Das Liebes-Poetische Manuskript N°
21
O
heilige, geliebte, süße Labe ...
Dichterinnen 12. - 16. Jh. -
Männer-Porträts 15.- 16. Jh.
Raffael (1483-1520) Selbstporträt |
Frau Castelloza (Mitte des 13. Jahrhunderts) Mir sollte Lust zum Singen mangeln sehr; Sing' ich, so mehr Macht mir die Liebe Pein. Ich klag', ich wein', Angst feßelt meine Sinnen. Denn fremder Sprödigkeit Hab' ich mein Herz geweiht. Trag' ich noch länger Leid, Scheint Thorheit mein Beginnen. Nur eine holde Miene doch begehr' Ich, Süßer, eh'r Ich sterb' in herber Pein. Würden verzeihn Die Unthat, die da minnen, Wenn ihr mir's nicht verleiht? Drum bin ich doch bereit Zu lieben allezeit; Treu' heg' und Glaub' ich innen. Ich dient' euch eifrig, jedes Truges leer, Erntet' auch mehr Unbill von euch ich ein. Nicht niedrig, nein, Ehrvoll ist mein Beginnen, Bedenk' ich, welch ein Kleid Euch schmückt der Herrlichkeit, Drob höhrer Frau ihr weiht Geziemend eure Minnen. Seit ich euch sah, befolgt' ich eur Begehr; Doch nimmermehr Wollt ihr mir günst'ger sein. Mein Senden, mein Flehn will mir nichts gewinnen, Da ihr entfernt gar weit Von Sinnesändrung seid. Mir fehlt's an Freudigkeit, Schmerz bringt mich fast von Sinnen. Einst euren Handschuh, - schmollt mir nicht zu sehr! - Hatt' ich, und der Ward durch Entwendung mein, Mit Furcht und Pein, Es schade eurem Minnen Bei ihr, der ihr geweiht; Drum gab ich, schnell bereit, Ihn wieder euch, und leid That mir mein schlimm Beginnen. Wohl weiß ich, büßet mancher Ritter schwer, Fraun bittend mehr, Als jene ihn, allein Er erntet ein Unheil für solch Beginnen. Die einem Mann sich weiht, Muß dessen Adlichkeit Und Huld durch Freundlichkeit Und Bitte sich gewinnen. Frau Almur, allezeit Lieb' ich mir selbst zum Leid; Er, dem ich mich geweiht, Weiht mir nur flücht'ges Minnen. Mut, Holder, bricht mein Leid; Ich lieb' euch allezeit, Und voll Aufrichtigkeit Und Treu' ist all mein Sinnen. |
Nachgedichtet von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)
Gedicht aus: Gedichte der Troubadours
im Versmaaß der Urschrift übersetzt
von Karl Ludwig Kannegießer
Tübingen 1852
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Vida:
"Frau Castelloza war aus der Auvergne, eine edle Dame, Ehefrau von Turc de Mairona. Und sie liebte Herrn Arman de Breon und machte ihre Lieder über ihn. Und sie war eine sehr fröhliche, sehr gebildete und eine sehr schöne Dame. Und hier sind einige ihrer Lieder niedergeschrieben."
zitiert aus:
Angelica Rieger - Trobairitz
Der Beitrag der Frau in der altokzitanischen höfischen Lyrik
Edition des Gesamtkorpus
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1991
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Biographie:
Castelloza (aus Bibliothèque Nationale MS12473, 13. Jhdt) Castelloza war eine Trobairitz des frühen 13. Jahrhunderts. Über ihr Leben ist wenig bekannt. Laut ihrer Vida stammte sie aus der Auvergne und war mit einem Mann Namens Truc Mairona verheiratet. Wahrscheinlich ist sie im Umfeld des Trobadors Peirol anzusiedeln.
Vier Lieder von ihr sind überliefert, jedoch von keinem die Melodie. Damit ist sie neben Beatriz de Dia die einzige Trobairitz, von der mehr als ein Lied erhalten ist. Das Thema ihrer Lieder ist die betrogene Liebe.
Lieder Amics, s'ie us trobes avinen
Ia de chantar non degr'aver talan
Mout avetz faich lonc estatge
Per ioi que d'amor m'avegna
aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Castelloza