wach und sicher allerwegen.

Und geht zu End' dereinst der heitre Segen,
Und wollen böse Stunden dich umschwirren, -
Dann sprech' ich kalt: genug mit all dem Girren,
Die Zeit ist da, es geht zu neuen Wegen.

So sprach ich einst so klar und stolz besonnen,
Und schau' mich selig jezt im Zauberreigen,
Und schau' den Stolz, die Kälte eingesponnen

Und weilen will ich ewig hier und schweigen.
O Liebesglück, du hast mich ganz gewonnen,
O Liebesqual, dir bin ich ganz zu eigen!
(S. 29-30)
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Mass

Ich sage dir von Liebe nicht
Und nicht von meinem Schmerz,
Besinge nicht dein Angesicht
Und nicht meine armes, müdes Herz.

Es ist dein Auge rein und blau,
Doch gleicht es nicht der See;
Bist weiß und roth du theure Frau,
Doch nicht wie Morgenroth und Schnee.

Zwar bist du weich, zwar bist du schlank,
Doch nicht der Ceder gleich,
Und deine Stimme voller Klang
Nicht wie die Glocke voll und reich.

Die Erd' ist groß, der Himmel weit, -
O, Schönre giebt's als du!
Wie fiel auch alle Lieblichkeit
Nur dir allein, der Einen, zu?

Und dennoch, glaub' es sicherlich:
Was auch die Welt mir beut, -
Ich will nur dich, allein nur dich
Von aller Weltenherrlichkeit.
(S. 30-31)
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Fröhliche Fahrt

O glücklich wer zum Liebchen zieht
In blaue Fern' hinein,
Da tanzt der Schritt, da klingt das Lied,
Da blizt der Sonnenschein.
Es sagt kein Wort, es singt kein Lied
Das Glück so frisch und rein:
O glücklich wer zum Liebchen zieht
In blaue Fern' hinein!

Hinaus hinaus mit Sing und Sang',
Hinein ins Blau, ins Blau!
Der Tag mit klarem Fittig sank
Auf Wald und Busch und Au.
Was zaghaft dir das Herz umschlingt,
Wirf's ab du altes Haus,
Und zieh noch einmal lustbeschwingt
Zur Ferne froh hinaus.

Und wie du gehst, es grünt und schlingt
Sich üpp'ger stets empor,
Aus Flur und Wald da ringt und dringt
Ein Blüthenmeer hervor.
Es geht zu ihr, zu ihr hinaus!
Verstehst du's auch Gesell?
O putz' dir Herz und Augen aus
Und blicke sonnenhell!

Und weiter, immer weiter geht's
Zu ihr, zu ihr hinaus,
Bei ihr da hält der Frühling stets
Mit hellem Jubel Haus.
Es tanzt der Schritt, es klingt das Lied,
Es blizt der Sonnenschein:
O glücklich wer zum Liebchen zieht
In blaue Fern' hinein!
(S. 31-32)
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Wenn ich in Deine Augen

Wenn ich in deine Augen,
Die stillen Augen seh',
Aus meinem Herzen saugen
Sie all mein thöricht Weh.

Der schroffe Pfad wird eben,
Der graue Himmel rein,
Es senkt sich in mein Leben
Ein milder Tag hinein.

Und Welt und Herz erschließen
Sich lieblich meinem Sinn,
Geschick und Leben fließen
Harmonisch ewig hin.

Die Gottheit fühl' erfüllen
Ich Tiefe rings und Höh',
Wenn ich in deine stillen,
Viellieben Augen seh'.
(S. 34-35)
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Im Winter hofft sich's auf den Sommer gut,
Und hoffend freust du dich voraus der Tage;
Wie stürmisch Schnee und Wetter dich umjage,
Dein Herz bleibt freudig und erfrischt dein Muth.

Doch kam der Sommer dann mit Duft und Glut,
Da weißt du kaum, wie solch ein Glück sich trage!
Genießend bangt dein Herz mit jedem Schlage
Vor finsterm Unheil, das im Winter ruht.

Und also ward es mir in diesen Tagen:
Da ich ihr nah bin, will das Herz verzagen,
Von Glück und Angst im Wirbel hingetragen.

Doch wenn ich schied und wieder einsam bin,
Wenn mir die Trauer bedrohet Herz und Sinn,
Läßt mir die Hoffnung Glück der Zukunft tagen.
(S. 35)
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O du! Dein Name bleibe stets verschwiegen,
Und selbst den Lüftchen will ich ihn nicht sagen!
Das Lüftchen würd' ihn schmeichelnd weiter tragen
Bis Blumen ihn in ihren Kelchen wiegen.

Da saugt das Bienchen ihn mit durst'gen Zügen
Und summt ihn trunken in die grünen Schragen,
Die Vögel lauschen, und in wenig Tagen
Hört' ich der Menschen Stimmen ihn umschmiegen.

Laß mir zum Talisman den theuern, lieben
Auf meines Lebens rastlos wilden Zügen,
Vom Schicksal segnend in mein Herz geschrieben!

Fremd sei er stets den Lippen, die da lügen,
Fremd allen schwachen sünd'gen Erdentrieben! -
O du! Dein Name bleibe stets verschwiegen!
(S. 39-40)
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Die Nacht hält Hof. Heut wird das Fest begangen,
Wie's nie so reich, so prächtig nie entglommen,
Nie kam der Mond so stolz daher geschwommen,
Nie mochten also je die Sterne prangen;

Die Blumen alle stehn mit süßem Bangen,
Die Nachtigallen schlagen lustbeklommen, -
Und allen Gästen spricht ihr froh Willkommen
Die milde Nacht, die Herrin huldumfangen.

Da steh' ich nun und schaue mit Entzücken
In dies allmächt'ge ewig gleiche Regen,
Das sich so neu erschlossen meinen Blicken.

Denn jezt erst glaub' und fühl' ich's allerwegen,
Wie tausend Siegel auf die Sinne drücken,
Bis unser Herz erweckt der Liebe Segen.
(S. 41-42)
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Verschwiegene Liebe

In einem tiefem Walde
Da liegt ein stiller See,
Rings schießen zu grünem Hage
Die Bäume still zur Höh.

Und in dem See, dem stillen,
Da schwimmt eine Lilie rein,
Kaum wagt sie das schüchterne Köpfchen
In die sonnigen Lüfte hinein.

Es schwimmt die Lilie, die reine,
Jahr aus Jahr ein im See
Und knospet und blüht und duftet,
Und keiner erschaut es je.

So schwimmt verschwiegene Liebe
Im Herzen immerfort,
Und knospet und blühet und duftet,
Weiß keiner davon ein Wort.
(S. 45)
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Nur Du

Der Teufel trat zu mir in dunkler Stunde
Und sprach: mein Kind was bist du sorgenbleich!
Tritt in die Welt zurück mit mir im Bunde,
Da schenk' ich dir das schönste Königreich.
Da hab' ich lachend, spottend mich erhoben:
Weiß dieser Tropf nicht, daß ich einzig dein?
Die Könige der Welt will ich nicht loben,
O laß mich König deines Herzens sein!

Und wieder ist er schmeichelnd mir gekommen:
Ich gebe dir das Reich der Wissenschaft,
Frisch auf, den Geist zum Diadem genommen!
Da beugt die Welt sich deiner Herrscherkraft. -
Was kümmert mich das prahlend-hohle Wesen!
Ach all dies Große, mir erscheint es klein!
In deinen lieben Augen laß mich lesen
Und laß mich König deines Herzens sein!

Von einem Reich, von einem hab' ich Kunde,
Wo alles eint sich, was ich heiß erfleh',
Das ist das Reich in deines Herzens Grunde,
Du meines Herzens gnadenvolle Fee.
O Königin, du weißt, daß alle Triebe
Für dich sich regen und sich dir nur weih'n!
Du bist mir Welt und Wissen, o du Liebe,
So laß mich König deines Herzens sein!
(S. 46-47)
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Fern und nah

Auf hohem Thurme frei ich stand
Und schaut' ins weite duft'ge Land.
Es schwang mein Aug', es schwang mein Sinn
Sich sehnsuchtsvoll zur Ferne hin,
Und aus dem Herzen brach es mir:
O wärst du hier, o wärst du hier!
O ruhtest du in meinem Arm,
Am Herzen treu, am Herzen warm,
O ruht'st in meiner Liebe du,
Ich rief es keck und stolz dir zu:

Du bist, du bist die Meine,
Bist mein, o du, bist mein!
Du mußt, du einzig Eine,
Mein eigen sein.

Im Garten ging ich still umher,
Es wogt' um mich der Blumen Meer,
Es schwirrt' und summt', es kost' und sang, -
Wie voll mir's da zu Herzen drang!
Und wieder bracht' ich sehnsuchtsvoll
Der Ferne meiner Liebe Zoll.
O wenn ich nur so vor ihr ständ',
In meiner Hand die lieben Händ',
Mein Aug' in ihrem Auge treu,
Ich spräch' es offen ohne Scheu:

Du wirst, du wirst die Meine,
Wirst mein, o du, wirst mein!
Du sollst, du einzig Eine,
Mein eigen sein.

Und wieder stand ich ganz allein
Im Zimmer bei der Lampe Schein,
Es lagen Bücher dick und stumm
Beängst'gend hoch im Kreis herum;
Da ward mir's gar zu angst und trüb',
Ich schwang mich fort zu meinem Lieb:
O säh' ich dich ein einzigmal,
Du meines Herzens Sommerstral!
O säh' ich dich so lieb und gut,
Ich flüstert' leis mit leisem Muth:

Sei du, sei du die Meine,
Sei mein, o du, sei mein!
Willst du, du einzig Eine,
Mein eigen sein?

Da stand ich wirklich vor ihr nun,
Mein Auge durft' in ihrem ruh'n,
Ich hielt die Hand und wagt' es kaum,
Mir schien's ein köstlich falscher Traum.
O daß mich weckt kein lautes Wort!
So war denn Stolz und Rede fort,
So stand ich da und schaut' sie an,
Ich stummer übersel'ger Mann!
Doch tief im Herzen heimlich bang
Vernahm ich leis den alten Sang:

Wärst du, wärst du die Meine,
Wärst mein du, wärst du mein!
Ich muß, du einzig Eine,
Dein eigen sein.
(S. 50-52)
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Es glänzt der Mond

Es glänzt der Mond, der still am Himmel lauscht,
O schau den See, der ihm entgegenrauscht!
Er schließt sein Stralen, sanft und göttlich rein,
Voll Sehnsucht in die tiefsten Wellen ein.
Du bist der Mond, der still am Himmel lauscht,
Ich bin der See, der dir entgegenrauscht.

Es glänzt der Mond, der still am Himmel zieht.
O lausch' dem Sänger, der ihm bringt sein Lied!
Mit Jubel singt er in die laue Nacht
Von seinem Glanz nur, seiner milden Pracht.
Du bist der Mond, der still am Himmel zieht,
Ich bin der Sänger, der dir bringt sein Lied.

Es glänzt der Mond, der still am Himmel säumt.
O schau die Erde, die zu ihm sich träumt!
In seines Märchenzaubers Himmelsruh
Schließt sorglos sie die müden Augen zu.
Du bist der Mond, der still am Himmel säumt,
Ich bin die Erde, die zu dir sich träumt.

Es glänzt der Mond, der still am Himmel schwebt.
O schau die Wolke die zur Höhe strebt!
Doch wie sie strebt mit ihrem duft'gen Flor,
Zu ihm da droben dringt sie nie empor.
Du bist der Mond, der still am Himmel schwebt,
Ich bin die Wolke, die zur Höhe strebt.
(S. 54-55)
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Botschaft

Da es bei uns zum Scheiden ging,
Wir wechselten nicht Pfand noch Ring,
Nicht Grüße und nicht Küsse.
Maiblümchen ruht am Busen dir,
Das nahmst du still und gabst es mir,
Dein Bild, dein Bild du Süße!

Nun da ich jüngst im Walde stand
Hab' ich zur Ferne treu gesandt
Dir tausend tausend Grüße,
Und da ich stumm so vor mich sah, -
Maiblümchen blüht' im Moose da,
Dein Bild, dein Bild du Süße!

Es sagt mir, daß da still und rein
Auf deiner Seele Frühlingsrain
Die Liebe blüh' und sprieße.
Und da ich zaghaft fern vor dir,
Schickst du den liebsten Gruß zu mir,
Dein Bild, dein Bild du Süße!
(S. 58)
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Dort und hier

Er füllte das funkelnde Glas bis zum Rand
Und hob es zur Höhe mit sicherer Hand,
Hell blitzt' es im träumerischen Auge sein:
Dir bring' ich's, du fernes Liebchen mein!
Wie weit sich die Ferne auch spannet und dehnt,
Sie bannt nicht das Herz, das zum andern sich sehnt,
Ob einsam du dort, ob einsam ich hier,
Die Lieb' ist bei dir und die Lieb' ist bei mir.

Ueber alle der Ferne unsäglichen Raum
Schwingt zu dir sich mit Grüßen und Küssen mein Traum.
Er nahet dir flüchtig im Abendverglühn,
Er kommt mit den Vögeln, die über dir ziehn,
Er flüstert im Hauch, der die Wang' dir umweht,
Er grüßet dich segnend im stummen Gebet.
Ob einsam du dort, ob einsam ich hier,
Die Lieb' ist bei dir und die Lieb' ist bei mir.

Gott grüße dich segnend, die ewig mir fern,
Du mein milder, mein freundlicher, lieblicher Stern!
In die Nächte des Grams, in die Tage der Pein
Schaust du tröstend mit Zauber des Friedens hinein.
Du schlüpfst in das Lied, das die Lippe mir summt,
Du schmiegst dich ins Herz, das in Sehnsucht verstummt.
Ob einsam du dort, ob einsam ich hier,
Die Lieb' ist bei dir und die Lieb' ist bei mir.

Mag Gott uns auch geben, es sei was es sei,
Wir tragen's ergeben, mit Lieb' und mit Treu'.
Und sollen wir ewig geschieden auch sein,
Wirst nimmer du mein und werd' nimmer ich dein, -
Wie weit sich das Leben auch spannet und dehnt,
Es bannt nicht ein Herz, das zum andern sich sehnt!
Ob einsam du dort, ob einsam ich hier,
Die Lieb' ist bei dir und die Lieb' ist bei mir.
(S. 60-61)
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Jüngst lag ich unter dem Rosenstock

Jüngst lag ich unter dem Rosenstock,
Dem üppigen, blüthenvollen,
Da ist auf mich ein leichtes Geflock
Von rosigen Blättchen gequollen.

Da war es mir im tiefen Sinn,
Als sei'st du selbst die Rose,
Als streutest du flüchtig auf mich hin
Der Worte heitres Gekose.

Dein Wort es gleicht den Blättchen fein,
Der Elfen duft'gem Pokale.
Was legst du alles leise hinein
In die zierliche kleine Schale!

O daß ich dürft' ein einzigmal
Dem rechten Worte lauschen!
O dürft' ich an solchem Duftpokal
Nur einmal mich berauschen!

Da rauscht' der Wind, ich fuhr empor,
Die Blättchen hört' ich tönen:
Was willst du nur du armer Thor,
Mit deinem ewigen Sehnen?
(S. 61-62)
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Ewig neu

Lächle nicht, wenn du mich träumend
Siehst Dir gegenüber stehn,
Wenn im tiefen seligen Schweigen
Jedes Wort muß still vergehn.

Ist mir's doch, als ständ' vor dir ich
Stets zum erstenmale heut,
Und als säh' zuerst ich heute
Diese Huld und Lieblichkeit.

Stets wie einst am ersten Tage
Steh' verwirrt und stumm ich hie,
Und ich schaue und ich zage,
Denn ich faß' dich nie und nie.

Lächle nicht, o laß mich träumen!
Ich so arm und du so reich!
Eine wolkenlose Sonne,
Ewig neu und ewig gleich.
(S. 63)
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Erwartung

Wie der Park so still, wie die Luft so lau!
Wie die Sterne blitzen von himmlischer Au'!
Und die Blüthen und Blätter wispern so viel,
Thauwürmchen leuchten im Moose kühl,
Es flüstert der See mit silbernem Klang.
Mein Herze lauscht:
Der See nur rauscht.
O mein Lieb, o mein Lieb, was säumst du so lang'!

O du Nacht, o du Nacht, wo ich sehnend geharrt,
Wo das liebende Aug' in das Dunkel gestarrt!
Wenn es huschend und weiß durch die Büsche sich schmiegt
Und athemlos lächelnd im Arme mir liegt,
An der Brust mir verbirgt sich die schämige Wang' -
Mein Herze lauscht:
Der Busch nur rauscht.
O mein Lieb, o mein Lieb, was säumst du so lang!

O du Nacht, o du Nacht, von Gewährung umkränzt,
Wo im flüsternden Dunkel die Liebe nur glänzt!
O du Küssen und Kosen gedankenberaubt,
Wo die Bäume mit Blüthen bestreu'n uns das Haupt,
Wo die Blüthe der Liebe dem Herzen entsprang!
Mein Herze lauscht:
Die Blüthe rauscht.
O mein Lieb, o mein Lieb, was säumst du so lang!

O mein Lieb, o mein Lieb, was säumest du fern!
O erstrale durch's Dunkel mein schimmernder Stern!
Es errauschet der Park, es errauschet die Flut,
O sie locken und locken mit heimlicher Glut!
Und es locken die Sterne verschwiegen und blank -
Mein Herze lauscht:
Es rauscht! Es rauscht!
O mein Lieb, o mein Lieb, ich harrte so lang'!
(S. 79-80)
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Mein Lieb ist eine Blume wild,
Eine wilde, wilde Blum',
Und was mein Herz und Aug' erfüllt,
Ist all ihr Preis und Ruhm.
Eine wilde Blume, licht und hell,
Die blüht nicht auf am Waldesquell,
Die blüht nicht am Wiesenrain -
Hell blüht sie auf am Herzen mein.
Mein Lieb, daß Gott dich vielmal grüß',
Meine wilde, wilde Blume süß!
Durch Fern' und Zeit, in Lust und Leid
Bist mein du nun in Ewigkeit.

Im Garten rings der großen Welt
Zieh still umher ich weit.
Wie ist da alles wohl bestellt
Und prahlt im stolzen Kleid!
Das hab' ich keck mir angeschaut,
Fand manch ein wunderseltsam Kraut,
Fand manche Blüthe zart und schön,
Ließ ihren Duft mich tief durchweh'n.
Mein Lieb, daß Gott dich vielmal grüß',
Meine wilde, wilde Blume süß!
Durch Fern' und Zeit, in Lust und Leid
Bin dein ich nun in Ewigkeit.

Als du zuerst mich angelacht,
Nur einmal, frei und hell, -
Der Märchen alte Zaubermacht
Durchwogte mich zur Stell'.
Es wogte süß, es wogte bang
Ein heimlich sehnsuchtsvoller Drang,
Verschwieg'ne Glut, verborg'ne Lust,
Endlose Liebe in enger Brust.
Mein Lieb, daß Gott dich vielmal grüß',
Meine wilde, wilde Blume süß!
Durch Fern' und Zeit, in Lust und Leid
Bin dein ich nun in Ewigkeit.

Es weht die Luft mit leisem Duft -
Weiß wohl, was der mir bringt.
Aus blauer Höh' ein Vogel ruft -
Weiß wohl, was der mir singt.
Es grüßt der Duft so leis von dir,
Das Vöglein lockt: komm heim zu ihr,
Und pfleg' sie süß und wieg' sie mild,
Dein süßes Lieb, deine Blume wild!
Mein Lieb, daß Gott dich vielmal grüß',
Meine wilde, wilde Blume süß!
Durch Fern' und Zeit, in Lust und Leid
Bist mein du nun in Ewigkeit.
(S. 111-112)
_____



Mein Lieb, wenn ich gestorben bin,
Da bringt man dir das Herze mein.
Für dich nur schlug's, o Königin,
Bei dir nur will's auch still nun sein.

Wild schlug's und rasch und jubelvoll,
Von Säumen hat es nie gewußt,
Doch was drin tollte, klang und quoll -
Dir blieb es treu in aller Lust.

Nicht weine drauf und klage nicht!
Mein Lieb, es hat dich nie betrübt.
O lächle sonnig drauf und licht!
Dein Lächeln hat's so sehr geliebt.

Und wenn's dir weh und wenn's dir wohl,
Leg' nur wie einst dein Köpfchen dran;
Sein altes Lieben, mein Idol,
Umschwebt dich froh und schirmend dann.

Mein Lieb, wenn ich gestorben bin,
Da bringt man dir das Herze mein.
Für dich nur schlug's, o Königin,
Bei dir nur will's auch still nun sein.
(S. 113)
_____



Und als ich sprach: nun muß ich von hier,
Hinaus in's lustige Waldrevier!
Da lacht' sie hell, da lachte sie laut,
Und hat in's Aug' mir spöttisch geschaut,
Und hockt' mir rosig sich auf den Schooß:
Nun pflück' vom Haag die duftige Ros'!
Und neigte mir zu ihr Auge so schnell:
Nun schöpf' am Rain vom springenden Quell!

Sie schüttelte keck der Locken Geflut:
Nun ruh' in der Sonne blitzender Glut!
Sie lachte so hell, sie lachte so frisch:
Nun lausch' den Vögeln im lust'gen Gebüsch!
Sie reichte mir neckend die Lippen roth:
Wie thut des Waldes Duften dir noth!
Sie schmiegte sich schlank, sie schmiegte sich warm:
Nun geh, - verlasse des Liebchens Arm!
(S. 114)
_____



Wie der Sommernacht verschwieg'ne, heimlich süße, tiefe Glut,
Wie des Mondscheins magisch sanfte, wunderbare Zauberflut,
Wie des Meergewogs verlockend, sel'ger voller Nixenklang
Füllt mein Herz unwiderstehlich deiner Liebe Rausch und Drang.

Heer der Stunden, das umsonst mir arm und leer vorüberging,
Als noch an der duftlos blassen Lipp' der Welt ich träumend hing,
Als mit Kindertand den Thoren eingewiegt sie allzumal
Und heimtückisch jeden Tag mir aus dem kurzen Leben stahl!

Kann nun säumen nicht noch rasten, hab' vergessen aller Ruh',
Hab' vergessen Weh und Sorge, Traum und Säumen all dazu.
Lieben muß ich, lieben, lieben! Lieb' und Leben im Verein
Flammt durchs trunkne Haupt mir prächtig, stralet in des Herzens Schrein.

Reiches Herz des sel'gen Lebens, du der Seele Sonnenlicht,
Zürnst du, wenn ich stets dich schauen, wenn ich lassen kann dich nicht?
Zürnst du, wenn ich dich umschlingen ewig will mit Liebesmacht,
Daß du flieh'st nicht, wie das glüh'nde Traumbild einer tollen Nacht?!

Weißt du, wie so reich das Lieben, und das Leben wie so kurz?
Wie so flüchtig Glück und Glauben? wie so schroff der Zeiten Sturz?
Weißt du, wie viel Stunden flogen, wo ich ahnungslos dir fern?
Weißt du, welch ein Stralenabgrund all dein Wesen, o mein Stern?

Laß mich halten dich, mein Leben, dich umfangen spät und früh,
Ew'gen Zauber trunken saugen aus des tiefen Aug's Magie!
Laß mich lauschen still und schauen, Herz an Herz und Hand in Hand,
Wenn, o Blume du der weiten Welt, dein Duft mich übermannt!

Aus der Menschheit wählt durchschauernd uns der Liebe heißer Kuß,
Daß du mir nur sollst gehören, daß dein eigen sein ich muß!
Durch die Ferne, durch die Schranken trieb's uns zu einander hin,
Und im Herzen deines Königs thronst du, meine Königin.
(S. 117-118)
_____



In Liebeslust verlangen
Glückselig nach dem Tod,
Wenn deine Lippen hangen
An Lippen lebensroth.
Wenn deine Augen sinken
In Augen tief und licht -
In solcher Lust nur trinken
Den Tod - das kann ich nicht.

Den Tod laß ich den Tröpfen,
Die seufzend rings ich seh',
Ich will das Leben schöpfen
Aus deiner Liebe See!
Es rauscht in meinen Adern
Mit stürmisch heißem Drang,
Ich will mit ihm nicht hadern,
Und währt' es noch so lang!

Ich will das Leben haben,
Das Leben voll und ganz!
Es soll mich selig laben
Sein reichster Blüthenkranz.
Ich will in deinen Armen
Nicht ruhen todt und stumm,
Die Arme schling, die warmen
Ich fest um dich herum.

Ich will dein Lachen hören
Und jauchzen selbst darein,
Ich will dich lieben lehren
Und selbst dein Schüler sein.
Ich will dir sein ergeben,
Dich halten tief bewußt,
Und leben mit dir, leben!
Das heiß ich Liebeslust.
(S. 118-120)
_____



Mein Lieb', als ich geträumt heut Nacht,
Da war der Lenz umher erwacht,
Es drängt' vor mir und sprang empor
Endlos ein prächt'ger Blumenflor.

Und wie das duftet', wie das blüht',
Mir märchenschön entgegenglüht', -
Da schwoll mein Herz als wollt' hinaus,
Die Arme breitet' weit ich aus.

Da waren all die Blumen fort,
Du, o Geliebte, standest dort,
Sahst lachend mir ins Aug' hinein,
Warfst jubelnd dich ans Herze mein.
(S. 121)
_____


Aus: Gedichte von Edmund Hoefer
Zweite Auflage
Stuttgart Verlag von Adolph Krabbe 1861

 


Biographie:

http://de.wikipedia.org/wiki/Edmund_Hoefer




 

 


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