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Friedrich von
Schlegel
(1772-1829)
Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
Bitte
Ach laß' die theure Frau in bittern Leiden,
Du milde Königin, mir nicht versinken!
Ihr Herz erfrische bald ein himmlisch Winken
Aus jenen Augen, die mit Licht uns weiden.
Sie darf der Morgenröthe Glanz nicht meiden,
Vor der die Sterne all' ins Dunkel sinken,
Und darf aus deinem Bilde, Gottheit, trinken;
Sie lebt in Lieb', und liebend wird sie scheiden.
O Mutter! todt und arm sind jetzt die Herzen,
Doch wenn auch alle von dir abgefallen,
Das Heil'ge überall verspottet bliebe;
Wir fühlen noch die gottgeweihten Schmerzen,
Die freudig hin zum letzten Feuer wallen,
Es glüht und blüht in uns die erste Liebe.
(9. Band S. 96)
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Lob der Frauen
Ein göttlich Spielwerk strömt die schöne Welt
In lichter Lebensfülle,
Des schönsten Wesens Hauch in alle Sinne;
Das ew'ge Bild glänzt neu in jeder Hülle,
Gießt Kraft in's Herz, und hält
Das trunk'ne, daß in Freud' es nicht zerrinne.
Du heil'ge, lockst den Geist zu ew'ger Minne,
Natur! im Abgrund schön, wie in den Funken
Des Lichts, im Tod' und in des Lebens Welle;
Du aller Schönheit Quelle,
Aus deren üpp'gem Schooße sonnentrunken
Das muth'ge Thier entquillt, die holde Pflanze,
Der vollen Erde Brust zum bunten Kranze.
Doch müssen alle Erdenkinder weichen
Dem hohen Menschenbilde,
Aus dessen Aug' das All sich selbst beschaut,
Deß kühnes Haupt am himmlischen Gefilde
Die Sterne mag vergleichen,
Und deuten, was im fernen Morgen graut.
Aus allen Zeiten, Zungen fließt Ein Laut,
Wie Sonn' und Erde Eins im Lichte strahlen,
Vergangne, künft'ge, jetz'ge Geister bindend,
Die heil'ge Kunst erfindend,
Und bildet ew'ger Liebe süße Qualen.
Der Mensch nur lächelt, selbst sein holder Spötter;
Aus seinem Haupt entsprangen alle Götter.
Das Urbild solcher Bildung blüht im Weibe;
Es ist der Menschheit Blume,
Die selig duftet stille Liebesflammen.
Der Frauen Reiz nur glänzt im lichten Ruhme;
Aus ihrem süßen Leibe
Blitzt Kraft in jene, die vom Himmel stammen.
Schmilz aller Männer Macht und Geist zusammen;
Was groß und würdig, mögen sie erringen,
Zur Schönheit wird die Freud'gen Lieb' entzünden.
Den Gott im Werk verkünden,
Lehrt Lieb' und auch durch That zu ihm sich schwingen;
Und Liebe kann der Milden Hand nur geben,
Die kindlich der Natur im Schooß noch leben.
Nie hat so treu der Freund den Freund gefunden,
Als sanfte Frau'n oft waren,
Wenn's muthig galt, an's Herz des Liebsten hin
Zu dringen durch den Tod und durch Gefahren;
Dem Einz'gen fest verbunden,
Nichts achtend allen Glanz und Weltgewinn.
Aus tiefer Lieb' erzeugt und zartem Sinn,
Blüht schön in Frau'n der Tugend milde Frucht,
Verstand und Frieden glänzt vom Angesichte,
Das Aug' in heiterm Lichte
Blickt freundlich lächelnd auf des Lebens Flucht;
Der Frauen Geist beseelt der Freude Bund,
Da lächelt jeder Schmerz sich bald gesund.
Das Kind saugt Liebe aus der Mutter Brust,
Es ruht der Knab' im Schooß,
Der Jüngling ehrt ihr Aug' als sein Gestirn;
Des Mannes freudig Herz erschwillt ihm groß
Bei'm Anblick solcher Lust,
Er kränzt mit Ehr' und Ruhm die würd'ge Stirn.
Nichts Höhers denkt des Sehers weises Hirn
Als Dich, Natur! Kein Wesen aber gleichet
So nah' Dir als der Mutter Kraft und Tugend,
Die jung in fremder Jugend,
Des Mitgefühles tiefste Tief' erreichet,
Und schwelgend in der Erde schönster Fülle,
Des Lebens Adel zeigt in reiner Hülle.
Im ew'gen Lichte blüht der leichte Himmel;
Die Tiefe voll Verlangen
Treibt Keime auf aus innerm Herzensgrunde;
Des Gottes Kraft hält fest die Erd' umfangen,
Und fröhlich im Gewimmel,
Bekränzt sie bräutlich sich zum Hochzeitsbunde.
Von vielem Schönen weiß ich hohe Kunde,
Doch sag ich's, schöne Frauen, kühn und laut;
Ihr seid die schönsten Blüthen dieser Erde!
So wahr ich froh noch werde
Bei'm Kuß der hingegeb'nen Braut;
Wer solche Blumen darf zu Kränzen flechten,
Der ist der höchst' in sterblichen Geschlechten.
(9. Band S. 97-99)
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Das Gedicht der Liebe
Wie nächtlich ungestüm die Wellen wogen,
Bald schwellend liebevoll zum Sternenkranze,
Bald sinkend zu der Tiefe hingezogen,
Sehnsüchtig fluthend in dem Wechseltanze,
Bis Morgenroth empor scheint aus den Wogen,
Noch feucht in blumenlichtem Thränenglanze;
So steigen hier der Dichtkunst hohe Strahlen
Aus tiefer Sehnsucht Meer und Wonnequalen.
(9. Band S. 100)
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An Selinde
1.
Als das Köpfchen an mir ruhte,
Konnt' ich nicht ein Wörtchen sagen;
Konnte glühend von Verlangen,
Keine Liebkosung doch wagen.
Sieh so glühend muß ich lieben,
Und Du fühlst nicht meine Klagen!
2.
Sirene, Du Sirene,
O wie süß kannst Du loben!
Da ward ich ganz entzündet,
Fern die Klugheit geflohen.
Es war, als ob Du liebtest,
Das hat mich so betrogen;
"Die Süße will Dich lieben,"
Dacht' ich in Lust erhoben.
Sirene, o Sirene,
Welch Netz hast Du gewoben!
3.
Laß' frei die Flammen, die mich quälend drücken,
Sei einmahl noch wie sonst ein liebend Weib!
Komm an das Herz, das frei von allen Tücken,
Gieb hin der Lust den jugendlichen Leib,
Und laß' die zarten Glieder mich umschlingen;
Wie sollt' ich sonst das volle Herz bezwingen?
4.
Zwar Du littest meine Küsse,
Doch erwidertest kaum einen,
Flammen schwebten auf den Lippen,
Und berührten schon die Deinen;
Doch getäuscht floh'n sie zurücke
Und verzehrten sich alleine.
Böses Kind, um diese Kälte
Könnt' ich wie ein Kind fast weinen.
5.
Den treuen Freund auf ewig Dir zu weih'n,
Hast Du ihm Deine Freuden hingegeben.
Laß auch die Schmerzen offenbar ihm sein,
Daß nie der Täuschung Wolken uns umschweben!
Schön bist Du doch; wozu der eitle Schein?
D'rum sag' mir, sag' mir alles, süßes Leben,
Ich soll und muß an Deine Wahrheit glauben,
Nur Du kannst selber dich mir wieder rauben.
6.
Die süße Stunde werd' ich nie vergessen,
Als mich der liebe Leib so süß umschlungen,
Auch Du von meinem Leben warst durchdrungen,
Uns beid' umschwebt' ein seliges Vergessen!
Was darf mit freier Liebeslust sich messen,
Wenn endlich jeder Zweifel nun bezwungen,
Die Welt in einen Augenblick verschlungen,
Und Freude macht das leichte Herz vermessen?
7.
Noch einmahl laß' das süße Gift mich saugen,
Fester uns verbünden,
Heißer Dich entzünden!
Noch einmahl laß in Deinen Arm mich sinken,
Daß so umschlungen,
Ganz durchdrungen,
Ein Blitz der Lust belebend beide tödte.
(9. Band S. 104-106)
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Lied
Kleine Frauen, kleine Lieder,
Ach man liebt, und liebt sie wieder.
Wie die Blume glänzt dem Kinde,
Lächeln Leichtsinn uns die Mädchen,
Leichte rollt des Lebens Rädchen
In der Liebe Lustgewinde.
Darum singt man froh und linde,
Kleine Frauen, kleine Lieder,
Liebt sie, und sie lieben wieder.
Und es gleiten von der Kehle
Diese Spiele, diese Wörtchen,
Wie ein süßes Lieblingsörtchen
Lieblich schwebet vor der Seele.
Ach, man fragt nicht, ob was fehle:
Denn man singt die kleinen Lieder,
Wie man liebt, und singt sie wieder.
(9. Band S. 107)
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Der Schiffer
Friedlich lieg' ich hingegossen,
Lenke hin und her das Ruder,
Athme kühl im Licht des Mondes,
Träume süß im stillen Muthe;
Gleiten lass' ich auch den Kahn,
Schaue in die blanken Fluthen,
Wo die Sterne lieblich schimmern,
Spiele wieder mit dem Ruder.
Säße doch das blonde Mägdlein
Vor mir auf dem Bänkchen ruhend,
Sänge schmachtend zarte Lieder!
Himmlisch wär' mir dann zu Muthe;
Ließ mich necken von dem Kinde,
Wieder tändelnd mit der Guten.
Friedlich lieg' ich hingegossen,
Träume süß im stillen Muthe,
Athme kühl im Licht des Mondes,
Führe hin und her das Ruder.
(9. Band S. 108)
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Farbensinnbild
Laß edlen Muth den weißen Altar gründen,
Hoch Fantasie in Purpurflammen wehen,
Und Liebe wirst Du bald im Centrum sehen,
Wo grün die Feuersäulen sich entzünden;
Durch braune Locken wird sich Myrthe winden,
Der Freund mit goldnen Früchten vor Dir stehen,
Die Kinder dann in Blumen zu Dir gehen,
Mit Ros' und Lorbeer Dich die Schwester binden.
Es war der alten Mahler gute Sitte,
Des Bildes Sinn mit einem Strich zu sagen,
Der den Accord der Farben d'runter schriebe;
So mag auch dieses Lied es kühnlich wagen,
Zu deuten auf der Dichtung innre Mitte,
In Farben spielend um die süße Liebe.
(9.Band S. 116)
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An eine Freundin in der Ferne
Oft seh' ich vor mir Deine blauen Augen
Und täusche mich, vergessend daß Du ferne.
Ich möchte Huld aus Deinen Blicken saugen,
Versinke träumend in die dunkeln Sterne,
Und acht' es nicht, daß andre wenig taugen,
Froh, wenn ich dein Gemüth vernehmen lerne;
Seh' ich dann um den Mund Dein Lächeln schweben,
So wünsch' ich heiter neben Dir zu leben.
(9. Band S. 118)
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Lied
Süße Liebe denkt
in Tönen,
Denn Gedanken stehn zu ferne,
Nur in Tönen mag sie gerne,
Alles was sie will verschönen.
Wenn sich neue Liebe regt,
Alles die Gefühle wagen,
Die man, ach! so gerne hegt,
Laß mich fühlen, doch nicht sagen,
Wie die Seele sich bewegt.
Wird sie jemahls sich beschränken?
Sich in Lust und Leid zu senken,
Kann sie nimmer sich entwöhnen!
Doch was soll das eitle Denken?
Süße Liebe denkt in Tönen.
Wenn die Nachtigallen schlagen,
Hell die grüne Farbe brennt,
Will ich, was die Blumen sagen,
Und das Auge nur erkennt,
Leise kaum mich selbst befragen.
Wenn ich wandl' auf stiller Flur,
Still verfolgend die Natur,
Und sie fühlend denken lerne,
Folg' ich den Gefühlen nur,
Denn Gedanken steh'n zu ferne.
Wer es je im Herzen wagte,
Zu dem Aether zu entfliehen,
Den der Himmel uns versagte,
Denkt in leisen Fantasien,
Was er nie in Worten sagte.
Worten ist es nicht gegeben,
Unsre Seele zu beleben;
Nah' sich ahnen schon das Ferne,
Lächelnd weinen, lieben, leben
Nur in Tönen mag sie gerne.
Wenn sich süß Musik ergossen,
Darf es der Gesang nur wagen,
Und in Wohllaut hingegossen
Leise zu der Laute sagen,
Daß im Wohllaut wir zerflossen.
Wenn man den Gesang nur kennte,
Ihn den Schmerzen nicht mißgönnte,
Würden sie sich leicht versöhnen,
Und die schöne Liebe könnte,
Alles, was sie will, verschönen.
(9. Band S. 158-159)
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Bildnisse
Erstes
Der Blume gleich, die
sich zur Sonne wendet,
Erhebt das schöne Haupt, so sanft gebogen,
Von seid'ner Locken Heil'genglanz umflogen,
Das Auge, das zum Himmel Strahlen sendet.
Die edle Nase, die so sinnreich endet,
Der hohe Mund, der glatten Stirne Bogen,
Der Wange Braun, von Röthe angeflogen,
Sie scheinen ganz zur Harmonie vollendet.
Wer sieht den Wurm an dieser Blume nagen?
Wer ahnet nahen Tod so schöner Hülle,
Die Schmerzen, die des Knaben Herz umwinden?
Zerrissen in der Harmonien Fülle,
Scheint mitleidsvoll der stille Geist zu sagen:
Das Schönste muß, erscheinend Euch, verschwinden.
Zweites
Die hellen Blitze
hätten uns geblendet
Des Auges, das kein Nebel noch betrogen,
Wenn Anmuth selbst den Umriß nicht gezogen,
Und jedes Lächeln um den Mund verschwendet.
Dem Himmel scheint der Mienen Spiel entwendet,
Das, wie Musik enteilt, auf schnellen Wogen,
Dem ird'schen Blicke oft zu rasch entflogen,
Eh' er dem Scherz die Freude nachgesendet.
Wer sieht den Mund nicht leise spottend fragen?
Wer wähnt, daß er dem Auge sich verhülle?
Wer möchte dieser Stirn nicht Kränze winden?
Ob sich nur Freude kindlich hier enthülle,
Ob zarte Geister neckend selbst sich plagen,
Darauf wird keiner wohl die Antwort finden.
(9. Band S. 162-163)
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Kränze
Erster
Wie süße Unschuld
kindlich sich erfreue,
Das soll der Blümchen helles Bunt bedeuten,
Die, ach! so gern Dein gelbes Haar umstreuten,
Und demuthsvoll Dir weih'n die Kindestreue.
Die Rose nur erröthet hold vor Reue,
Weil sie, da ält're Knospen noch sich scheuten,
Den Kelch geöffnet schon gleich andern Bräuten,
Daß lieber Hauch den ihren sanft erneue.
Und wie sie schüchtern blüht so bunt umkränzet,
So strebt Dein junger Sinn in heil'ger Demuth,
Die innern Reiz' entfaltend auszuhauchen.
D'rum überrascht Dich oft so süße Wehmuth;
Wo solches Aug' in solchen Perlen glänzet,
Wird sich ein and'res bald in Wonne tauchen.
Zweiter
Wie Morgensonne
dunkelm Fels enthoben,
Im Strahlenthau erfrischt die braunen Saaten,
So glüh'n auf schwarz umlocktem Haupt Granaten,
Zu feuerschönem Liebeskranz gewoben.
Es muß solch heilig Roth der Seher loben,
Der, was die Farbe glänzt, in Lieb' errathen;
Auf schwarzem Grunde flammende Granaten,
In Trauernacht das Morgenroth von oben.
Dir leuchten dunkel ernst die hohen Augen
Vom Schmerz, der dich ergriff im Heiligthume,
Sich laut ergießt in heiße Klagetöne.
Wie immer reiner brennt die zarte Blume,
Je tiefer den harmon'schen Glanz wir saugen,
So glühe, liebe, traur' in dunkler Schöne.
Dritter
Laß' weiße Rosen Dir
die Stirn' umkränzen,
Zum schönen Zeichen, das die Freund' erfreue;
Wie in dem milden Herzen reine Treue
Nie Farbe wechselt vor der Täuschung Glänzen.
So schwebe heiter mit in unsern Tänzen,
Daß sich an Deiner, unsre Freud' erneue,
Erhalte Du sie rein und fern von Reue,
Bis Engel Dich mit hellern Rosen kränzen.
Denn wie der weiße Schmuck der Seele Zeichen,
Die gern das Wort verhüllt in stillen Bildern,
Von treuer Lieb' und Unschuld nie zu weichen;
So soll, daß wir ungläubig nicht verwildern,
Uns Deine Treue, was wir nie erreichen,
Das Urbild aller Treu' im Abglanz schildern.
Vierter
Wen hat Dein Lächeln
reizend wohl getroffen,
Der nicht zu kühn zu hoffen sich erkühne?
Schreckst Du ihn gleich, so sieht er bald zur Sühne
Im süßen Augenspiel die Himmel offen?
Wer wollte da nicht froh und freier hoffen,
Wenn froh die Hoffnung schwebt auf heit'rer Bühne,
So hold umkränzt von leichter Myrthen Grüne,
Daß ihn, nur ihn der süße Blitz getroffen?
Wo noch nicht ganz der Unschuld Reich zerronnen,
Darf leichter Reiz wohl leicht das Auge reizen,
Das schöner Hoffnung frisches Grün erquicket;
Wer endlich dann die schöne Braut gewonnen,
Läßt and're gern mit leichten Blitzen reizen,
Beglückt, wenn er der Unschuld Blum' erblicket.
(9. Band S. 164-167)
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Andenken
Es ist ein Kind in Weibesblüthe,
Das steht mir ewig im Gemüthe,
Und nimmt mir die Gedanken hin;
Wo sie ist, flieh'n dahin die Tage,
Und ist sie fern, so füllt die Klage
Mir wonnevoll den stillen Sinn.
Laß mich von ihrer Schönheit schweigen,
Sie bleibt in Ewigkeit mein eigen,
Doch bring' ich sie zum Opfer dar:
Die Seele, die Du einzig liebtest,
Die Du in Lieb' und Leiden übtest,
O Herr! Dein Bild und Dein Altar.
In Trauer leuchtet ihre Schöne,
Der Brust entfließen Klagetöne,
Sie ist des Himmels Zauberkind;
Ach, könnte sie vom Schmerz genesen,
Und könnt' ich ihre Banden lösen,
Ich eilte zu ihr, schnell und lind.
Wie würden wir uns selig fühlen,
Es blühte aus den Frühlings Spielen
Ein himmlisch Leben wohl hervor;
Mit Geistes Arm wollt' ich sie fassen,
Die zarte Seele nie mehr lassen,
Und risse sie zu Gott empor.
Dort sänken wir am Throne nieder,
Und sängen dankbar Liebeslieder,
Und blieben ewig dann bei Gott;
Da endet alles Erdenweinen,
Kann uns das Leben nicht vereinen,
Vermähl' uns Du, o süßer Tod!
Und soll ich denn bei ihr nicht weilen,
So laß mich durch die Welten eilen,
Und sende Deinen Diener fort;
So weit den Geist die Flügel tragen,
So weit der Liebe Wellen schlagen,
Ein treuer Bote Deinem Wort.
Ihr Geister aber, Euch befehle
Zur Obhut ich die Engel-Seele,
Daß Ihr die Schwester wohl bewacht;
Eilt zu ihr hin auf jede Klage,
Umschwebet ihre flücht'gen Tage,
Gießt Licht in ihrer Leiden Nacht.
(10. Band S. 121-122)
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Aus: Friedrich von
Schlegel's sämmtliche Werke
Zweite Original-Ausgabe
Neunter und Zehnter Band
Wien Im Verlage bei Ignaz Klang 1846
Biographie:
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schlegel
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