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      Karl Mayer  
      (1786-1870) 
       
       
      Inhaltsverzeichnis der Gedichte: 
        
        - 
      
      
      Lauer Maienlüfte Schwall 
      (Maienkummer)  
        - 
      
      
      Auch die Lüfte selbst nicht 
      schliefen (Folgsamkeit)  
        - 
      
      
      Stille, Bach, mit deinem 
      Rauschen! (Irrthum)  
        - 
      
      
      Die Wiese steht in Dolden 
      (Verzüglichkeit)  
        - 
      
      
      Welch ein treibend süß 
      Verlangen (Befreiung)  
        - 
      
      
      Hier bei diesen duft'gen 
      Linden (Unter den Linden)  
        - 
      
      
      Schau' die lieblichste der 
      Scenen! (Auf dem Wiesenplan)  
        - 
      
      
      Gold ward zum Roth und 
      Violette (Nach Sonnenuntergang)  
        - 
      
      
      Nenn' ich Jubel, nenn' ich 
      Grausen (Am Wasserfalle)  
        - 
      
      
      Hell durchstrahlt der Mond 
      die Linden (Der Wartende)  
        - 
      
      
      O Lerche, könnt' ich mit dir 
      dringen (An die Lerche)  
        - 
      
      
      Sahst du, Kind, den 
      Sonnenstrahl (Versöhnung)  
        - 
      
      
      Du beklagst des Briefchens 
      Eile (Antwort auf ihre Nachschrift)  
        - 
      
      
      Wie blickt der Fluß so 
      strahlend (Auf der Felshöhe)  
        - 
      
      
      Eigne Lust in deinem Blick 
      gesellt (Liebesglück)  
        - 
      
      
      Dieß Flüstern, Hin- und 
      Wiederneigen (Am Ufer)  
        - 
      
      
      Mit Grauen hätt' ich fast 
      geschworen (Abgeschiedenheit)  
        - 
      
      
      Was ein Dichter Frisches 
      schafft (Waldesduft und Waldeslicht)  
        - 
      
      
      Sei der Lieder Sammlerin, o 
      Liebe (Die unbeachteten Lieder)  
        - 
      
      
      In dieser nächtlich grünen 
      Laubumhüllung (Wunsch und Gegenwunsch)  
        - 
      
      
      Gleite, riesle, kleiner Quell 
      (Das treue Bild)  
        - 
      
      
      Fülle der Geliebten Zimmer 
      (Gruss aus der Ferne)  
        - 
      
      
      Zwei Linden, eine Ruhebank 
      (Die Ruhebank)  
        - 
      
      
      Verfeindet nicht mein armes 
      Wesen (Geduld!)  
        - 
      
      
      Süßgeschützt vor fremdem 
      Lauschen (Wechsel)  
        - 
      
      
      Weilend an des Waldes Buchen 
      (Am Waldwege)  
        - 
      
      
      Sie verschmähe nur mein Herz! 
      (Neuer Bund)  
        - 
      
      
      O Mühl' und Bach im stillen 
      Thal (Was sich veränderte)  
        - 
      
      
      Einsam lehnend an dem trauten 
      Baume (Doppelter Verlust)  
        - 
      
      
      Süße Todesstille, sei 
      willkommen (Stille)  
        - 
      
      
      Draußen, wo Gebüsches-Dichte 
      (Erweckung)  
       
        
       
      
       
       
      Maienkummer 
       
      Lauer Maienlüfte Schwall 
      Will mich hier umscherzen! 
      Frühlingsglücklich überall 
      Geht es an ein Herzen. 
       
      Blümchen, wie ihr hold und frisch 
      Euch zusammen reihet! 
      Glänzend hüpfen Fisch und Fisch, 
      Auch das Wasser maiet. 
       
      Bunte Vögel freudig husch! 
      Fliegen hin und wieder, 
      Singen auf und ab im Busch 
      Innigliche Lieder; 
       
      Dreh'n die Köpfchen, wundern sich, 
      Daß ich so alleine. - 
      Süßer Mai, wo rett' ich mich 
      Einsam hin und weine? 
      (S. 55) 
      _____ 
       
      
       
       
      Folgsamkeit 
       
      Auch die Lüfte selbst nicht schliefen; 
      Alle säuselten und riefen: 
      Liebe! Liebe! 
      Und ich bliebe, 
      Selbst zur Folgsamkeit zu blöde, 
      Taub für solche Himmelsrede? 
      (S. 56) 
      _____ 
       
      
       
       
      Irrthum 
       
      Stille, Bach, mit deinem Rauschen! 
      Hör' ich Töne nicht der Lieben? 
      Und du hinderst mich zu lauschen. - 
      Ach! die Luft hat Scherz getrieben! 
      Rauscht, ihr Wasser, ungestört! 
      Seufzt, ihr Klagen, ungehört! 
      (S. 56) 
      _____ 
       
      
       
       
      Verzüglichkeit 
       
      Die Wiese steht in Dolden, 
      Der Lenz ist vorgerückt; 
      Ach! mir mit meiner Holden 
      Noch nicht ein Wort geglückt! 
       
      Die Wiese steht in Samen, 
      Reif für den Sense Zahn; 
      Noch redet' ich mit Namen 
      Die Liebliche nicht an. 
       
      O stehe, Lenz, im Fliehen 
      Für meine Liebe still, 
      Bis sie nicht mehr verziehen 
      Mit ihrem Gruße will! 
      (S. 57) 
      _____ 
       
      
       
       
      Befreiung 
       
      Welch ein treibend süß Verlangen 
      Frühlingsmild das Herz mir schwellt! 
      Länger hält mich nichts befangen 
      Und die lose Fessel fällt. 
       
      Wie die Bande von sich drückend, 
      Frei der Schmetterling sich hebt, 
      Und, sich kaum der Nacht entrückend, 
      Schon zur Herzensblume schwebt, 
       
      Also, kaum entfaltet Liebe 
      Schüchtern den verschwiegnen Schmerz, 
      Sinkt sie schon in holdem Triebe 
      An das süßersehnte Herz. 
      (S. 58) 
      _____ 
       
      
       
       
      Unter den Linden 
       
      Hier bei diesen duft'gen Linden 
      Sollt' ich dich, o Süße, finden. 
      Längst gewahr' ich, wie den Zweigen 
      Summend naht der Bienen Heer, 
      Und wie keine honigleer 
      Sich entschwingt dem Schwesterreigen. 
      Soll nur ich im Duft der Linden 
      Meine Blüthenkost nicht finden? 
      (S. 59) 
      _____ 
       
      
       
       
      Auf dem Wiesenplan 
      An Sie 
       
      Schau' die lieblichste der Scenen! 
      Glatte Wiesen sanft sich dehnen, 
      Wie durch Busch- und Baumkulissen, 
      Bis zum blauen Grund der Ferne! 
      O wie folgt der Blick so gerne! 
      Doch noch Handlung läßt sich missen, 
      Die durch trautes Spiel und Küssen 
      Wohl wir selbst ergänzen müssen? 
      (S. 59) 
      _____ 
       
      
       
       
      Nach Sonnenuntergang 
       
      Gold ward zum Roth und Violette; 
      Noch küssen wir an grüner Stätte, 
      Indem es oben schwärzlich blaut 
      Und neues Gold aus Sternen thaut. 
      So ruf' ich denn mit dir, der Holden: 
      O welch ein Abend, dreifach golden! 
      (S. 60) 
      _____ 
       
      
       
       
      Am Wasserfalle 
       
      Nenn' ich Jubel, nenn' ich Grausen 
      Der Gewässer Donnern, Brausen? 
      Sturm und Streit des Wasserfalles, 
      Ihr ersticket in mir Alles, 
      Athem, Sinn und Stimme-Schall! 
      Eines nur, ein Angedenken, 
      Das an Sie, kann nicht versenken, 
      Nicht erschüttern all der Schwall. 
      Wenn's noch lauter um mich zankt, 
      Alles in mir, vor mir schwankt, 
      Eine trauliche Gestalt 
      Hat doch ihren sichern Halt. 
      (S. 60) 
      _____ 
       
      
       
       
      Der Wartende 
       
      Hell durchstrahlt der Mond die Linden. 
      Einen Pfennig hier zu finden 
      Um das Münster, wäre leicht. 
      Doch wie trüb die Zeit entweicht! - 
       
      Blick ich in den Dom durch's Fenster! - 
      Bilder, blaulich, wie Gespenster! 
      Röthlich dort ein ewig Licht! - 
      Doch die Liebste kommt noch nicht. 
       
      Welche Nacht, voll Lust zu sehen! 
      Aber ach! wie kann bestehen, 
      Süße Seel' in süßem Leib, 
      Ohne dich ein Zeitvertreib? 
      (S. 61) 
      _____ 
       
      
       
       
      An die Lerche 
       
      O Lerche, könnt' ich mit dir dringen 
      In jenes lichte Blau, 
      So froh, wie du, so innig singen 
      Zur blüthenvollen Au! 
       
      Vom Sänger wäre nichts zu schauen, 
      Man horchte seinem Lied, 
      Als ob's unsichtbar diesen Auen 
      Der Himmel selbst beschied. 
       
      So rein kann, ach! ein Lied nicht klingen, 
      Beschwert von Erdenschmerz, 
      Zur lichten Höhe sich nicht schwingen 
      Ein liebekrankes Herz! 
      (S. 62) 
      _____ 
       
      
       
       
      Versöhnung 
       
      1. 
      Sahst du, Kind, den Sonnenstrahl, 
      Der sich dort durch Wolken stahl? 
      Wie in grüner Flammen Glühen 
      Farbiger die Wiesen blühen? 
       
      Lacht nicht eben liebevoll 
      Mir dein Aug' aus langem Groll, 
      Lüftend seiner Wolken Schleier? - 
      Sieh mein Herz in trunkner Feier! 
       
       
      2. 
      Liebe läßt sich nicht verkürzen, 
      Athmet, wie die Wiesenau 
      Nach Gewitter Thränenthau, 
      Nach dem Groll in süßern Würzen. 
      (S. 63) 
      _____ 
       
      
       
       
      Antwort auf ihre Nachschrift 
       
      Du beklagst des Briefchens Eile, 
      Daß die Fehler nicht der Feile 
      Bessrem Fleiß gewichen sind. 
      Laß dich nur ein Andres lehren: 
      Zwischen schwere goldne Aehren 
      Wehte fremdes Kraut der Wind 
      Zum Verdruß der Sachverständ'gen; 
      Doch dein unkrautstreuend Händchen 
      Schuf in mir kein Aergerniß 
      Und du glaubst es mir gewiß: 
      Wie mir rothe Ackerschnallen, 
      Blaue Nelken dort gefallen 
      Zwischen blondem Saatengolde, 
      So dein süßes Fehlen, Holde, 
      Bei so treuem Wortessinn 
      Scheint mir lieblicher Gewinn. 
      (S. 64) 
      _____ 
       
      
       
       
      Auf der Felshöhe 
       
      Wie blickt der Fluß so strahlend 
      Aus Berg und Wald herauf! 
      Wie gerne zeigt' ich malend 
      Dir seinen Schlangenlauf! 
       
      Doch die Gedankenmenge, 
      Gedacht ob diesem Grund, 
      Die innern Liebesklänge 
      Gibt kein Gemälde kund. 
       
      Gesellt sich doch zum Bilde, 
      Zur Wonne dieses Blicks, 
      Gefühl der Liebesmilde 
      Und seligen Geschicks! 
       
      Ist so von innrem Leben 
      Die Außenwelt bestrahlt, 
      Wo mag die Kunst sich heben, 
      Die dir das Ganze malt? 
      (S. 65) 
      _____ 
       
      
       
       
      Liebesglück 
       
      Eigne Lust in deinem Blick gesellt 
      Sich dem Wiederglanz der Wonnewelt. 
      Liebliche, so magst du denn verzeihen, 
      Daß sich schneller Kuß und Blicke reihen: 
      Einmal bist du selbst die Theure mir, 
      Wieder herz' ich dann die Welt in dir. 
      (S. 66) 
      _____ 
       
      
       
       
      Am Ufer 
       
      Dieß Flüstern, Hin- und Wiederneigen, 
      Ihr Weiden, soll es Mitleid zeigen? 
      Und wollt ihr tieferhobnen Wellen 
      Ein Klagewort herüberschwellen? 
      Ja, ihr habt all mein Glück geseh'n 
      Und rauscht mich an: mußt' es vergeh'n? 
      (S. 66) 
      _____ 
       
      
       
       
      Abgeschiedenheit 
       
      Mit Grauen hätt' ich fast geschworen, 
      Ich sei der Einzige geboren, 
      Der in dieß Felsenthal gelangt'. 
      Und doch, ich hab' umsonst gebangt; 
      Denn ob dem wild zerrißnen Grund 
      Gibt dort sich eine Wohnung kund. - 
      Wer mochte so in Einsamkeiten 
      Der Wildniß sich ein Dach bereiten? 
      Gefiel dem finstern Menschenhaß 
      So waldig steiniges Gelaß? 
      Wollt' er, verfeindet mit dem Schall 
      Der Rede, sich am Wasserfall, 
      Wo nur empörte Wellen tönen, 
      Des Sinns für Menschenwort entwöhnen? 
      Wie oder wacht an diesem Ort 
      Die Liebe bei verborgnem Hort? 
      Ein Liebespaar, will es allein 
      Sich hier die Welt und Alles seyn? - 
      O, daß dann sie und ich es wären, 
      Die so im Wald der Welt entbehren! 
      (S. 67) 
      _____ 
       
      
       
       
      Waldesduft und Waldeslicht 
       
      Was ein Dichter Frisches schafft, 
      Waldesduft hat bessre Kraft; 
      Süsses, wie den Streit des Lichts 
      Und des Waldes, hat er nichts. 
       
      Ha, wie griffe deine Hand 
      Nach dem süßen Liederpfand, 
      Theure, füllte mein Gedicht 
      Waldesduft und Waldeslicht! 
      (S. 68) 
      _____ 
       
      
       
       
      Die unbeachteten Lieder 
       
      Sei der Lieder Sammlerin, o Liebe, 
      Dann entkeimen sie, wie Blumentriebe. 
      Welcher Duft aus ihrer Kelche Grund 
      Und wie farbig glänzend Fund an Fund! 
       
      Doch, wann würdest du, mein Lied zu pflücken, 
      Wie nach Florens Lieblingen dich bücken? 
      Sinkt verwildert nicht in sich zurück 
      Jedes ohne der Beachtung Glück? 
      (S. 68) 
      _____ 
       
      
       
       
      Wunsch und Gegenwunsch 
       
      In dieser nächtlich grünen Laubumhüllung, 
      In dieses Grases Blumen-Ueberfüllung 
      Soll sorglos heute meine Stätte seyn! 
      Hinaus, mein Sorgen, du bist ausgeschlossen! 
      Ihr Wellchen nur, dem Waldgestein entflossen, 
      Ihr Frühlingslüfte kommt zu mir herein! 
       
      Ach! - auf wie lange bin ich nun geborgen? 
      Mischt sich in alle Träume dieses Sorgen? 
      O möcht' es lieber ganz begraben seyn! 
      O schlüpftest du nach meinem Wunsch, du Eine, 
      Die ich mit allem Sorgen eben meine, 
      Doch in dieß Sorgengrab zu mir herein! 
      (S. 69) 
      _____ 
       
      
       
       
      Das treue Bild 
       
      Gleite, riesle, kleiner Quell, 
      Und in deinen Spiegel hell 
      Lächle das Vergißmeinnicht 
      Gelb und blaues Himmelslicht! 
      Einsam fließt dahin, Minuten, 
      Meines Lebens leise Fluthen! 
      Traget mir in holdem Schimmer 
      Bild und Angedenken immer! 
      (S. 71) 
      _____ 
       
      
       
       
      Gruss aus der Ferne 
       
      Fülle der Geliebten Zimmer, 
      Sanfter, goldner Mondenschein, 
      Und mit deinem blauen Schimmer 
      Dring' in ihre Fenster ein, 
      Blumen, euer süßes Düften; 
      Spend' ihr, theure Nachtigall, 
      Fern aus wonnetrunknen Lüften 
      Deiner Sehnsucht vollen Schall! 
      Wird die Holde lauschen müssen 
      Solchen Erd- und Himmelsgrüssen, 
      Nah' ihr doch auf weichem Pfühle 
      Noch willkommner der Erguß 
      Meiner treuen Herzgefühle, 
      Dieser nächtlich ferne Gruß! 
      (S. 72) 
      _____ 
       
      
       
       
      Die Ruhebank 
       
      Zwei Linden, eine Ruhebank 
      Steh'n dort auf grüner Höh' 
      Und diesem süßen Ort verdank' 
      Ich all mein Herzensweh. 
       
      Noch glaubt' ich hold sie angelehnt 
      Im Sonnenhute dort; 
      Ich hab' umsonst ihr nachgesehnt, 
      Verödet bleibt der Ort. 
       
      Dem Wanderer, der Pilgerin 
      Wird Ruhe von der Bank, 
      Von mir nur will sie künftighin 
      Nicht mehr der Ruhe Dank. 
      (S. 73) 
      _____ 
       
      
       
       
      Geduld! 
       
      Verfeindet nicht mein armes Wesen 
      Um diese Spanne Liebeslust! 
      Nicht lange mehr, so ist gewesen 
      Lieb', Athem, Glück in dieser Brust. 
      (S. 74) 
      _____ 
       
      
       
       
      Wechsel 
       
      Süßgeschützt vor fremdem Lauschen 
      Hörten wir im Küssetauschen 
      Lieblich Quell und Blätter rauschen. 
       
      Doch, wie trübe klingt dieß Rauschen, 
      Seit sich der Gefühle Tauschen 
      Nimmer läßt an uns erlauschen! 
      (S. 74) 
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      Am Waldwege 
       
      Weilend an des Waldes Buchen, 
      Jenen Namenszug zu suchen, 
      Armes Herz, das mühsam schlägt, 
      Siehst du, was die Rinde trägt? 
       
      Ach! es will sich nichts mehr gleichen! 
      Rau verwachsen sind die Zeichen. 
      Herz, das bang nach Ruhe darbt, 
      Wann, o wann bist du vernarbt? 
      (S. 75) 
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      Neuer Bund 
       
      Sie verschmähe nur mein Herz! 
      Meine Wahl ist schon getroffen. 
      Mein Genoß' ist nun der Schmerz, 
      Treuer mir, das darf ich hoffen. 
      Bittrer Freund, nimm meine Hand! 
      Uns umschling' ein ewig Band! 
      (S. 75) 
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      Was sich veränderte 
       
      O Mühl' und Bach im stillen Thal, 
      Ihr klappert, rauschet mir zur Qual! 
      Ihr Bäume grün am Wiesenrain, 
      Sonst Wonnezeugen, mehrt die Pein! 
       
      Was meinen Sinn erfrischen soll, 
      Sei trübes Leid und herber Groll; 
      Nicht Rosenblüth' und Frühlingssang, 
      Mich lab' ein Winter, wild und bang! 
       
      Wohl gleichen sich noch Laut und Bild, 
      Noch jetzt so ländlich, traut und mild; 
      Doch anders ward in dumpfem Schmerz 
      Des Freundes Aug' und Ohr und Herz! 
      (S. 76) 
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      Doppelter Verlust 
       
      Einsam lehnend an dem trauten Baume, 
      Senk' ich meinen Blick in das Gefild; 
      Doch verschwommen ist mir, wie im Traume, 
      Unsrer Landschaft vielgeliebtes Bild. 
       
      Ach, du liehest erst den Reiz, Geliebte 
      All der Pracht der herrlichen Natur; 
      Doch seitdem der Herzen Glück zerstiebte, 
      Wich gelöst auch jenes Zaubers Spur. 
       
      Und so ist verklungen und zerronnen 
      Deine Nähe sammt der Augenlust; 
      Keine künftig mehr von beiden Wonnen, 
      Füllet deines Freundes öde Brust! 
      (S. 77) 
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      Stille 
       
      Süße Todesstille, sei willkommen 
      In der Schattenberge liebem Thal! 
      Dir vertraut das Herz, geheim beklommen, 
      O so gern die ewig theure Qual. 
      Dir ergießet sich in volle Thränen 
      Sanft gelöset all dieß heiße Sehnen. 
       
      Also stille war's, wenn sich den Lieben 
      Hand in Hand und Seel um Seele schlang; 
      Also selig still ist's noch geblieben, 
      Als sie schmerzlich sich von hinnen rang. 
      Mög' auch drüben also still mich's grüßen, 
      Wenn einst neu wir selig uns umschließen! 
      (S. 79) 
      _____ 
       
      
       
       
      Erweckung 
       
      Draußen, wo Gebüsches-Dichte 
      Seltner wich dem goldnen Lichte, 
      Wallt' ich einsam längs des Flusses, 
      Zeuge manches Wellenkusses, 
      Den er blühenden Gestaden 
      Zutrug auf gewundnen Pfaden. 
      Vögelein herniederschauten 
      Und indem die kleinen, trauten 
      Glücklich stilles Glück umschwebten, 
      Weckten neu die mitverlebten 
      Allerliebsten Heimlichkeiten 
      Ferner Liebe schönste Zeiten. 
      (S. 80) 
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      Aus: Lieder von Karl 
      Mayer 
      Stuttgart und Tübingen 
      Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1833 
      
       
        
      
       
      Biographie: 
       
      
      http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Mayer_(Dichter) 
         
       
   
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