Das Liebes-Poetische Manuskript N°
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O schöne Herrin,
deine holden Wangen ...
Torquato Tasso (1544 - 1595) Sonette - Das Antlitz der schönen Herrin
Francesco Botticini (1446-1497) Kopf der Madonna |
Als sie sich nach Commacchio begab Durchspähet all' der weiten Erde Quellen, Durchforscht, o Nymphen, die geheimsten Minen, Der Wogen Köstlichstes und, neben ihnen, Den kleinsten Sand und salz'ge Uferstellen! Bringt Alles ihr, die wie aus Schaum der Wellen Einst eure Göttin, so in Stimm' und Mienen An hohem Strande herrlich jetzt erschienen, Schönsten Sirenen mindest gleichzustellen. Wo aber gibt's Korall- und Perlengabe, Purpur und Gold, die sie, mit stolzer Weise Sich selbst nur liebend, all' nicht müßt' verachten? Haben doch nimmer eure alten Schachten So Fremd- und Eignes, daß in kleinem Kreise Sie nicht bei weitem Herrlicheres habe!
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Übersetzt von Karl August Förster (1784-1841)
Aus: Auserlesene lyrische Gedichte von Torquato Tasso
Aus dem Italienischen übersetzt von Karl Förster
Mit einer Einleitung: "Über Torquato Tasso als lyrischen Dichter."
Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage
Leipzig F.A. Brockhaus 1844
weitere Sonette von Torquato Tasso: www.deutsche-liebeslyrik.de/europaische_liebeslyrik/tasso.htm