Das Liebes-Poetische Manuskript N°
21
O
heilige, geliebte, süße Labe ...
Dichterinnen 12. - 16. Jh. -
Männer-Porträts 15.- 16. Jh.
Francesco del Cossa (1435 - 1477) Männer-Porträt |
Frau Castelloza (Mitte des 13. Jahrhunderts) Wenn hold, Freund, eur Benehmen wär', Leutselig, hehr, bescheiden, ritterlich, Dann liebt' ich euch, doch wohl erinnr' ich mich, Daß grimm ihr wart und voll Verschlagenheit Und trugvoll; doch heb' ich zu singen an Von eurem Werth, da ich nicht anders kann, Um durch die Welt zu breiten eure Ehr', Da, wo's zumeist mir Haß macht und Beschwer. Ich halt' euch preislich nimmermehr, Und lieb' euch nicht getreu und inniglich; Bis daß ich seh', ob's frommend ist für mich, Zeig' ich voll Unbill mich und Grausamkeit; Und dennoch thu' ich's nicht, weil man mich dann Der Untreu' gegen euch beschuld'gen kann; Und selber hättet ihr dann Ursach' sehr, Wenn irgend gegen euch ich schuldig wär'. Ich weiß, was Holdes ich begehr', Obwohl sie's nennen ungeziementlich, Ruft einen Ritter eine Frau zu sich, Und hält ihm Predigten dann lang und breit, Wiewohl man doch auch unterscheiden kann. Erst prüf' ich, und mich sterben laß' ich dann, Und auch vom Bitten hoff' ich Hülfe sehr Bei ihm, der mich gepeinigt hart und schwer. Ein Thor ist, schilt mich irgend wer, Denn euch zu lieben ja erfreuet mich, Mag er auch denken und erzürnen sich. Ihr seid wohl jetzt nicht wie in jener Zeit, Als ihr mir sagtet, nichts gieng' ich euch an; Vielleicht kommt doch noch einst die Zeit heran, Wo mir noch Lust und Freud' entspringt daher; Es nur zu sagen freuet schon mich sehr. Kein' andre Lust ist mein Begehr. Ich sag' euch, nichts berührt mich wonniglich, Nur eure Lieb' erquickt und tröstet mich, Obwohl sie mir verursacht Schmerz und Leid. Doch hebt jedwedes Herzenslabsal an Von euch, den ich noch nicht bekehren kann. Auch bin ich freilich wohl der Hoffnung leer, Als nur im Schlaf, und nirgends weiter mehr. Was ich thun soll, weiß ich nicht mehr; Denn gut' und böse Weg' erprobt hab' ich. Hart ist eur Herz, doch nichts entmutigt mich. Mündlich geb' ich, nicht schriftlich euch Bescheid, Und sterbe, wenn ich euch nicht ändern kann, Zu meiner Lust; und wenn ich sterbe, dann Habt ihr gefehlt und euch versündigt schwer, Dann werdet ihr getadelt werden sehr. |
Nachgedichtet von Karl Ludwig Kannegießer (1781-1861)
Gedicht aus: Gedichte der Troubadours
im Versmaaß der Urschrift übersetzt
von Karl Ludwig Kannegießer
Tübingen 1852
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Vida:
"Frau Castelloza war aus der Auvergne, eine edle Dame, Ehefrau von Turc de Mairona. Und sie liebte Herrn Arman de Breon und machte ihre Lieder über ihn. Und sie war eine sehr fröhliche, sehr gebildete und eine sehr schöne Dame. Und hier sind einige ihrer Lieder niedergeschrieben."
zitiert aus:
Angelica Rieger - Trobairitz
Der Beitrag der Frau in der altokzitanischen höfischen Lyrik
Edition des Gesamtkorpus
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1991
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Biographie:
Castelloza (aus Bibliothèque Nationale MS12473, 13. Jhdt) Castelloza war eine Trobairitz des frühen 13. Jahrhunderts. Über ihr Leben ist wenig bekannt. Laut ihrer Vida stammte sie aus der Auvergne und war mit einem Mann Namens Truc Mairona verheiratet. Wahrscheinlich ist sie im Umfeld des Trobadors Peirol anzusiedeln.
Vier Lieder von ihr sind überliefert, jedoch von keinem die Melodie. Damit ist sie neben Beatriz de Dia die einzige Trobairitz, von der mehr als ein Lied erhalten ist. Das Thema ihrer Lieder ist die betrogene Liebe.
Lieder Amics, s'ie us trobes avinen
Ia de chantar non degr'aver talan
Mout avetz faich lonc estatge
Per ioi que d'amor m'avegna
aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Castelloza