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Amanda Ullmann
(1860-1895)
Und kehrst du mir auch wieder ...
Und kehrst du mir auch wieder,
Ich weiß es nur zu sehr,
Wie einst wird es nicht werden,
So herzensfroh nicht mehr.
Die Tage sind gekommen
Uns kühl und nebelschwer -
So schön, so hold, so sonnig,
Wie einst wird es nicht mehr.
Wohl harr' ich froh in Liebe
Schon deiner Wiederkehr,
Doch selig wie vor Zeiten,
Klopft mir das Herz nicht mehr.
Es ist in meinem Herzen
Ein Plätzchen, stumm und leer -
Was einstens dort gewesen -
Ich weíß es längst nicht mehr!
(S. 442-443)
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Es stand ein junger Blütenbaum ...
Es stand ein junger Blütenbaum
Umspielt vom lauen Weste,
Der träumte süßen Morgentraum,
Und wiegte seine Äste!
Wir träumten wunderholden Traum
Im morgenklaren Maien,
Belauscht, umrauscht vom Blütenbaum,
Zu zweien dort, zu zweien!
Er stand im Morgensonnenglanz
Und wiegte seine Äste,
Da fiel ein reicher Blütenkranz
Verweht vom lauen Weste!
Da fiel uns reicher Blütenschnee
Auf Brust und Stirn und Locken,
In Sonnennäh', in Sonnenhöh',
Umtönt von Morgenglocken!
Gegrüßt! gegrüßt! Lenzsonnenglanz,
Im morgenklaren Maien.
Du traumumperlter Blütenkranz,
Gegrüßt! gegrüßt zu zweien!
(S. 443)
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Gedichte
aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888
Biographie:
Ullmann, Amanda, geboren am 21. Juni 1860 in Leisewitz, gestorben in
Breslau am 18. März 1895
aus: Lexikon
deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke
weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem
Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898
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