Adam Krieger (1633-1666) - Liebesgedichte



Adam Krieger
(1634-1666)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 




Der Augen Schein sein Scherz und Pein

Ihr schönen Augen! ihr heller Glanz!
Wer wird euch taugen, ihr blendet ganz!
Ihr klaren Sternen scheint gegen mir,
als wie von fernen, des Himmels Zier.

Ihr blanken Fackeln, beleuchtet mich,
Mit holden Wackeln, gar innerlich.
Ihr Silberstrahlen, glänzt ja so sehr,
Als man kann malen der Sternen Heer.

Ihr güldnen Blitze, tanzt auf mich zu,
Daß ich mich stütze, auf eure Ruh.
Ihr Augenlieder, wenn ihr euch regt,
So hin und wieder, bin ich erlegt.

Ihr Sonnen wecket, mich wieder auf,
Ich war verstecket, für eurem Lauf,
Ihr schnellen Boten, der Liebeslust,
Knüpft manchen Knoten, in meiner Brust.

Ihr süßen Blicke, löst wiederümb,
Was eure Stricke geknüpft im Grimm.
Ihr Wunderkerzen, wie steckt ihr an,
Daß man die Schmerzen kaum dulden kann.

Ihr lieben Lichter, verblendet oft
Viel Angesichter, ganz unverhofft.
Zünd't an ihr Flammen, gleich alle Welt,
Laßt nur beisammen, was mir gefällt.

Zwar viel zu wenig bin ich für euch,
Wär ich schon König, und hätt' ein Reich.
Wiewohl ich brenne, in voller Glut,
Und fühl' und kenne, mein armes Blut.

Was kann ich machen; das Venuskind
Durch euer Lachen mich so entzünd't.
Ich bin geboren zur Sterblichkeit
Und ganz verloren bei dieser Zeit.

Weil ich muß lieben, was göttlich ist,
Wie soll ich üben die süße List?
Ich muß vergehen durch ihren Strahl,
Ich kann kaum stehen, in meiner Qual.

Wie will es werden, wenn mich so fort,
Auf dieser Erden die Lieb ermord't.
Ich kann nicht sehen, wie mir hierbei,
Es mag geschehen, zu helfen sei.

Denn wer an Götter, sich hat vergafft,
Wird als ein Spötter, dahin gerafft.
Nun, soll ich sterben, so hab ich doch,
Für allen Erben, den Vorzug noch.

Daß um was Göttlichs, ich fort gemußt,
Und nicht was Spöttlichs, erstickt die Brust.
Drumb ist mirs 'gangen wie Icaro:
Ich wollte prangen, und sterbe so.
(S. 12-13)
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Der Unbestand ist Ihr verwandt

Schönste wo denkst du hin?
Wie veränderst du deinen Sinn?
Wie du mir so oft versprochen,
hältst du mir nicht,
alle meine Pein,
ist dir nur ein Schein.
Wie viel hundert Tag und Wochen
stehn mir umsonst verpflicht?

Quäle mich doch nicht mehr,
Denn es bringt dir gar wenig Ehr,
Aller Unbestand vergehet
Endlich mit dir,
Aber Redlichkeit
Ändert keine Zeit,
Tugend und die Wahrheit stehet
Allezeit für und für.

Bist du doch wie der Mond,
Dessen Wirkung in dir recht wohnt,
Wie derselbe sich verwandelt,
Hältst du dich auch.
Deine Gunst und du,
Nehmen ab und zu,
Wo hast du dir doch erhandelt
Immermehr den Gebrauch?

Bist du doch wie der Wind,
Den man überall hört und find't.
Wenn man nach ihn
(sic) greift und fühlet,
Fleucht er dahin,
Und die leere Luft
Machet lauter Duft:
Eben also zielt und spielet
Immer dein eigner Sinn.

Schönste bedenk dich doch,
Und erquicke mich endlich noch,
Alle wundervollen Gaben,
Hast du an dir,
Nur der Unbestand,
Der dir so verwandt,
Machet daß du nicht kannst haben,
Völlig die rechte Zier.

Liebste wohlan! es sei,
Bleibe mein, denn ich bin dir treu.
Was in meinen
(sic) ganzen Herzen,
Üblichen ist,
Soll nunmehr allein,
Dir zu diensten sein;
Laß uns immer lieblich scherzen,
Weil du noch bei mir bist.
(S. 14-15)
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Adonis Tod bringt mich in Not

Wo muß der schöne Jäger sein,
Adonis meine Seele?
umb den ich in verliebter Pein
mich ofte plag' und quäle.
O bittre Pein! über die wohl nichts kann sein;
ein wildes Schwein hat den erschlagen, Ach!
Ach! Ach! Ach! den ich ewig muß beklagen.

O Angst und Not!
O Angst und Not!
Ach Adonis ist tot!
O Angst und Not!
Ach Adonis ist tot!
Mein Adonis ist tot!
Ach Adonis ist tot!
O Angst und Not!
Mein Adonis ist tot!
O Angst und Not!

Er eilt dem bloßen Wilde nach
und ich des selben Schatten.
Sein Herz und Sinnen
sein die Schmach,
so mich sonst bei sich hatten.
O süßes Herz!
sonst ein Scherz,
und nun mein Schmerz,
muß Dich ein grimmig Tier
ertöten, Ach!
Ach! Ach! Ach! und die schöne Zier erröten.

O Angst und Not!
O Angst und Not!
Ach Adonis ist tot!
O Angst und Not!
Ach Adonis ist tot!
Mein Adonis ist tot!
Ach Adonis ist tot!
O Angst und Not!
Mein Adonis ist tot!
O Angst und Not!

Ich habe seinen Hut gesehen
und mehr von ihm im Walde
O Himmel, laß es doch geschehn,
daß ich ihn finde balde.
O herbe Qual! die mir als Donnerstrahl,
das Mark in Beinen ganz versehret,
Ach! Ach! Ach! und des Herzens Blut verzehret.

O Angst und Not!
O Angst und Not!
Ach Adonis ist tot!
O Angst und Not!
Ach Adonis ist tot!
Mein Adonis ist tot!
Ach Adonis ist tot!
O Angst und Not!
Mein Adonis ist tot!
O Angst und Not!
(S. 16-17)
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Die Liebesglut verkehrt den Mut

Ach daß doch das schlimme Lieben,
mir so gar zuwider ist.
Soll ich es noch länger üben,
merk' ich daß
es mich auffrißt.
Alle mal, wird die Qual,
bei mir neu
geboren,
und die Freud ist allezeit
durch sie verloren.

Diese muß ich Liebste heißen,
Die mich ohne Gunst sieht an,
Andre, so sich umb mich reißen,
Sind bei mir ganz ausgetan.
Welcher Schmerz,
Kann mein Herz,
Auch wohl ärger quälen?
Solches Leid
Ist mir bereit,
Und nicht zu zählen.

In dem Herzen heg' ich Flammen,
In den Augen fühl' ich Glut,
Die verschwören sich zusammen,
Über mein entzünd'tes Blut.
Keine Nacht
Hab' ich Macht,
Ohne solches Kämpfen,
Und da wüßt
Ich keine List,
Wie sie zu dämpfen.

O Cupido deine Blitze
Sein zu schrecklich über mich,
Worzu ist das Kerkern nütze?
Worzu ehr' und lieb ich dich?
Stets zu sein
Nur in Pein,
Und nicht Hülf erwerben
Das geht ja
Mir allzu nah,
Ich muß verderben.

In der Blüte meiner Jahre
Sieht mich keine Venus an!
Und wenn ich es länger spare,
Werd' ich endlich ausgetan.
Jämmerlich
Soll ich mich,
Zu der Unlust zwingen,
Und ich muß
Nun mit Verdruß
Die Zeit hinbringen.

Welch Verhängnis muß mich stürzen,
Daß ich so mit Unbestand
Mir mein Leben soll verkürzen
Hier in diesem Jammerland?
Ei geht hin!
Weil ich bin
Durch den Tod verdorben;
Gute Nacht!
Die Du gemacht,
Daß ich gestorben.
(S. 20-21)
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Der Liebe Macht herrscht Tag und Nacht

Nun sich der Tag geendet hat,
und keine Sonn' mehr scheint,
schläft alles was sich abgematt',
und was zuvor geweint.

Nur ich ich gehe hin und her,
Und suche, was mich quält,
Ich finde nichts als ohngefehr
Das, was mich gar entseelt.

Ihr Sternen hört zwar meine Not,
Ihr helft mir aber nicht,
Wenn euer Einfluß macht mich tot
Und blendet mein Gesicht.

Ihr schickt mir wohl die Liebe zu
Und zeigt mir ihren Schein,
Durch den ich Armer, ohne Ruh,
Muß stets gequälet sein.

Diana, denke, wenn du küßt
Auf jenem Berge dort,
Wie lachst du, wenn du bei ihm bist,
Doch schläft er immerfort.

Tut es dir wohl, wenn du dich labst
Und stillest die Begier?
So lob ichs, wenn du mich begabst
Mit meiner Zier allhier.

Du Schöne bist in Schlaf gebracht
Und liegst in stiller Ruh!
Ich aber geh die ganze Nacht
Und tu kein Auge zu.

Erhöre doch den Seufzerwind,
Der durch die Fenster geht,
Der sagt dir, wie du mich entzünd't,
Und wie es mit mir steht.

Bist du der Ursprung meiner Pein,
So such ich bei dir Rat,
Durch dich kann mir geholfen sein!
Ach! tu es in der Tat.

Indessen habe gute Nacht!
Du meine Lust und Pein!
Und wenn du morgen aufgewacht,
So laß mich bei dir sein.
(S. 22-23)
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Pandorens Brust erstickt die Lust

Ihr süßen Seelen ohne Ruh',
ihr nur in Betrübnis lebet,
und stets in vollen Ängsten schwebet.
Ach! kommt und höret mir doch zu,
mir, dem ein Unglücksfall begegnet,
und täglich noch auf mich zu regnet
in Unschuld, da mir nichts bewußt,
O falscher Neid! O schwache Lust!

Ich meint ich wär ein göttlich's Kind,
Als ich den Feuerstrahl gestohlen,
Den sonst Prometheus unverhohlen
Am hohen Himmel angezünd't.
Ich habe mich und auch mein Herze
Verbrannt durch eine solche Kerze,
Die mir die rechte Todespein
Für allen andern dürfte sein.

Die Götter schicken mir nun zu
Pandoren, daß ich sie soll lieben.
Hingegen will sie mich betrüben
Mit ihrer Büchse sonder Ruh.
Doch wollen, halt' ich, die Planeten,
Daß sie mich nicht so bald soll töten.
Es mag Epimetheus tun,
Der will sie öffnen und nicht ruhn.

Nun Epimetheus hat's getan,
Und durch die Büchse der Pandoren
Ist alles Unheil schon erkoren.
O schöne Brust! O weißer Schwan!
Führst du doch unter deinen Federn
Auch schwarze Haut gleich andern Ledern;
Was Epimetheus angericht',
Das tut fürwahr Prometheus nicht.
(S. 24-25)
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Hier bringet ümb gedritter Grimm

Halt ein, halt ein, ich bin schon tot!
Halt ein Aurora!
Halt ein Pandora!
Halt ein o Flora!
Halt ein, halt ein in meiner Not!
Wie soll ich doch Auroren lieben,
da mich ihr Glanz schon längst vertrieben,
wie soll ich doch Pandoren ehren,
da sie mich suchet zu verzehren?
Wie soll ich dir o Flora dienen,
da du mir doch nicht mehr willst grünen?
Halt ein Aurora!
Halt ein Pandora!
Weh mir o Flora!

In Dreie bin ich gleich verliebt!
In dich Aurora!
In dich Pandora!
In dich o Flora!
Ihr Dreie habt mich gleich betrübt:
Aurora hat mir viel erwiesen,
Itzt aber werd ich schlecht gepriesen.
Pandora sucht mich zu ertöten,
Sie hat es aber nicht von Nöten,
Und Flora will mich nicht mehr krönen,
Viel lieber will sie mich verhöhnen.
Halt ein Aurora!
Halt ein Pandora!
Weh mir, o Flora!

Als drei Göttinnen ehrt ich euch!
Dich o Aurora.
Dich o Pandora.
Und dich o Flora!
Itzt als drei Parzen all' zugleich:
Aurora legt des Flachses Locken
Als Clotho schon an ihren Rocken,
Pandora spinnet meine Schmerzen
Mit mir, als Lachesis, von Herzen.
Und Flora schneid't den Lebensfaden
Gleich ab als Atropos zum Schaden.
Weh mir Aurora!
Weh mir Pandora!
Weh mir, o Flora!
(S. 26-27)
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Wer sich verliebt, wird sehr betrübt

Ach wie glückselig ist ein Herze,
das nicht mehr als sich selbsten kennt,
von keiner fremden Flamme brennt,
selbst seine Lust und selbst sein Schmerze,
seit daß ich nun verliebet bin,
so ist mein ganzes Glücke hin.

Ich schlaf, ich träume bei den Wachen,
Ich ruh und habe keine Ruh,
Ich tu' und weiß nicht was ich tu,
Ich weine mitten in dem Lachen,
Ich denk, ich mache dies und das,
Ich schweig' und red' und weiß nicht was.

Die Sonne scheint für mich nicht helle,
Mich kühlt die Glut, mich brennt das Eis,
Ich weiß und weiß nicht was ich weiß,
Die Nacht tritt an des Tages Stelle.
Itzt bin ich dort, itzt da, itzt hier,
Ich folg' und fliehe selbst vor mir.

Bald billig' ich mir meinen Handel,
Bald drauf verklag' ich mich bei mir,
Ich bin verändert für und für
Und standhaft nur in steten Wandel,
Ich selbst bin mit mir selbst nicht eins,
Bald will ich alles, bald gar keins.

Wie wird mirs doch noch endlich gehen?
Ich wohne nunmehr nicht in mir.
Mein Schein ist es nur den ihr hier
In meinem Bilde sehet stehen.
Ich bin nun nicht mehr selber ich,
Ach Liebe, worzu bringst du mich!
(S. 28-29)
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Der Schönheit Blum' erteilter Ruhm
Der Häßlichkeit verderbtes Leid

1. Stimme
Du Wunder der Natur,
du Schauplatz aller Zierlichkeiten,
der Kranken rechte Kur,
ein Freudenleben allen Leuten.
Hörzu, du schöne Dirne,
hör zu, wie ich dich lobe,
und dich zu einer Probe
erhebe an das Gestirne.

Du Abgott meiner Brust,
Du Wohnhaus der verliebten Seelen!
Du angenehme Lust,
Wer kann dein Lob wohl recht erzählen?
Du Venus meines Herzens,
Du Wollust alles Scherzens,
Du Zierde dieser Erden,
Mußt recht erhöhet werden.

Du Göttin in der Welt,
Du Preis der allerschönsten Sinnen!
Wer ist, der dir gefällt,
Wen wirst du wohl noch lieb gewinnen?
Du Sonne der Verliebten,
Du Wonne der Betrübten,
Du schimmerst uns von Fernen,
Als wie das Licht der Sternen.

Schließ mich in deine Gunst,
Und laß mich in dein Herze schreiben:
Ich werd' in meiner Brunst,
Dir ewiglich zu Dienste bleiben,
Und zwar von ganzen Herzen,
In Leid und Freud und Scherzen:
Dein schöner Ruhm soll bleiben,
So lange man wird schreiben.

2. Stimme
Du Scheusal der Natur,
du Brandmal aller Häßlichkeiten,
der Toten letzte Kur,
ein Ekel allen andern Leuten.
Hör zu, du schnöde Dirne,
hör zu, wie ich dich lobe,
und dich zu einer Probe
noch mehr, noch mehr erzürne.

Du unflatsvolle Brust!
Du Kerker der betrübten Seelen!
Du hemmest alle Lust!
Wer kann dem Neide wohl erzählen,
Die Laster deines Herzens
Und angeregten Schmerzens?
Du Schande dieser Erden!
Mußt recht gestürzet werden.

Du Närrin in der Welt,
Du Qual der allerschlimmsten Sinnen!
Was an dir ist, mißfällt,
Und wird gar niemand lieb gewinnen,
Du Spott der Tiefverliebten,
Du Pein der Hochbetrübten,
Du scheinest uns von Fernen,
Wie finstere Laternen.

Ich schieß in deine Gunst
Den Pfeil, den ich dir werde schreiben,
Zum Denkmal meiner Brunst,
Von der gar nichts wird übrig bleiben,
Und zwar von ganzen Herzen,
Im Trauren mehr als Scherzen,
Dein schnöder Ruhm soll bleiben,
So lange man wird schreiben.
(S. 32-34)
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Den liebsten Lohn gibt Venus' Sohn

Venus
Geh, geh mein kleiner Sohn,
geh, geh und lauf geschwind,
du allerliebstes Kind,
entzünde derer Herzen,
die in der Liebe schon
mit Lust verbunden sein,
hilf ihren Herzen scherzen.

Cupido
Ich hab es schon getan,
und Bogen, Pfeil und Hand,
auf sie zugleich gewandt,
nun hab' ich Euch vernommen
und will so gut ich kann,
Frau Mutter, Eurem Wort
und Willen bald nachkommen.

Venus
Laß deine Kräfte sehn,
Die weder Gott noch Mann,
Wie du verrichten kann.
Wer fleucht nicht deine Flammen,
Wie oft ist es geschehen,
Daß du den Mars und mich,
Gar bald gebracht zusammen.

Cupido
Schon ich der Mutter nicht,
So werd ich auch nicht viel
Nach andrer Leute Spiel
Mit meinem Herzen fragen,
Drumb bin ich schon erpicht,
Durch dies verliebte Paar
Den Liebespfeil zu jagen.

Venus
Und wenn du nun mein Kind,
Den Bogen abgedrückt,
Sobald du hast gezückt,
So werden sie empfinden,
Wie du sie angezünd't.
Da müssen sie sich erst
Recht in sich selbst verbinden.

Cupido
Mir ist die Kunst gemein,
Ich habe ja geübt
Dies Handwerk und beliebt,
Wer will vor meinen Pfeilen
Entfliehn und sicher sein?
Das kann mir niemand tun,
Und ich muß selber heilen.

Venus
Das ist das Beste noch,
Daß du bei deiner Pein
Kannst selber Arzt mit sein.
Spann immer deinen Bogen,
Das süße Liebesjoch,
Und drück' ihn auf sie los,
Sie bleiben dir gewogen.

Cupido
Wer wollt auch zornig sein,
Indem ich Frau und Mann,
Hierdurch erhalten kann?
Ihr Beide müßt mir halten,
Ich schieß auf Euch hinein,
Und sollte gleich noch mehr
Als Herz und Brust zerspalten.

Beide
So hat die Liebe nun
bei euch verliebten Beiden,
mit ihrer Macht gesiegt?
Seht wie es sich gefügt,
seht wie sie so bescheiden
da mit einander tun.
Es ist nichts Bess'res auf der Erden
als lieben und geliebet werden.

Ihr Schätzchen fügt euch doch
Noch etwas mehr zusammen!
Ei wie wird diese Nacht
Von Euch sein zugebracht?
Wir stärken eure Flammen
Und helfen euch auch nach.
Es ist nichts Bess'res auf der Erden,
Als lieben und geliebet werden.

Ihr Nymphen, die ihr hier
Der Hochzeit beigewohnet,
Sollt auch zu rechter Zeit
Empfinden diesen Streit.
Ihr seid noch nicht verschonet,
Indessen seht euch für.
Es ist nichts Bess'res auf der Erden,
Als lieben und geliebet werden.

Wir wünschen diesem Paar,
Des Himmels Glück und Segen,
Die Götter lassen sie
Mit ihrer Hilfe nie
Auf allen ihren Wegen,
Sie leben lange Jahr:
Weil doch nichts Bessres ist auf Erden
Als lieben und geliebet werden.
(S. 35-38)
_____



Der Schäferin gibt er sich hin
Nimm Schäferin nur alles hin

O schöne Schäferin,
du Lustgestalt,
zu dir steht Herz und Sinn,
mein Aufenthalt,
Dir sei ergeben
mein ganzes Leben,
und weil ich dein Diener bin,
Ei so nimm, Mund und Herz und alles hin.

Denn ohne dich, mein Licht,
Kann ich nicht sein,
Mir ist dein Angesicht
Ein goldner Schein.
Die süßen Blicke
Ziehn mich zurücke,
Und weil ich dein Diener bin,
Ei so nimm Mund und Herz und alles hin.

O wie vergnügt bin ich
In meiner Zeit
Und bloß nur über dich,
O Freundlichkeit.
Bleib meine Wonne,
Du schöne Sonne,
Und weil ich dein Diener bin,
Ei so nimm Mund und Herz und alles hin.

Ich zweifl' auch, Liebste nicht,
Daß sich dein Herz
Mir habe ganz verpflicht'
In Leid und Scherz.
So kann ich eben
Vergnüget leben,
Und weil ich dein Diener bin,
Ei so nimm Mund und Herz und alles hin.

Der Himmel segn' uns nur
In dieser Welt,
Und laß uns sanfte ruhn,
Wie's ihm gefällt,
Wir sehn zusammen
Die Liebe Flammen,
Und weil ich dein Diener bin,
Ei so nimm Mund und Herz und alles hin.
(S. 39-42)
_____



Was Fillis tut liebt auch sein Mut

Coridon
Fillis kannst du dich besinnen,
denkst du noch an dein Beginnen,
und an deinen stolzen Mut?
Weißt du noch von meinen Flammen
die zum brennen mich verdammen,
welches nur von dir herkömmt.

Fillis
Ja, ich weiß noch wohl dein Bitten,
deine ganz verbuhlten Sitten,
traun, ich bin dir noch nicht gut.
Keine Brunst hab ich gefühlet,
mir hat sie der Frost gekühlet,
und das Wasser überschwemmt.

Coridon
Weißt du nicht, wovon wir schwatzten,
Da wir uns zusammen satzten,
An den Bach ins grüne Gras?
Sagt'st du nicht, ich will verschieben
Mein noch allzu junges Lieben,
Bis es einmal Friede wird.

Fillis
Nein, ich hab es ganz vergessen,
Wo du dazumal gesessen,
Weiß auch nicht, worauf ich saß,
Was du schwatztest, Ach, mitnichten!
Es ist nur dein bloß Erdichten,
Das dich machet so verirrt.

Coridon
Bach, ich rufe dich zum Zeugen,
Gras, du wirst es nicht verschweigen,
Was du da gehöret hast.
Itzt da ich ein Freiherr werde,
Und in Frieden bau die Erde:
Mach doch Frieden auch mit mir.

Fillis
Rufe gleich auch alle Wälder,
Wasser, Wiesen und die Felder,
Da du jemals hast gerast't.
Ach gewiß ich will nicht beißen,
Noch dich in die Augen schmeißen,
Das versprech ich treulich dir.

Coridon
Vierzehn Tag hab' ich gesessen,
Und in Ruh mein Ränfftgen gessen,
Geb' auch keine Contribut.
Jedes Schaf, das wirft zu Paaren,
Das ich sonst noch nie erfahren,
Zwölfe bringt das alte Schwein.

Fillis
Ach, wie daucht dich das so lange,
Weißt du noch, wann dir war bange,
Da du fluchtest wie nichts Guts.
Laß sie werfen, laß sie tragen,
Du magst das und jenes sagen,
Soll ich darumb deine sein?

Coridon
Haus und Hof hab ich verzäunet,
Daß es alles nette scheinet,
Auch wohl weiß und braunes Kohl.
Fillis Fillis, ach mein Leben!
Fillis hör ich will dir geben
Schöne Fillis! dies und das.

Fillis
Mein! was sind das doch vor Fratzen?
Es seind lauter lahme Katzen,
Coridon gehab' dich wohl!
Was soll dies und das denn heißen?
Du wirst dich doch nicht zureißen,
Wie? seind dir die Augen naß

Coridon
Ich will dir mein Herze geben
Und dir stets zu Willen leben.
Fillis sprich nur einmal: ja!
Fillis, Leben, Sinn und Willen,
Hos' und Wams, die sollen stillen,
Dein Begehren Tag und Nacht.

Fillis
Wenn das ja nicht wollte binden
Dörft ich mich es unterwinden,
Doch es ist kein Wille da.
Deine Worte sind zwar süße,
Nur daß ich sie nicht genieße;
Doch hab ich sie hoch geacht!

Coridon
Fillis weißt du jene Stücken?
Jene Hufen die sich schicken
Gar zu wohl zu deiner Art!
Freilich Fillis, Pferd und Rinder,
Knecht und Mägde, Schaf und Kinder,
Welche mein sein, sollen dein.

Fillis
Willst du mir dieselben schenken,
Daß ich kann darbei gedenken,
Daß ich bin mit dir gepaart,
Coridon, je was man höret,
Was mich ganz und gar betöret,
Sollen diese meine sein?

Coridon
Ja, fürwahr, das was ich habe,
Und woran ich mich erlabe,
Soll dir stets zu Diensten sein.
Ja dein Liebster, weil die Wälder,
Weil die Gärten und die Felder,
Werden in dem Safte stehn.

Fillis
Ei nun ja ich will dich nehmen,
Ich will mich nach dir bequemen,
Ich will dein sein, sei du mein.
Gleichfalls sollst du dieses wissen,
Gib dich mir, ich will dich küssen,
Komm, laß uns zu Bette gehn.
(S. 45-47)
_____



An ihre Haar und göldne War

Ihr flammenden Haare,
o schönste Lieblichkeit,
und göldne Ware,
wie habt ihr mich erfreut.

Als euere Blitze
Zum ersten Mal' ich sah,
Entbrannte die Hitze
Bei mir, ach allzunah.

Ihr seidenen Stricke,
Wie habt ihr mich entzünd't,
Daß künftig die Blicke,
Nur bloß auf euch gesinnt.

Erhaltet mein Herze,
Sonst wünscht es sich den Tod,
Was hilft euch der Schmerze
In so verliebter Not?

Laßt euere Locken,
Auf meinen Wangen stehn,
So sollen zu Schocken
Die Küß auf euch los gehn.

Pflanzt euere Treue,
In die verliebte Brust,
Daß ich mich erfreue
In herzensvoller Lust.

Nehmt immer gefangen
Das, was ihr schon verstrickt,
Durch euer Verlangen,
Als ich euch erst erblickt.

Wollt ihr mich ergötzen
Und werdet ihr mir hold,
So will ich euch schätzen
Viel höher als das Gold.
(S. 48-49)
_____



Die Wankelmut erquickt sein Blut

O liebe Kränkerin, o zuckersüße Pein!
nun kann ich ferner nicht o Ärztin, krank mehr sein.
Wenn meiner Seufzer Dampf vermöcht an euch zu gehn,
Ihr würdet gar gewiß annoch ümbnebelt stehn.

So oft das Morgengold indeß mich angelacht,
So oft das Abendlicht, die Sternen mir gebracht,
Hat ein verliebtes Ach der so getreue Sinn
Nach euch mein ander Herz verzuckt geschicket hin.

Was Freude hab' ich nun, da mir das Glücke gibt,
Daß ich die sehen kann, die meine Seele liebt,
Das wieder mich beleucht derselben Augenblick,
Die mich gefangen führt in ihren Liebesstrick.

Dir Himmel, dir sei Dank zu tausendmal gesagt,
Daß diesen werten Schatz kein Unglück hat benagt,
Seint das Entfernen mir die Gegenwart geraubt,
Die keine Gütigkeit, mir wiederumb erlaubt!

Ihr schönstes schönes Kind, ich küß euch eure Hand,
Und mach euch meine Treu und Gunst nochmals bekannt.
Jedoch verzeihet mir, daß ich mich gebe kund,
Denkt, was das Herze will, verschweiget nicht der Mund.
(S. 50-51)
_____



Ihr bleibet nicht Bestand verpflicht'

Mein Lieb ist weiß wie Schnee,
schön wie das Firmament.
Wie aber in der Höh
alsbald sich das verwend,
in dem es seine Kreise
so rund umblaufen muß,
nach einer solchen Weise
bringt auch mein Lieb Verdruß.

Weiß wie der Schnee ist sie,
Wie aber der vergeht,
Und nach gefallner Müh'
Auch nirgend nicht besteht:
So ist sie von Gemüte
Das auserwählte Kind,
Ach! daß man ihre Blüte
Doch nicht vollkommen find't.

Wie sich der Himmel schmückt
Mit Farben umb und an,
So steht sie sonst entzückt,
Von Schönheit angetan,
Das schöne Himmelsblaue,
Führt ihrer Augen Schein,
Wann ich dieselben schaue,
So bin ich nicht mehr mein.

An ihren Wangen steht
Das rechte Morgenrot,
Und wann ihr Mund aufgeht,
So bin ich schon halb tot,
Indem die Westenwinde
(So sonsten gar nicht schlimm)
Mich aber zu geschwinde
Für Andern wehen üm.

Kann dies der Westenwind
Von meiner Schönen nun,
Wie muß (wann sie entzünd't)
Mein armes Herze tun?
Blitz, Donner, Hagel, Regen
Luft, Feuer, Reif und Tau,
Die können mich bewegen
Durch ihren Wunderbau.

Doch möcht es Alles sein,
Wann sie nur göttlich wär,
Und bliebe durch den Schein
In ihrer Zier und Ehr.
Nun aber weil ihr Leben
Dem Schnee so ähnlich bleibt,
So wird mir nichts gegeben,
Als das, was mich entleibt.
(S. 54-55)
_____



Ergötzlichkeit zu rechter Zeit

Komm Galathea, komm mein Herze,
komm meines Lebens Aufenthalt.
Was säumst du dich? Ach komm doch bald!
Schau wie die hohe Himmelskerze
die ganze weite Welt erfreut,
und ihre Strahlen auf sie streut.

Der Sommer hat sich nun gefunden,
Die Blumen stehn in voller Pracht,
Wer wollte denn nicht sein bedacht,
Sich zu gebrauchen solcher Stunden,
Da sich die Erde selbst verjüngt
Und lauter neue Früchte bringt.

Wir müssen uns're Jugend letzen,
Weil sie noch in der Blüte steht;
Wenn künftig ihre Pracht vergeht,
So muß man sich zum Ofen setzen.
Itzt darf bei uns kein Feuer sein,
Wir heizen uns noch selber ein.

Derhalben komm, ergreif die Flamme,
So mir aus meinem Herzen brennt
Und gleich nach deinen Augen rennt,
Als nach dem rechten Flammenstamme,
Und dämpfe meine heiße Glut
Durch dich und durch dein Rosenblut.

Aurora wird uns früh beleuchten,
Der Mittag wird uns kühle sein,
Die Sonne gibt uns ihren Schein,
Der Abend wird uns schon befeuchten
Die Nacht wird unsre Fröhlichkeit
Noch mehr ergötzen durch die Zeit.

So komm weil alles herrlich scheinet,
Und brauche deiner Jugend Frucht
Als einer süßen Liebessucht,
Eh sie das Alter selbst beweinet;
Denn der ist töricht, der nicht liebt,
Wann ihm die Jugend Kräfte gibt.

Wir sein deshalben ja geschaffen
Einander zur Ergötzlichkeit;
Wer wollte nun nicht sein bereit
Mit beiden Händen zuzuraffen?
Ergötze dich und letze mich:
Bist du vor mich, bin ich vor dich.
(S. 56-57)
_____



Die Liebe brennt, eh man sie kennt

So hat der Liebesgott nun obgesiegt,
und seiner Macht mich dennoch eingefügt,
bin ich denn nun der Freiheit ganz entwandt,
und in ein Weibesbild so leicht entbrannt?

Ach, freilich ja! Aurora scheint mir nicht
So wie mich deucht, mit ihrem Angesicht,
Gleich wie sie sonst zuvor in göld'ner Pracht,
Die runde Welt ergötzend angelacht.

Doch, wenn es itzt am frühen Morgen tagt
Und sie sich recht auf unsre Grenzen wagt,
So werd ich gleichwohl nach und nach entzückt,
Bis ich sie gänzlich freudenvoll erblickt.

Der klag ich dann und singe meine Not,
Wie mich die Nacht verlassen hat halb tot.
Jetzt aber ist mir wohl durch sie geschehn,
Weil ich vermeinte, nun mein Lieb zu sehn.

Geschieht es denn, daß ich die Schöne seh
Und durch den Tag mich ihren Blicken näh,
Ach, dann ertöt ich wieder mich durch sie,
Und also sterb ich bei der Nacht und früh.

Tritt dann der Mittag ferner bei uns ein,
So quälet mich noch mehr ihr Augenschein;
Kömmt dann der Abend nun bei uns heran,
So seh' ich sie mit lauter Seufzen an.

Da sterb ich denn aufs neue wieder hin,
Weil ihrer sich entschlagen muß mein Sinn.
Kömmt dann die finstre Nacht mit Macht herbei,
So schlag' ich mich mit lauter Fantasei.

Und also bin ich nun so sehr geplagt,
Seit daß Cupido mir am Herz genagt,
Der Tag, der Morgen, Abend und die Nacht,
Die haben mich zugleich in Angst gebracht.

Wie lange nun mich quälen wird die Pein,
Deß wird die Zeit Lehrmeisterin noch sein.
Ach komm o edle Zeit! und kürze dich,
Ach komm! ach komm! Alsdann erquickst du mich.

Indessen will ich dulden was ich kann,
Bis daß du kömmst und nimmst dich meiner an,
Komm edle Zeit! Komm und verlaß mich nicht;
Mein ganzes Heil ist bloß auf dich gericht'!
(S. 61-62)
_____



Ein freier Leib begehrt kein Weib

Dieweil ich nun kein Weib nicht habe,
und auch noch keines haben will
So opfr' ich meiner Jugend Gabe,
den besten Freunden in der Still.
Sich stets mit einer Frauen schleppen,
erfordert mächtige Geduld,
viel lieber steig ich noch die Treppen,
und da bezahl ich manche Schuld.

Sollt ich den Glanz der jungen Jahre
So liederlich vertauschen schon?
Umb solche würmstichige Waare?
So spräch ich mir mein Tage Hohn.
Sollt ich mich itzund so vertändeln,
Da ich noch wohl was gelten kann,
So müßt ich mir mit tausend Händeln,
Ein neues Lärmen fangen an.

Sollt ich ein solches Joch anlegen
An dem ich stetig ziehen müßt,
Und eine solche Natter hegen
Die mich mit ihrem Gifte küßt?
So wär ich wohl ein Tor zu heißen,
Da ich itzund ein Freiherr bin.
Ja, eh wollt ich mich selber schmeißen,
Eh mir dergleichen käm in Sinn.

Nein, gute Nacht ihr faulen Mähren,
Behaltet eure Lust für euch;
Mit euch werd ich mich nicht verzehren,
Und wärt ihr wie ein Brei so weich.
Je tiefer fällt man in die Gruben,
Je weicher eure Leiber sein,
Ihr heizet mir zu warme Stuben,
Bei euch quartier ich mich nicht ein.

Ja, sagt ihr, seind doch viel zu finden,
Drum lest euch etwas Rechtes aus.
Je, wo wollt ich was rechts ergründen?
Für euch geb ich kaum eine Laus.
Tut die mir was, so muß sie sterben,
Und werfe sie vom Leibe hin,
Mit euch hingegen muß verderben,
Mein ganzer Leib, und was ich bin.

Ei, wenn ich doch mich fangen ließe
Von einer Schönen, das wär recht,
Daß ich alsdann was anders hieße,
Und sie wär Herr, und ich ihr Knecht.
Ja so, so möchtet ihrs wohl haben.
O nein, ich beiß euch gar nicht an,
Ihr möcht ein solches Herze haben,
Das sich mit euch fein hatschen kann.

Kann mich nun keine Schöne fangen,
So tuns auch wohl die Andern nicht.
Doch halt ich viel noch von den Langen,
Da dürfte werden was gericht.
Je aber was wird die mir nützen?
Bin ich doch selber lang genug.
Die Kleinen laß ich gleichfalls sitzen,
Sie sein mir wie ein Federflug.

Die Dicken werden noch was gelten?
Ja, ja warum nicht? dick und dick,
Das findet man vielleicht gar selten.
O nein, das hätte kein Geschick.
Je dicker ihr der Ranzen stünde,
Je ungeschickter wärs für mich,
Weil ich mich selber so befinde,
Nein, dieses geht auch hinter sich.

Nun haben wir die sehr subtilen,
O die druckt ich auf einmal tot.
Wie, wenn die Kurzen mir gefielen
O nein die trät ich gar in Kot.
Die Starken, die was tragen können,
Die sein auch gar so plump für mich.
Den Dürren ist gar nichts zu gönnen,
Die Gattung ist zu liederlich.

So wird man auch nichts Altes nehmen,
Das halt ich selbst, die bleiben wohl,
Sie mögen sich vor sich bequemen,
Ich wäre Speck, sie kaum nur Kohl.
Soll ich mein Fett von meinen Lippen,
Aufs ungemachte Sauerkraut
In ihre weiten Falten trippen?
Da hätte mir schon längst gegraut.

Weil mir nun keine will gefallen,
Sie sei auch wie sie woll gestalt,
So werd ich auch mit keiner stallen
Und brauchte man noch so Gewalt.
Kein Reichtum wird sie mir verkaufen,
Viel minder Pracht noch hoher Stand,
Eh wollt ich aus dem Lande laufen,
Eh ich mich hätte so verbrannt.

Das aber will ich noch wohl leiden
Mit Frauenzimmern umbzugehn,
Denn ganz und gar will ichs nicht meiden,
Stets aber ihre Haut zu flöhn
Und stets bei ihnen zu versauren,
Das geht mir nimmermehr nicht ein;
Viel lieber wollt ich bei den Bauren
In einer guten Schenke sein.

Hingegen die, die es verdienen,
Mit denen will ich gern umbgehn,
Solang auch meine Lieder grünen
So lange soll ihr Lob bestehn.
Denn manche führen hohe Gaben
Und denen rühm ich die Gestalt,
Nur noch kein Weib will ich nicht haben,
Sonst würd ich für den Jahren alt.
(S. 63-65)
_____



Des Frühlingszeit bringt Lust und Freud

Komm mein Kind, wir wollen gehn
wo die Blumen, wo die Felder
und die grünen Wiesen stehn.
Komm ach komm und säum' dich nicht!
weil die beste Zeit anbricht!
unsre Jugend wird ja so recht
von Herzen drüber froh.

Wann der Winter wieder kömmt,
Da wird alle Lust und Freude,
Durch den kalten Schnee gehemmt.
Also gehts mit unsrer Zeit,
Wann das Alter uns beschneit,
Da wird alle Zier verjagt,
Die uns sonsten hat behagt.

Komm derhalben, laß uns sehn,
Was bei diesen jungen Jahren,
Kann bei mir und dir geschehn!
Alles, was in dieser Welt,
Sich zu seinesgleichen hält,
Bleibet auch zu jeder Zeit
In vergnügter Fröhlichkeit.

Schau, der Himmel klärt sich auf,
Und die Wolken nehmen schneller
Als vor diesen ihren Lauf.
Der verbuhlte Westenwind
Singt als ein verliebtes Kind,
Durch den Busch und durch den Wald,
Daß die ganze Luft erschallt.

Auch die Vögel insgemein
Wissen nun bei diesen Zeiten
Nichts, als lauter fröhlich sein.
Ihre Liebe lerne sie
Ohne sonderbare Müh,
Weil die Sonne sie erfreut
Und die ganze Welt erneut.

Sollten wir denn nun nicht auch,
Weil es uns der Himmel gönnt,
Halten unsern Liebesbrauch?
Komm, mein Kind ergötze mich,
Liebst du mich, so lieb ich dich,
Unsre Jugend wird ja so,
Recht von Herzen drüber froh.
(S. 68-69)
_____



Gedanken sein nur große Pein

Weicht ihr Gedanken, weicht von mir!
Wie könnt ihr mich doch nur so quälen?
Was suchet ihr mich zu entseelen,
Mich und mein Herze für und für!
Weicht ihr Gedanken, weicht von mir,

Ach, weiche doch du Herzensqual!
Seid ihr Gedanken nicht geschieden?
Ich bitt euch, lasset mich zu Frieden,
Zu Frieden nur auf dieses Mal,
Ach, weiche doch du Herzensqual.

Zieht ihr Gedanken zieht doch fort,
Ich mag euch nicht mehr bei mir haben,
Sonst würdet ihr mich bald begraben.
Ach zieht doch fort und sagt kein Wort,
Zieht ihr Gedanken zieht doch fort.

Ei, wie ist das ein elend Tun,
Wenn ich den Diener will abschaffen,
Und er hält mich für einen Affen,
Und macht, daß ich nicht weiß zu ruhn,
Ei, wie ist das ein elend Tun.

Ei, ihr Gedanken, wandert doch!
Was soll ich denn an das gedenken,
Das nichts mehr sucht als mich zu kränken,
Durch ein verhaßtes Liebesjoch?
Ei, ihr Gedanken, wandert doch.

Ich schwör euch, ihr Gedanken frei,
Daß, wenn ihr wollet von mir gehen,
Und nicht so gar getreu beistehen,
Daß ich alsdann der eure sei,
Das schwör ich, ihr Gedanken frei.
(S. 70-71)
_____



Doch bleiben sie und weichen nie

Ja es hat sich wohl gewichen:
wo Cupido einmal wohnt,
weiß man, daß er niemand schont.
Wann der selb' ist eingeschlichen,
muß man voll Gedanken sein,
und die lindern keine Pein.

Drum verzeiht uns kluge Stirne,
Daß wir nicht von dannen ziehen,
Wollten wir uns gleich bemühen,
Läßt uns doch nicht das Gehirne,
Denn dasselbe müssen wir,
Stets bedienen für und für.

Wir Gedanken wichen gerne,
Weil es euch ja so beschwert,
Aber ihr seid ganz verkehrt,
Nicht von einem schlechten Sterne,
Sondern durch ein göttlich Kind
Dessen gleichen man nicht find't!

Tats euch wohl, da ihr vor diesen,
Manchen Tag und manche Nacht,
Nur mit Lust an sie gedacht
Als ihr wurdet hoch gepriesen?
Ei so denkt auch ihrer noch,
Ob euch gleich beschwert das Joch.

So ein Joch von fremder Liebe,
Das euch überall betrübt;
Also lernet weil ihr liebt,
Wie man sich darinnen übe.
Wer an Göttern sich verbrennt,
Fühlt ein ander Element.

Aber wahr ist's, wir beklagen,
Daß wir euch bei Tag und Nacht,
So viel Unruh schon gemacht.
Was ihr aber müßt ertragen
Durchs Verhängniß, das muß sein,
Nur verzeiht uns unsre Pein.
(S. 73-74)
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Der Liebsten Herz, macht Scherz und Schmerz

Soll denn mein junges Leben,
nur stets in Ängsten schweben?
Ach! Ach! liebstes Herz.
Sein deine schöne Sitten,
denn gar nicht zu erbitten?
Ach! Ach! hartes Herz.

Willst du mich denn nicht laben
Mit deinen hohen Gaben?
Ach! ach! köstlichs Herz!
Willst du mich nicht erfreuen?
So wird es dich gereuen
Ach! ach! neidisch Herz.

Soll ich mich denn nur plagen
Mit lauter Angst und Klagen?
Ach! ach! niedlichs Herz!
Soll ich denn nichts als Schmerzen
Erweisen meinen Herzen?
Ach! ach! quälend Herz.

Soll ich denn nun nichts erlangen
Von deinen zarten Wangen?
Ach! ach! schönes Herz!
Willst du in meinen Nöten,
Mich endlich dennoch töten?
Ach! ach! grausam's Herz!

Willst du mich nicht ergötzen
Und in die Freiheit setzen?
Ach! ach! scharfes Herz!
So muß ich dennoch sterben
Und jämmerlich verderben?
Ach! ach! zornig's Herz!

Wann ich dich ehr' und liebe,
So stellst du dich ganz trübe,
Ach! ach! grimmigs Herz!
Wenn ich mein Angst andeute,
So schielst du auf die Seite.
Ach! ach! falsches Herz!

Erbarm' dich doch o Schöne,
Weil ich mich also sehne,
Ach! ach! süßes Herz!
Erfreu mich doch mein Leben,
Weil ich mich dir ergeben,
Ach! ach! stärkend Herz!

Wirst du mich nun erquicken,
Und freundlicher anblicken,
Ach! ach! lieblich's Herz!
So kann ich's noch ertragen,
Und recht mit Wahrheit sagen,
Ach! ach! treues Herz!
(S. 75-76)
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Die Schöne schwärzt den, der sie herzt

Hör meine Schöne,
wie ich mich sehne,
nach deinen Blicken,
die mich entzücken,
was hat sich vor ein Gott bei dir versteckt?
Daß deine Blitze
mit solcher Hitze,
mich überstrahlen,
und schwarz bemalen;
hat mich der gleichen Macht doch nie erschreckt.

Kannst du mich schwärzen
Mit deinen Kerzen,
Die durch die Augen
Mein Blut aussaugen,
So muß ein Zaubergeist selbst bei dir stehn?
Bist du so göttlich,
Und ich so spöttlich?
Bist du so heilig,
Und ich so greulich?
So darf ich dir nicht mehr entgegen gehn.

Willst du mir weichen
Mit deinen Zeichen?
Willst du entrennen
Und kannst mich brennen?
Du bist zwar weiß, doch hast du mich geschwärzt.
Pflegt doch die Sonne
Der Erden Wonne,
Ihr selbst das Leben,
Gar oft zu geben.
Ist sie gleich schwarz, sie wird dennoch geherzt.

Komm, komm mein Herze!
Du Sonnenkerze!
Laß mich der Erden
Doch gleich noch werden,
Und wärme mich durch dein erhitztes Blut.
Bin ich gleich häßlich
Und etwas gräßlich,
Wirst du die meine
Und ich der deine,
So machet deine Zier das Böse gut.
(S. 77-79)
_____



Er ist verwund't durch ihren Mund

Ich bin verwund't
in meinem jungen Herzen,
mit mehr als tausend Schmerzen,
durch dich und deinen Mund.
O Schönste von den Schönen,
nach der ich mich muß sehnen,
und sag aus Herzensgrund:
Ich bin verwund't.

Ach Ungemach!
Ich, der ich sonst in Lieben
Gar niemals bin geblieben,
Befinde mich so schwach,
So furchtsam und erschrocken
Als Herkules beim Rocken,
Das ihm zwar schlecht anstund:
Ich bin verwund't.

O seligs Kind!
Wie glücklich war die Stunde,
An der du diesem Bunde,
Erschienest als ein Wind,
Der alles von dich bliese,
Was sich sonst schön erwiese,
Verbinde mich jetzund:
Ich bin verwund't.

Du meine Lust!
Und auch zugleich mein Schmerze,
Der du die Liebeskerze
Entzündet meiner Brust;
Hast du mich nun gefangen,
So still auch mein Verlangen
Und mache mich gesund:
Ich bin verwund't.

Was führst du doch
Für zauberische Worte,
Durch die Rubinenpforte,
Die mir ein solches Joch
Auf meine Schultern legen,
Daß ich mich kaum kann regen,
Dir Circe tu ich kund:
Ich bin verwund't.

Nun, soll es sein,
Daß ich dein Knecht muß sterben,
So laß mich nicht verderben,
Und lindre meine Pein.
Soll Herkules denn spinnen,
So laß es immer rinnen
In dich und deinen Mund:
Ich bin verwund't.
(S. 80-81)
_____



Verliebet sein macht große Pein

Daß ich verliebet bin,
Ach! das machst du, o Herzenssinn,
du Göttin dieser Erden,
durch dich hab ich verzaubert müssen werden.
O Himmel hilf und steh mir bei!
ich ruf und schrei
Ach! das machst du, o Herzenssinn,
daß ich verliebet bin.

Wie oft hat manche Nacht
Mich über dich verwirrt gemacht?
Du Preis von allen Schönen!
Nach dir, o Zier muß ich mich täglich sehnen.
Es kann kein größrer Schmerze sein
Als solche Pein,
Da mich so oft verwirret macht
Von dir so manche Nacht.

Kein Schiff wird so geführt,
Wann solches gleich ein Wetter rührt.
Der Schiffsmann kann entschwimmen,
Wie oft verhofft er an den Fels zu klimmen.
Nur ich, ich schweb in einer See,
Da Angst und Weh
Mich ärger als ein Wetter rührt,
Ja ganz und gar entführt.

Cupido nimm mich an,
Und zeige mir die rechte Bahn,
Da ich weiß anzulenden!
Wirst du hierzu mir rechte Hülfe senden,
So sollst du mein Neptunus sein
Und zwar allein,
Nur zeige mir die rechte Bahn,
Und nimm mich gnädig an.

Ich aber schwöre dir,
O Schöne, die ich allhier
Für allen andern liebe,
Daß wo ich so von dir verlassen bliebe,
Daß du mir eine Todespein
Wirst täglich sein,
Zu sterben in der Liebsbegier,
Das schwör ich dir allhier.
(S. 82-83)
_____



Es fehlet ihr nur eine Zier

Mein Kind ich sehe deine Glieder,
und deinen Leib mit Freuden an,
hingegen so bedaur' ich wieder,
daß ich nicht alles sehen kann.
Auch sonst was die Natur vergönnet,
wird doch bei dir noch nicht erkennet.

Dein Angesicht und deine Hände
Beschämen Purpur und den Schnee,
Wenn ich nun auch das beste fände,
So thäte mir gar nichts nicht weh.
Ach Schatz, wer hat es denn versehen?
Wie ist dir doch so kurz geschehen?

Ei, mangeln eben dir die Brüste,
Die doch der Jungfrau Ruhm und Ehr?
Ach wenn ich liebstes Kind nur wüßte,
Wie deiner Zier zu helfen wär'.
Hättst du sie gleich von edlen Steinen,
Nicht würden sie natürlich scheinen.

Man siehet doch sonst alle Gaben,
Die eine Jungfrau führen soll,
Ganz herrlich und vollkommen haben,
Nur dieses fehlt, ist dies nicht toll?
Mein Kind, wie steht dir denn zu raten?
Frag doch die Mutter und die Paten.

Was soll mir doch die schönste Geige,
Wann ihr das Obergriffbrett fehlt?
Was macht man mit dem Jungfernzeuge,
Wann da der Finger Lust gequält?
Wer wird ein Instrument ergründen,
Darbei kein recht Klavier zu finden?

Was die Natur uns übergibet,
Das muß ja auch begriffen sein,
Und was man nun am meisten liebet,
Das stellet sich bei dir nicht ein.
Wer hat mir sonder Loch gepfiffen,
Und eine Pfeifen recht begriffen?

Zwar dir wird nichts als dieses fehlen,
Daß deine Brust nicht Brüste hat.
Wie kannst du aber dich vermählen?
War Evens Brust denn auch so glatt?
Wär ihr dergleichen abgegangen,
Wir wären noch nicht angefangen.

Nun komm, mein Kind, wir wollen sehen,
Wie diesem noch zu helfen sei.
Ich will in etwas zu dir nähen,
Und meine Hand wie warmen Brei,
Auf deine Brust und Glieder legen,
Vielleichte wird sich was erregen.
(S. 87-88)
_____



Liebesgespräch zwischen Amyntas und Dianen
Amyntas: Die Liebe brennt den, der sie kennt
Diana: Erst bringt sie Leid, doch endlich Freud

Amyntas
Schönste Diana du tötest mein Leben,
wann du die Hülfe noch ferner aufzeuchst,
und du dich endlich nicht selber erweichst,
denke doch wie dir mein Leben ergeben,
wo mir dein Herze nicht Labsal vergönnt,
wird mir die Seele vom Leibe getrennt.

Diana
Amyntas ach nein nein nein nein nein nein!
Ich bin noch zu klein, drum kann es nicht sein.
Ihr könnt ihr guten Junggesellen euch
gar zu fromm und freundlich stellen
im Herzen aber trifft's nicht ein
Wer wollte nun so leichtlich trauen,
und auf die bloßen Werte trauen,
die ihr doch führet nur zum Schein
nein nein nein nein nein,
 es kann nicht sein.

Amyntas
Mächtige Göttin, was muß dich bewegen,
Daß du mich immer recht höhnisch anlachst,
Und gar so heimlich und spitzig verachtst?
Treufle von deiner Genade den Regen,
Welcher mich Armen ermuntern kann,
Schau doch, schau mich 'was lieblicher an.

Diana
Amyntas, ach nein, nein, nein, nein, nein, nein!
Ich bin noch zu klein, drum kann es nicht sein.
Was soll mein Regen viel begießen,
Es möchte dich vielleicht verdrießen
Denn er ist öfters nicht gar rein,
Und wie willst du Erquickung finden?
Es würde dich vielmehr entzünden;
So hättest du noch größre Pein,
Nein, nein, nein, nein, es kann nicht sein.

Amyntas
Herze des Himmels und Wunder der Erden!
Schönstes Geschöpfe, vortreffliche Zier,
Ändre doch deine Gedanken mit mir!
Mußtest du darumb so kostbarlich werden,
Als du von Jupitern wurdest gezeugt,
Daß du zu lauter Verachtung geneigt?

Diana
Amyntas, ach nein, nein, nein, nein, nein!
Ich bin noch zu klein, drum kann es nicht sein.
Was soll ich dir noch viel verhehlen,
Ich werde niemals mich vermählen,
Denn ich bin lange nicht so fein,
Als deine Lippen mich gepriesen,
Vielmehr hast du mir Hohn erwiesen,
Geh nur recht in dein Herz hinein.
Nein, nein, nein, nein, es kann nicht sein.

Amyntas
Auge des Herzens, und Sonne der Kranken,
Jetzund vergehet mein schwaches Gesicht,
Weil mir die göttliche Hilfe gebricht,
Weiß ich dir dieses, o Schöne zu danken,
Daß ich so jämmerlich sterbe dahin?
Liebste! das machet dein widriger Sinn.

Diana
Ach Liebster, ach nein, nein, nein, nein, nein, nein,
Dich lieb ich allein, drum kann es nicht sein,
Daß du um einer Nymphe willen
Die Gruft der Erden solltest füllen.
Ermuntre dich, du bist ja mein,
Ach höre wie mein Herze weinet,
Ich hab' es nie mit Ernst gemeinet,
Je stirbst du dann in deiner Pein.
Nein, nein, nein, nein, das muß nicht sein.

Amyntas
Ach ist es möglich, daß dein Herze,
mich noch in meiner Angst erfreut?

Diana
Ach! ja mein Herz und auch mein Schmerze,
was ich getan, das ist mir leid.

Amyntas
Bläst den dein Mund, o mein Verlangen,
Mir wieder Geist und Leben ein?

Diana
Ach ja, ich habe dich umbfangen,
Und will dein' Allerliebste sein.

Amyntas
Wie kunntest du mich vor so kränken!
Mein Aufenthalt, wie war dir doch?

Diana
Ach laß uns doch was anders denken,
Ich tat zu viel, es kränkt mich noch.

Amyntas
Willst du mein treues Herze lieben,
Und meine Seele, die dich liebt?

Diana
Ach ja, von dir soll mich nichts treiben,
Weil mir dein Herze sich ergiebt.

Beide
So leben wir nun wohl vergnügt,
und bleiben im gewünschten Leben,
der Himmel hat Gedeihen geben,
daß alles sich so wohl gefügt;
wer rechte treue Lieb erweiset,
der wird bis in den Tod gepreiset.
(S. 89-92)
_____



Wie viel Stunden hab ich wohl gezählet . . .

Wie viel Stunden hab ich wohl gezählet,
Wie viel Tage hab ich mich gequälet,
nur um dich mein Lieb und einig Leben,
daß ich mich so weit von dir gegeben.
Wann zwei Herzen so getrennet werden,
da erfährt man alle Pein auf Erden.

Euch ihr Seufzer, die ich muß verschütten,
Will ich mit gepreßtem Herzen bitten,
Daß ihr euch mögt durch die Lüfte wagen
Meiner Schönen solches vorzutragen,
Wie ich ihretwegen täglich leide,
Mich entschlagend aller Lust und Freude.

O Cupido! soll ichs noch erleben,
Daß sie mir, wie vor, wird wiedergeben,
Einen Kuß, und ihr verliebtes Herze,
So ergeb ich billig mich dem Schmerze.
Aber schwerlich werd ich dies erlangen,
Daß ich mög' an ihrer Seite prangen.

Doch indessen will ich immer hoffen,
Dann der Venus Gnade steht noch offen;
Wer nicht hoffet, kann auch nicht gedenken,
Daß die Liebe sich noch werde lenken.
Berg und Thal kömmt zwar nicht leicht zusammen,
Aber noch wohl zwei verliebte Flammen.

Darum will ich alles Tun und Dichten
Nur auf dich und deine Schönheit richten.
Wenn du gleich von mir bist weit entfernet,
Und dein Augenblick mich nicht besternet,
So bist du doch bei mir in Gedanken,
Und darvon begehr ich nicht zu wanken.
(S. 93-94)
_____



Fleug, fleug, fleug Psyche, fleug . . .


Fleug, fleug, fleug Psyche, fleug,
Cupido will nicht mehr dein eigen sein.
Hier hat er sich in diesen hellen Augen
der zarten Braut
ein Wohnhaus aufgebaut,
dir dir dir
dir dir dir dir dir dir,
o schönste Zier,
erwirbt er nur allein, dergleichen Ehr,
und schätzt dich gleich der wundervollen Psyche,
von der er neulich wiche.
Wo nun Cupido sitzet,
und in der Stirne blitzet,
da muß die süße Liebespein,
voll Hitz und Feuer sein.

Freilich, freilich ist die Glut,
so dahier in eurem Mut,
und in allen Andern brennet
von der Venus angezünd't,
weil sie, gar zu liebes Kind,
gleich nach euren Augen rennet.

Hier laßt ihr die Liebesflamm
eurem liebsten Bräutigam,
gleich nach seinem Herzen schießen.
Er hingegen lacht und denkt,
was ihn itzund heimlich kränkt,
bald vollkommen zu genießen.

So genieße frisch und frei,
deiner Lust du schönes zwei,
und erlange dein Verlangen,
was der Himmel Gutes gibt,
sei in dich zugleich verliebt,
so kannst du vergnüget prangen.

Wir wünschen euch und eurem Herzen
ein recht erfreulich Liebesscherzen,
ein Glücke von des Himmels Höhe,
daß alles Trauern von euch gehe,
ein süß und angenehmes Lieben,
daß alle Welt so oft getrieben,
ein Herz und Sinn und eine Seele,
so lange wir in dieser Höhle,
die hochgeschätzten Himmelsgaben,
mit Freuden können bei uns haben.
(S. 95-101)
_____



Cupido zwar ist blind, doch trifft er auch geschwind

Cupido, Cupido, bist du blind?
nein, nein, nein, nein, nein,
es kann nicht sein,
Du bist kein Kind,
die Augen sein zwar zu,
und stehen dir nicht offen,
wie hast du denn so oft
des Menschen Herz getroffen?
O Cupido laß es sein!
Was du den Augen fürgebunden
das ist von einem Flor umwunden,
darin hast du einen Schein,
worbei du recht auf eine Seite schielest,
und gleich nach dem verliebten Herzen ziehst.

Der gleichen Macht,
hab ich schon längst gefühlt,
von dir du kleiner Liebesgott!
ich bin dir nur ein Hohn und Spott,
hör auf, es ist mit mir verspielt,
mit mir, mit mir, mit mir und meiner Pracht.

Hier lieg ich nun,
Und küsse deinen Thron,
Von dem du Pfeil und Bogen nahmst,
Und mir sobald ins Herze kamst,
Ach! laß mich doch zu Venus Sohn,
Nur auch fein sanftes ruhn.

Das schöne Bild,
So du mir vorgestellt,
Erweiche gegen mir, wie ich
Erweichet bin recht innerlich.
So hab ich denn, was mir gefällt,
Und bin für mich gestillt.
(S. 102-104)
_____



Eines von der Penelope Liebhabers Klagerede an Sie
Penelope macht Angst und Weh

Penelope du tust mir weh,
weil deine hohen Tugendgaben
mich niemals wollen bei sich haben.
Ach schönstes Bild, wie kommts,
daß deine schöne Sitten,
so ganz und gar nicht zu erbitten,
mein Herz mit Schmerzen angefüllt,
mein Herz mit Schmerzen angefüllt?

Dein Freundlich sein
Ist meine Pein,
Weil ich darvon nichts kann genießen,
Wen wollt es nun wohl nicht verdrießen?
O liebstes Kind,
Was muß doch deinen Geist besitzen,
Daß du willst keiner Seele nützen
Und hast sie doch so oft entzünd't.

Der Tugend Pracht
Und Tugend Macht
Seind gleich und gleich in deinem Herzen,
Und die erregen meine Schmerzen.
Der Tugend Glanz
Entzündet meine matte Seele,
Und daß ich mich so ängstlich quäle,
Macht deiner Keuschheit Tugendkranz.

Wann dein Gesicht
Mir Trost verspricht,
So ziehen es zurücke wieder
Die tugendvollen Augenlieder,
Durch derer Scham
Bleib ich gemartert und gekränket.
Ach, was hat meinen Sinn gelenket,
Daß solches jemals an mich kam?

Wann deine Haut
Du Jugendbraut,
Den Schnee aus Alabaster zeiget,
So fühl ich schon, was mich betreuget.
Dein Tugendschein
Kömmt alsobald und macht sie trüber,
Er leget einen Flor darüber,
Wie kann ich nun vergnüget sein?

Wann eine Hand
Sich zu mir wand,
Auf Antrieb deiner zarten Jugend,
So fand ich alsobald die Tugend
Und zog sie fort,
Gab mit der andern zu verstehen,
Es wäre nichts, ich sollte gehen,
Das war mein stummes Abschiedswort.

Dies macht allein
Dein Tugendschein,
Du schönste von den Erdgöttinnen,
Daß niemand dir kann abgewinnen?
O Wunderbild,
Wer findet doch wohl deinesgleichen,
Wie manche Nymphe muß dir weichen,
Weil Tugend in der Jugend quillt.


Der Penelope Antwort:
Sie liebt allein der Tugend Schein

Jugend und Tugend ist selten beisamen,
aber wo Jugend und Tugend sich findt,
lebet das allerglücklichste Kind,
Meine der Jugend aufflammende Flammen,
werden durch Tugend, wenn sie sich erregt,
alsobald wieder darnieder gelegt.

Aber wer kennt nicht die grimmigen Feinde,
So da der Tugend ein Lästermaul sein,
Welche sie stürzen in Jammer und Pein?
Tugend und Glücke sein nimmermehr Freunde,
Wer sich der Tugend zu eigen ergibt,
O der wird selten vom Glücke geliebt.

Aber nichts minder so will ich drauf trachten,
Wie mir die Tugend ein Eigentum sei,
Wer ihr zuwider ist, läster und spei,
Nimmermehr werd ich dieselbigen achten;
Kann ich nun endlich hierinnen bestehn,
Werd ich den Göttern im Himmel gleich gehn.

Eh' ich mir lasse mein Herze bezwingen,
Welches in Keuschheit und Tugend soll stehn,
Ehe muß Troja in Feuer vergehn.
Nimmermehr würde mich jemand besingen
Von der Poeten vergötterten Kunst,
Wenn ich nicht zäumte mein eigene Brunst.

Sollte mich etwan die Wollust entzünden,
Welche von müssigen Tagen herkömmt,
Wird sie durch Arbeit gar balde gehemmt.
Solcher Anreizung kann Niemand empfinden,
Der sich den Müssiggang eifrig entschlägt,
Und sich die Emsigkeit fleißig einprägt.

Darumb so bleibet die Tugend mein eigen,
Welche sich gar nicht mit Schande befleckt,
Sondern die Sinnen zu Ehren erweckt,
Daß sie mit Lobe recht himmelan steigen.
Geht ihr Liebhaber, geht gehet nur hin,
Niemand bezwinget den ehrlichen Sinn.
(S. 118-122)
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Was man nicht hofft, beliebet oft

Ich traure mit dem trüben Himmel,
der alle Tage Tränen zieht,
Und lasse jenen ihr Getümmel,
die gar nicht so wie ich verliebt.
Asterie nimmt mir mein Leben
der ich doch so geneiget bin.
Wohlan! es sei ihr auch ergeben,
Asterie nimm alles hin.

Vor diesen war mir Amarille
Und Lysimene wie ein Staub.
Sie kamen zu mir in der Stille,
Doch war ich gegen sie wie taub.
Wenn ich noch denke, wie die Nymphen,
Mich gar zu sehnlich angefleht,
So muß ich mich jetzt selber schimpfen,
Weil mir es eben also geht.

Wie wunderlich muß es sich schicken,
Worzu uns unsere Lust nicht treibt!
Da hilft kein Mund- noch Händedrücken,
Weil die Begier zurücke bleibt.
Tut man es manchmal zu Gefallen,
So ist die Jugend noch darbei,
Sonst blieb es mit dem andern allen,
Die Schönheit sei auch wie sie sei.

Hingegen wo die Sinne zielen
Auf einer Dirnen Ebenbild,
Da muß die ganze Welt mit spielen,
Weil keine Fürstin so viel gilt.
Was sich das Herz hat ausersehen,
Muß allzeit übergöttlich sein,
Ein andrer läßt es auch geschehen,
Und heißt sie lange nicht so fein.

So spielen hier die Amouretten,
Mit uns in dieser blinden Welt,
Und führen uns an ihren Ketten,
Wir tun, was ihnen nur gefällt.
Mir geht es ebenso, mir Armen;
Asterie willst du denn nicht
Dich über meine Qual erbarmen?
So änd're doch dein Angesicht.

Der Purpur und die Rosenwangen,
Der Schnee, der auf den Bergen steht,
Wo deine weißen Perlen hangen,
Da jener diesen weit vorgeht,
Der runde Leib, die zarten Glieder,
Die stimmen wie der Westenwind,
Und die verliebten Augenlieder
Entzünden mich, mein liebstes Kind.

Nun bist du über dieses alles
Die größt' und beste Herrscherrin;
So ändre doch auch gleiches Falles
Den vorgefaßten festen Sinn,
Und sprich: Ihr treuen Untertanen,
Habt ihr Cleandern so verletzt,
So will ich ernstlich euch vermahnen,
Daß ihr ihn wiederumb ergötzt.

Soll dieses nun, mein Kind geschehen,
Und bringst du mir das Glücke bei,
Daß ich dir kühnlich dürfte nähen,
So schwör ich dir hier ohne Scheu,
Daß mein Gemüte deine Tugend
Soll allzeit heben himmelan,
So lang ich deine süße Jugend
Mit meiner Jugend brauchen kann.
(S. 123-124)
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Aurorens Brust die größte Lust

Aurora mein Licht,
erscheinst mir nicht,
da ich dir doch mein Leben
ganz ergeben.
Wo bleiben die glänzenden Blitze?
so sonst voll Hitze
mich lieblich bestrahlt
und herrlich angemalt.

So bald du dich zeigst
Und gegen uns neigst,
So werd ich gleich entzücket
Und erquicket.
Hingegen wo du nicht zu sehen,
So ist's geschehen,
O göttliche Brust,
Um alle meine Lust!

Ihr Wolken, die ihr
Die lieblichste Zier
Des Morgens, wenn es taget,
Zu uns traget,
Erzählet doch, bitt ich, der Schönen,
Wie sich mein Sehnen
In täglicher Ehr,
Um sie fast gar verzehr!

O göttliches Kind,
Wie bist du gesinnt,
Mich durch die süßen Flammen
Zu verdammen.
Erbarme dich edleste Sonne,
Bleib meine Wonne,
So leb' ich in dir,
O allerschönste Zier.
(S. 125-126)
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Es bleibet ihr und ihrer Zier

Wann nun mein Leben,
du mir wirst geben,
Herz, Mund und Hand,
so ist mein Brand
dennoch wohl angewandt.
Was wird für Freuden,
nach solchem Leiden,
seh'n auf uns beide,
o schönstes Kind.
dadurch mein Leben
sich hat entzünd't.

Wie man die Sternen
Anschaut von fernen:
So strahlt dein Licht,
Wann dein Gesicht,
In unsre Nacht einbricht.
Die Augen schimmern
Mit solchem Glimmern
Und hellen Flimmern,
Daß alle Welt
Dich, du Schöne, für göttlich hält.

Ihr sanften Winde,
Blast doch geschwinde
Auroren zu,
Das, was ich tu,
Sonst hab ich keine Ruh.
Küßt ihre Wangen,
So mich gefangen,
Ihr könnt's erlangen,
Ich aber nicht,
Je dennoch bleib ich ihr stets verpflicht.
(S. 127-128)
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Der Liebe Neid erweckt sein Leid

Mich kränkt es nicht, daß meine Pein
herrührt von einem schönen Schein;
ob ihre Flammen
mich gleich verdammen,
hat doch mein Unschuld
mit mir Geduld.
Also mag mir die Liebe werden,
der größte Schmerz auf dieser Erden.

Mich kränkt es nur, daß sich der Neid
So überhebt bei dieser Zeit,
Daß seine Schlangen
Mich fest umfangen,
Und ich mit Verdruß
Geplagt sein muß.
Wenn ich gleich nicht der Liebe denke,
So wachen doch des Neides Ränke.

Das kränkt mich auch, daß meine Zier
Nicht mehr zufrieden ist mit mir;
Denn meine Neider,
Die stehen leider,
Gar zu wohl bei ihr:
Daher muß mir
Auch alles widerwärtig gehen,
Und also kann ich nicht bestehen.
(S. 134-135)
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Er bittet sie durch seine Knie

Nun hab ich gefunden,
was mich entzücket,
und recht erquicket.
O süßes Herz!
Ach komm und stille den Liebesschmerz!
Hier knie ich vor dir,
mit flehenden Sehnen,
laß dich gewöhnen,
mich zu beschönen,
und zu ergötzen durch deine Zier.

Nun bleibet gar eben
Mein Tun und Leben
Dir ganz ergeben,
O schönes Kind!
Ach dämpfe, was du so sehr entzünd't;
Benimm mir die Pein!
Ich fühle von Herzen
Flammende Schmerzen,
Brennende Kerzen,
Welche noch glimmen von deinen Schein.

Nun weil ich gefunden,
Was mich entzücket
Und recht erquicket,
Ach süßes Herz!
So komm und stille den Liebesschmerz.
Hier knie ich für dir,
Mit flehenden Sehnen,
Laß dich gewöhnen,
Mich zu beschönen,
Und zu ergötzen durch deine Zier.
(S. 136-137)
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Wer lieben kann, der nehm' es an

Es kann nichts angenehmers sein
auf dieser ganzen Welt,
Man mag mir sagen, was man will,
so schweig ich doch darzu nicht still
und bleibe ganz dabei,
Als wann zwei Herzen sich so fein
der Liebe zugesellt,
daß außer dieser süßen Frucht
der herzensvollen Liebessucht,
nichts mehr zu finden sei.
Drum liebe nur, wer lieben kann,
und kehre sich nicht dran,
denn wen's verdrießt, der tu es auch,
mich geht es gar nichts an.

Wir wären nicht auf dieser Welt,
Wann unser Vater sich
Hätt einem Klotze gleich gestellt,
Er machte noch, daß ich
Und wohl viel hunderttausend auch
Ankommen durch den Liebsgebrauch.
O schöne Herrlichkeit,
Du gibst dem Menschen lauter Lust,
Du zuckerst ihren Mund und Brust,
Du würzest ihre Zeit.
Drum liebe nur, wer lieben kann,
Und kehre sich nicht dran,
Denn wen's verdrießt, der tu es auch,
Mich geht es gar nichts an.

Aurelia war vor der Zeit
Mein allerliebstes Kind,
Nach diesem kam ich anderweit,
Und war im Lieben blind.
Im Finstern schlich ich gern herum,
Und ob gleich mancher Weg war schlimm,
So reut es mich doch nicht;
Wars Fillis nicht, so war es doch
Clorinde und wo manche noch
Der Liebeskitzel sticht.
Drum liebe nur, wer lieben kann,
Und kehre sich nicht dran,
Denn wen's verdrießt, der tu es auch,
Mich geht es gar nichts an.

Wer hier auf dieser Welt nicht liebt,
Der ist nicht wert der Welt.
Und wer gar niemals Achtung gibt
Auf Venus Rosenzelt,
Der ist ein Ochs und wildes Schwein,
Der kann fürwahr kein Mensche sein.
O nein, so bin ich nicht,
Wer wollte denn die Lebenszeit,
Nicht brauchen mit Ergötzlichkeit
Durch ein schön Angesicht?
Drum liebe nur, wer lieben kann,
Und kehre sich nicht dran,
Denn wen's verdrießt, der tu es auch,
Mich geht es gar nichts an.
(S. 138-139)
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Wer freundlich ist, auch gerne küßt

Küssen kann uns verbinden,
küssen rühret Mund und Brust,
küssen, küssen machet Lust,
küssen kann uns überwinden,
küssen macht die beste Treu,
küssen machet alles neu.

Solches merkt ich neulich eben,
Da ich mit Betrug und List
Eine schöne Nymphe küßt!
Ei wie stärkte sich mein Leben,
Als ich sie so wohl berückt
Und an meinen Mund gedrückt.

Sie tat zornig und ich lachte,
Weil mein ungewaschen Maul
Sich erwiese gar nicht faul,
Sondern so behende machte,
Daß ihr zuckersüßer Mund
Gleich auf meinen Lippen stund.

O wie zappelte mein Herze!
O wie lieblich kam mirs für,
Daß ich eine solche Zier
Unverhofft im stillen Scherze,
So erschlenderte fein sacht
Und um einen Kuß gebracht!

Wahr ist's, daß ich mich ergötzte,
Als mir neulich nicht geschehn,
Denn bei ihrem Sauersehn
Machte sie, daß ich mich letzte,
Weil bei ihrer Lieblichkeit,
Halber Zorn war eingestreut.

Und darüber mußt ich gehen;
Als ich nun nach Hause kam,
Und mir was zu Sinne nahm,
Konnt ich weder gehn noch stehen,
Sondern setzte mich gleich hin,
Ganz mit einen andern Sinn.

Saß auch eine lange Stunde,
Da ich nichts nicht anders tat,
Als nur mit den Füßen trat,
Und mit still und stummem Munde,
Stets die Lippen angeleckt,
Und mich hin und her gerekt.

Wär ich nicht verstöret worden,
Weil gleich jemand zu mir kam,
Und mich bei den Händen nahm,
Sagend: was ist das für Orden?
Säß ich, halt' ich, noch allein,
Und beleckte mich so fein.

Schaut ihr Nymphen, solche Lippen
Seind euch worden anvertraut,
Daß fast unsre ganze Haut
Sich zerstößt an diesen Klippen,
Wo ihr aber selber wollt,
Macht ihrs feiner, als ihr sollt.

Küßt derhalben immer wieder,
Wenn euch etwan jemand küßt
Weil ihr nichts hierbei vermißt,
Als daß eure Augenlieder
Müßen auf und niedergehn,
Küßen steht doch allzeit schön.
(S. 140-141)
_____



Aurora und Stell' erscheinen schnell

Zwei Nymphen wohnen
am Pleißenstrande,
die sein zwei Kronen
in diesem Lande,
die ein' heißt Stelle,
die andr' Aurore,
die stehn ganz helle
in vollem Flore.

Sie zieh'n gefangen
Ein großes Herze,
Das für Verlangen
Fast stirbt im Schmerze:
Artemidoren
Hat nicht bezwungen,
Als nur Auroren
Und Stellens Zunge.

Die schönen Gaben,
So sie erweisen
Und an sich haben,
Seind hoch zu preisen;
Die sie ergötzen,
Und uns anlachen,
Seind nicht zu schätzen.

Die schönen Mäuler
Seind rechte Winden
Und seidne Seiler,
Damit sie binden
Den, der sich wehret,
Und nicht will dienen,
Wie sichs gehöret
Euch Melusinen.

Ihr schönsten Wangen,
Ihr hellen Augen,
Was ihr gefangen,
Könnt ihr aussaugen,
Mein fettes Leben
Wird für euch dürre,
Und muß sich geben,
Es wird ganz kirre.

Die schönen Hügel
Der weißen Brüste,
Seind ja der Zügel,
Wenn man nicht wüßte
Sich recht zu zähmen.
Sie könnens zeigen,
Und alles lähmen
Was nicht will schweigen.

Die zarten Hände
Sein ganz beschneiet,
Mit Woll ohn' Ende,
Dicht überstreuet.
Ist das nun göttlich,
Dem wir hier nähen,
So muß nicht spöttlich
Das andere sehen.

Dieselben Glieder,
So noch verborgen,
Die machen wieder
Viel neue Sorgen;
Mir wird gar werklich,
Wenn ich dran denke,
Weil ich so merklich
Mich drüber kränke.

Doch sei vergnüget
Mein liebes Leben!
Wann sich es füget
Daß sie dir geben,
Was du darfst sehen,
So bist du glücklich;
Ach sollts geschehen,
Stracks augenblicklich.

Ich leb' indessen
Ganz voll von Hoffen,
Und kann ermessen,
Wie ich getroffen
Von Venus Pfeilen,
Gar zu erbärmlich
Auf dreizehn Meilen
Ach! gar zu ärmlich.
(S. 142-143)
_____



Der Augen Pracht wird blau betracht

Wie viel seind die die schwarzen Augen
so sehr gepriesen und erhöht
ich sage daß sie nichts nicht taugen,
und daß ihr Ruhm gar leicht vergeht.
Was nützen mir die finstern Blitze?
sie sein bei Tag und Nacht nichts nütze.

Die schwarze Farbe zeigt uns Armen
Zu allen Zeiten Trauer an,
Wann wir uns über 'was erbarmen,
So sein wir ja so angetan.
Wer pfleget wohl nicht schwarz zu gehen,
Wenn wir bei toten Leichen stehen?

Derhalben mögen andre loben
Der schwarzen Augen schlechten Preis,
Sie bleiben immerhin erhoben,
Ich weiß, das ich 'was bessers weiß,
Denn Galatheens Angesicht
Macht alles andre ganz zu nichte.

Die führt in ihrer klugen Stirne
Zwei himmelblauer Augenschein,
Und die verwirren mein Gehirne,
Daß ich nicht kann mein eigen sein.
Die haben mir mein Herz genommen,
Wann mir ihr Glanz entgegen kommen.

Soll nun nicht blau viel schöner scheinen,
Weil das des Himmels Zierrat ist?
Denn sieht er schwarz, so muß er weinen,
Hingegen lacht er (wie ihr wißt),
Wenn er von lauter blauen Lüften
Sich pfleget eine Lust zu stiften.

Geht hin ihr schwarz berußten Augen,
Laßt mir mein göttlich Himmelblau!
Das kann mir Herz und Mund aussaugen,
Das ist mein rechter Gnadentau.
Ihr Wolken, wollt ihr auf mich schließen,
Will ich euch gern in Demut grüßen.

Man rühmt so sehr die weißen Brüste,
Die da mit blauen Adern stehn,
Ich sag' auch, daß ich selbst nicht wüßte,
Was ihnen pflegte vorzugehn.
Ei nun, so laßt die blauen Augen,
Mir auch in weißer Stirne taugen.

Ihr seid mein Alles, ihr zwei Sonnen,
Ihr seid mein blaues Firmament,
Ihr habt den besten Preis gewonnen,
Ihr habet auch mein Herz verbrennt.
Durch eure Farbe wird belebet
Der Schiffer, der im Meere schwebet.

So lasset nun mein Schiff sich wenden
Durch eure blaue Sicherheit,
An jenen Hafen anzulenden,
Wo sich mein mattes Herz erfreut,
Und helft mich nach so vielen Stürmen
Durch euer Augenpaar beschirmen.
(S. 144-145)
_____



Die Jungfern sein nur auf den Schein

Wer unsre Jungfern kennt,
und von der Flamme brennt,
die sie in ihrer Brust
gar oft gewußt,
der findet Herzen,
bald ohne Schmerzen,
bald mit Erbarmen,
auch ohn' Umarmen.
Will man sie küssen,
sie wollen nichts wissen.

Sie sein so steinern nicht
Als wie sie abgericht,
Es fühlet ja ihr Mut
Auch Fleisch und Blut.
Man soll sie ehren,
Wann sie sich wehren,
Man soll sie drücken,
Wann sie wegrücken,
Und was sie treiben,
Heißt nicht doch, laßt's bleiben.

Es schwüre mancher drauf,
Sie täten keinen Kauf,
Jedennoch küßt man sie
Ganz ohne Müh,
Und so bleibt immer
Dies Frauenzimmer,
Was sie nicht meinen,
Das soll erscheinen
Ihr täglich Treiben,
Heißt nicht doch, laßt's bleiben.

Bisweilen wenn man sieht,
Daß ihrer viel bemüht
Auf einem Haufen sein,
Mit lauter nein,
So muß man sehen
(Wie oft geschehn)
Nur bald zuwandern
Nach einer andern.
Ob sie's gleich treiben,
Mit nicht doch, laßt's bleiben.

Denn wenn man wiederkömmt,
Da wird man gleich gehemmt;
Es redet flugs ihr Sinn:
Geht nur dort hin!
Da sie doch denken,
Ach! laßt euch lenken,
An unser Wehren
Ist nichts zu kehren,
Ob wirs gleich treiben,
Ei, nicht doch, laßt's bleiben.

So sehr verkehret nun,
Ist ein solch Jungfertun,
Das oft für einen fleugt
Und sich doch neigt.
Sie pflegen immer
So etwas schlimmer,
Sich zu verstellen
Als Junggesellen,
Und oft von Küssen
Am meisten zu wissen.
(S. 146-147)
______



Auf Johann Heinrich Schmeltzers Lamentation gerichtet
Weil Sie ihn plagt, Er sich beklagt

O du Schöne! wie plagst du meine Seele!
wie plagst du meine Seele,
daß nichts als Leiden und Schmerzen,
Schmerzen und Pein, mein Trost muß sein.
Ich sterbe dir und lebe mir,
und fühl am besten, wie ich mich quäle.
O Schöne, du Schöne!
Wann wird die Zeit doch erscheinen für mich,
für mich Armen?
daß man sich meiner möcht erbarmen.
(S. 152-154)
_____



Anhang:
Adam Kriegers Lieder aus dem Liederbuch
des Studenten Clodius

Nr. 1
Amanda darf man dich wohl küssen,
so komm mein Liebgen zu mir her.
Ich werd es wohl am besten wissen,
das war die Antwort ohngefähr:
Sie liefe zwar und sagte nein,
und gab sich doch geduldig drein.

Lauf nicht, mein Schätzchen, bleibe stehen,
Lauf Schöne, schrie ich, nicht so weit,
Laß uns der Liebe Werk begeben,
Wir sind in unsrer besten Zeit.
Sie seufzte zwar und sagte nein,
Und gab sich doch geduldig drein.

So halte nur und laß dich küssen,
Kein Mensch soll hier in dieser Stadt
Nicht das geringste darumb wissen,
Daß jemand dich geküsset hat.
Sie zuckte zwar und sagte nein,
Und gab sich doch geduldig drein.

Hiemit so zog ich meine Straße,
Woher ich neulich kommen war,
Erfahr in dieser besten maßen
Von der Amanda wunderbar,
Daß ja bei vielen pfleget nein
Und nein, soviel als ja zu sein.
(S. 155)
_____



Nr. 2
So hast du liebes Kind, mich gleichwohl noch vergnügt,
weil deine linke Hand in meiner rechten liegt,
wo du verbleiben wirst, wie du ietzund bist,
so schwör ich, daß als du, nicht angenehmers ist.

Ich bin wie mancher nicht so liederlich gesinnt,
Der oft zum Späßgen nur ein Mädchen lieb gewinnt,
Der ihr mit Mund und Hand bald dies und das verspricht,
Nur daß er sie berückt und hält es dennoch nicht.

Ich hab auch niemals nicht, wie mancher hat getan,
Der sich oft viel berühmt und ist sehr wenig dran.
Dies ist die beste Kunst, wer still im Lieben schweigt,
So bleibt ihm desto mehr die Jungfer auch geneigt.

Mein Freund wie lieb er mir, hat bei mir nicht die Macht,
Daß er das wenigste von mir heraus gebracht.
Er dürft am ersten sehn, wie er zu Wege bringt,
Daß er an meiner Seit' sich in den Sattel schwingt.

Wenn ich mich angestellt als deinen ärgsten Feind,
So hab' ich's doch bei dir alleine gut gemeint.
Es ist nicht ratsam mehr, daß jedermann versteht,
Wie zwischen mir und dir, wie weit die Liebe geht.

Und ist mir weiter nichts, du allerliebstes Kind,
Als nur ein bloßer Blick und noch wohl kaum vergönnt,
Darf ich gleich allemal nicht sicher zu dir gehn,
So weißt du dennoch wohl, wie wir zusammen stehn.

Es heißt mich die und die bald so bald wieder so,
Daß mir Gewalt geschieht, das weißt du schöne Jo,
Der muß ich gar zu frech, der andern höhnisch sein,
Und du wollt'st erstlich auch mit diesen stimmen ein.

Seit aber du erkannt, Rubelle meinen Sinn
Wie ich so still und fromm und eingezogen bin,
Und daß du hast an mir ein treu Gemüt gesehn,
So mußt du selbst gestehn, daß mir Gewalt geschehn.

Deswegen bin ich dir auch eben zugetan,
Und sehe weder Geld, noch Stamm noch Schönheit an.
Zucht, Ehr und Redlichkeit ist besser als das Geld,
Drum auch so bist du mir die Schönste von der Welt.
(S. 156)
_____



Nr. 4
O Rosidore,
edele Flore,
zeigen bei Mitternacht
Augen und Sternen,
Feuer und Hitze,
Donner und Blitze
rühren mein trauriges
Herze von fernen.

Könnte mit Myrten
Ich dich umbgürten,
Würde mein Lorbeerkranz
Höher aufstehen.
Aber weil alles
Spielet des Balles,
Muß ich den nächtlichen
Irregang gehen.

Sonder Erschrecken
Will ich dich wecken,
Bist du noch anders,
Wie gestern gesinnet.
Blicke hernieder,
Höre die Lieder,
Ehe mein Herze
Vor Brünsten zerrinnet.

Unter den Sternen
Sah ich von Fernen
Deine verblendete
Wangenglut blühen.
Meine Geberden
Müssen auf Erden
Stetig im Dunkeln
Der Liebe Joch ziehen.

Alles was lebet,
Alles was schwebet
Über den Lüften
Und unter den Seen,
Kämpfet mit Freuden
Marter und Leiden.
Ach nur ich Armer
Muß einsam hergehen.

Unter den Bäumen
Pfleg ich zu träumen,
Du aber Schöne
Schläfst ohne Betrüben.
Ich muß die Schmerzen
Doppelt im Herzen,
Aber nur einfach
Die Liebe verüben.

Laß dich erweichen,
Stetig in gleichen,
Brennende Flammen
Im Herzen zu hegen.
So werd' ich haben
Reichtum und Gaben,
Die mich alleine
Vor andern bewegen.
(S. 158)
_____



Nr. 5
Phillis und Amyntas waren
an dem kühlen Wasserstrand,
Beide schön und jung von Jahren,
in der Liebe so entbrannt,
daß er endlich allzu keck,
suchte seinen lieben Zweck.
(S. 159)
_____


Aus: Denkmäler deutscher Tonkunst
Erste Folge
Herausgegeben von der Musikgeschichtlichen Kommission
unter Leitung des wirkl. Geh. Rates
Dr. theol. und phil. Freiherrn von Liliencron
Band XIX: Adam Krieger Arien
Verlag von Breitkopf & Härtel in Leipzig 1905

 


Biographie:

https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Krieger



 

 


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