Pauline Hoffmann von Wangenheim (1856-?) - Liebesgedichte

 

 

Pauline Hoffmann von Wangenheim
(1856-?)


Treue

Ja kämen die Sterne selber herab
Und sprächen: "Machs Herze dir frei!"
Ich schlänge die Fesseln nur fester um mich
Und bliebe dir treu!

Und kämen die Wogen mit schmeichelndem Klang
Und sprächen: "Laß kühlen die Glut!"
Ich nährte die Flamme doch stetig fort
Und bliebe dir gut!

Ja kämen die Blümchen alle zu mir
Und sprächen: "Bei uns doch bleib!"
Ich wiese sie alle trotzig zurück
Und würde dein Weib.
(S. 205)
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Sehnsucht

Rings prangt die Flur im Frühlingsschmuck
Und duftet, grünt und blüht,
Sacht über sie mein Sehnen schwebt
Als stilles Klagelied.

Und mit den Vöglein zieht mein Herz
Ins ferne, fremde Land,
An das in meinen Träumen mich
Ein süßes Ahnen bannt.

Im Geiste reich und wunderbar
Schau ich die Märchenpracht,
Die mir in ihrem vollsten Glanz
So traut entgegenlacht.

Doch ach, im Liede sing' ich nur
Von meinem fremden Glück,
Mich hält ein lieber, böser Stern
Im Heimatland zurück.
(S. 206)
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Gedichte aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888

Biographie:

Hoffmann, v. Wangenheim, Frau Pauline, Erfurt, Dorotheenstrasse 5. Am 19. Juli 1856 wurde sie in dem kleinen Landstädtchen Seyda in der Provinz Sachsen, in der damals ihr Vater, Major Freiherr von Wangenheim mit seiner zahlreichen Familie lebte, geboren. Von Jugend an kränklich, lernte sie frühzeitig den Ernst des Lebens kennen, welcher ihr aber die ihr angeborene Frohnatur nicht ganz rauben konnte. Ihrer poetisch beanlagten Mutter verdankt sie die Gabe zum Dichten und Fabulieren. Zuerst erschienen Gedichte und kleine Aufsätze von ihr in verschiedenen Zeitschriften, später die Lieblingskinder ihrer Muse, die Märchen. Nachdem sie die geistige Bekanntschaft des Dichters Richard von Meerheimb in Dresden gemacht hatte, mit welchem sie innige Freundschaft bis zu seinem im Jahre 1896 erfolgtem Tode verband, wandte sie sich der von ihm neu geschaffenen Dichtungsform, dem Psychodrama, zu. Ein Lustspiel "Eisbekanntschaft" erschien von ihr 1887 im Verlag von Fr. Bartholomäus, Erfurt. Im Verlag von J. Küstmann (Gustav Winter) Bremen erschienen 1893 Psychodramen von ihr. Seit dem Jahre 1883 lebt sie in glücklichster Ehe in Erfurt.

aus: Lexikon deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898
 

 


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