Das Liebes-Poetische Manuskript N° 28

Wie nenn' ich dich? ...

 Sandor Petöfi Liebesgedichte  -  Bilder ungarischer Maler 19./20. Jh.
 


Alajos Györgyi (1821-1863)
Porträt von Maria Bencsik

 
 

Sandor Petöfi
(1823-1849)


Niemals liebte …


Niemals liebte, der da wagt zu klagen,
Daß die Lieb' ins Sklavenjoch uns zwingt:
Liebe pflegt in Fesseln nicht zu schlagen,
Schwingen leiht sie, hat auch mich beschwingt.

Selbst dem Aar sind Schwingen nicht gegeben,
Wie so mächt'ge mir die Liebe gab,
Diese Erdenstätte zu umschweben, -
Mit so Kleinem geb ich mich nicht ab:

Zu der Engelgärten Himmelferne
Schwing' ich mich in einem Augenblick,
Wo ich mir zu einem Kranz die Sterne,
Dieses Gartens Flammenrosen pflück'.

Bald umwogt mich heller Strahlenschimmer,
Bald hüllt mich des Orkus Dunkel ein …
Und im Flug schau ich auf einmal immer:
Gott und Teufel, Glück und Höllenpein.

Schweb' ich hin mit mächt'gem Flügelschlage,
Dämmt mich Zeit und dämmt mich Ferne nicht,
Und ich flieg' vom Welterschaffungstage
Weit voraus bis an das Weltgericht.

Schwingend mich durch Höll- und Himmelsweiten:
Alles, was die Hölle birgt an Qual,
Was das Himmelreich an Seligkeiten -
Ich durchfühl' es ganz … mit einemmal!

 

 

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Übersicht


Gedicht aus: Gedichte von Alexander Petöfi
Aus dem Ungarischen von Ladislaus von Neugebauer
Dritte, verbesserte und vermehrte Auflage
Leipzig Max Hesses Verlag 1910


weitere Gedichte unter:
www.deutsche-liebeslyrik.de/europaische_liebeslyrik/petofi.htm





 


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