Das Liebes-Poetische Manuskript N° 22

O schöne Herrin, deine holden Wangen ...

Torquato Tasso (1544 - 1595) Sonette - Das Antlitz der schönen Herrin

 


Pietro Perugino (1445/48-1523)
Madonna

 



Die neue Schicksalsgöttin

Sie gleicht dem Schicksal, deren Stirn, zerstreuet
Im Wind, die goldnen Locken rings verklären,
Ja ist das Schicksal und kann Heil bescheeren
Und elend machen, wer zumeist sich freuet.

Nicht Gold etwa und Silber sie verleihet,
Nicht seltne Stein', aus weitentlegnen Meeren;
Nein, Liebesschätze, höher weit zu ehren,
Raubt, schenkt und nimmt im Nu sie ungescheuet.

Nicht blind, scheint sie für meine Jammerweise
Sich so zu stellen, und den Menschen blendet
Sie mit zwei Lichtern flimmernd, klar und helle.

Du fragst, welches das Rad, auf dessen Welle
Sie Liebende im Schweben hält und wendet?
Das Rad denn sind der schönen Augen Kreise.

 


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Übersicht

Übersetzt von Karl August Förster (1784-1841)

Aus: Auserlesene lyrische Gedichte von Torquato Tasso
Aus dem Italienischen übersetzt von Karl Förster
Mit einer Einleitung: "Über Torquato Tasso als lyrischen Dichter."
Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage
Leipzig F.A. Brockhaus 1844

weitere Sonette von Torquato Tasso: www.deutsche-liebeslyrik.de/europaische_liebeslyrik/tasso.htm



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