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Alois Jeitteles
(1794-1858)
Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
An die ferne Geliebte
Liederkreis
1.
Auf dem Hügel sitz'
ich spähend
in das blaue Nebelland,
nach den fernen Triften sehend,
wo ich dich, Geliebte, fand.
Weit bin ich von dir geschieden,
trennend liegen Berg und Thal
zwischen uns und unserm Frieden,
unserm Glück und unsrer Qual.
Ach, den Blick kannst du nicht sehen,
der zu dir so glühend eilt,
und die Seufzer, sie verwehen
in dem Raume, der uns theilt.
Will denn nichts mehr zu dir dringen,
nichts der Liebe Bothe sein?
Singen will ich, Lieder singen,
die dir klagen meine Pein!
Denn vor Liedesklang entweichet
jeder Raum und jede Zeit,
und ein liebend Herz erreichet,
was ein liebend Herz geweiht!
(S. 3-5)
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2.
Wo die Berge so blau
aus dem nebligen Grau
schauen herein,
wo die Sonne verglüht,
wo die Wolke umzieht,
möchte ich sein!
Dort im ruhigen Thal'
schweigen Schmerzen und Qual.
Wo im Gestein
still die Primel dort sinnt,
weht so leise der Wind,
möchte ich sein!
Hin zum sinnigen Wald
drängt mich Liebesgewalt,
innere Pein.
Ach, mich zög's nicht von hier,
könnt' ich, Traute, bei dir
ewiglich sein! (S.
6-7)
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3.
Leichte Segler in den
Höhen,
und du Bächlein klein und schmal,
könnt mein Liebchen ihr erspähen,
grüsst sie mir viel tausend mal.
Seht ihr Wolken sie dann gehen
Sinnend in dem stillen Thal,
lasst mein Bild vor ihr entstehen
in dem luft'gen Himmelssaal.
Wird sie an den Büschen stehen,
die nun herbstlich falb und kahl,
klagt ihr, wie mir ist geschehen,
klagt ihr, Vöglein, meine Qual!
Stille Weste, bringt im Wehen
hin zu meiner Herzenswahl
meine Seufzer, die vergehen
wie der Sonne letzter Strahl.
Flüstr' ihr zu mein Liebesflehen,
lass sie, Bächlein, klein und schmal,
treu in deinen Wogen sehen
meine Thränen ohne Zahl.
(S. 8-11)
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4.
Diese Wolken in den
Höhen,
dieser Vöglein muntrer Zug
werden dich, o Huldin, sehen.
Nehmt mich mit im leichten Flug'!
Diese Weste werden spielen
scherzend dir um Wang' und Brust,
in den seidnen Locken wühlen -
Theilt' ich mit euch diese Lust!
Hin zur dir von jenen Hügeln
emsig dieses Bächlein eilt.
Wird ihr Bild sich in dir spiegeln,
fliess zurück dann unverweilt!
(S. 12-13)
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5.
Es kehret der Mayen,
es blühet die Au'.
Die Lüfte, sie wehen so milde, so lau,
geschwätzig die Bäche nun rinnen.
Die Schwalbe, die kehret zum wirthlichen Dach,
sie baut sich so emsig ihr bräutlich Gemach,
die Liebe soll wohnen da drinnen.
Sie bringt sich geschäftig von Kreuz und von Quer
manch weicheres Stück zu dem Brautbett hieher,
manch wärmendes Stück für die Kleinen.
Nun wohnen die Gatten beisammen so treu,
was Winter geschieden, verband nun der May,
was liebet, das weiss er zu einen.
Es kehret der Mayen, es blühet die Au'.
Die Lüfte, sie wehen so milde, so lau.
Nur ich kann nicht ziehen von hinnen.
Wenn alles, was liebet, der Frühling vereint,
nur unserer Liebe kein Frühling erscheint,
und Thränen sind all ihr Gewinnen.
(S. 14-17)
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6.
Nimm sie hin denn,
diese Lieder,
die ich dir, Geliebte, sang,
singe sie dann Abends wieder
zu der Laute süssem Klang!
Wenn das Dämm'rungsroth dann ziehet
nach dem stillen blauen See,
und sein letzter Strahl verglühet
hinter jener Bergeshöh',
und du singst, was ich gesungen,
was mir aus der vollen Brust
ohne Kunstgepräng' erklungen,
nur der Sehnsucht sich bewusst.
dann vor diesen Liedern weichet,
was geschieden uns so weit,
und ein liebend Herz erweichet,
was ein liebend Herz geweiht!
(S. 18-22)
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Aus: An die ferne Geliebte
Ein Liederkreis von Al. Jeitteles
für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte
von L. v. Beethoven 98stes Werk
Wien 1816
Biographie:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alois_Jeitteles
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