Arthur von Wallpach (1866-1946) - Liebesgedichte

 

Arthur von Wallpach
(1866-1946)


Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 





Gefährtin

Schöner Frauen Liebe ist
schwer wie Siegerruhm zu wahren,
gegen aller Neider List,
eignen Unbedachts Gefahren.

Glücklich, wer, das er erstritt,
Glück verbirgt in lichte Schleier,
vor der Menge plumpem Tritt,
vor dem Schelblick der Entweiher.

Aber doppelt selig der,
dem geworden ist zu schauen
in zwei Augen wunderschwer
voll unendlichem Vertrauen.

Wie sein Erdenlos auch fiel, -
kein Verzehren, kein Verschwenden
bändigt ihn, - ihn trägt zum Ziel
segenklar ein mild Vollenden.
(S. 58-59)
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Das Gewebe der Liebe

Im Jagdnetz blinder Leidenschaft verstrickt,
in der Verführung lockern Liebesschneisen
von klugverschmitzter Voglerin geschickt
gestellt den alten Jungen, frühen Greisen,
verzappelt mancher seine beste Kraft
und glaubt sich schicksalüberwältigt dann,
entkam er nur als halber Mann
schmählicher Haft.

Den Spinnerinnen, die den Faden drehn,
versitzt am Wocken hängt zu leicht die Hede,
wenn ihre Lockeaugen seitwärts gehn.
Nimm dich in Huth vor liebesweicher Rede!
Lust ist ein Spinngewebe, rasch zerzaust;
dir wirk', gewöhnt der Nahrung schweren Pflug,
ein Kleid für schlimme Tage rauh genug
die Mannesfaust!
(S. 65)
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Lied des Verführers

Seit mich das Wunder deiner Liebe weich
in seinen Zauber schlug, flieht mich die Ruh.
Durch all die Sommertage heiß und reich
eil ich den Nächten deiner Sehnsucht zu.

Was bisher Wünsche mir und Sorgen band,
mich sehnenstraff zur Tat rief, ist nun still, -
dem Wolkenwandeln in des Abends Land
folg ich, ein Träumer, der sich schenken will.

Die Sonnwendflammen funkeln weit ins Tal
ins Purpurdunkel, das mich kühlt wie Wein, -
wann bricht aus deinem Aug der Seele Strahl,
wann stammelst du: "Reif bin ich und bin dein!"?
(S. 65-66)
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Vampyr

Nach Taten ruft die Stunde,
doch ruht ihr duftberauscht
im Loh'n der Rosenrunde,
an glühem Rosenmunde,
von Schweigen überlauscht.

Der Schwüle Brodem, zitternd,
ein Schleier, eng umgitternd,
Phantom und Wirklichkeit vertauscht.

Geheimnis sanfter Süße
in blühnder Arme Hut!
Geflüster, Schwüre, Küsse,
der Liebe Glutergüsse,
ein Schweben in der Flut
mit halbbetäubten Sinnen -
Kraft, Sehnsucht, Leid verrinnen,
doch köstlich tröpfelt Herzensblut!
(S. 66-67)
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Lied des Besiegten

Ein Friedloser bin ich gehetzt
von der Meute der Leidenschaft,
seit deine Schönheit in Haft
mich schlug, seit dein Aug mich verletzt.

Als der Blicke Berauschung ich trank
aus dem Abendmahlkelch deines Leibs,
im Blondhaar, ein Sklave des Weibs,
in der Goldflut mein Wille versank.

Wie den Marmor die Rebe, umflocht,
umrankte, umschloß dich mein Sein -
mein Herzblut rötet den Stein,
den es nicht zu erwärmen vermocht.
(S. 67-68)
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Venus mater

Das nenn ich Teufel überteufeln!
Die giftige Blüte ihres Munds,
ich sah sie, müd des Sündenbunds,
der Mutterküsse Segen träufeln;

sah jene zittergiere Hand
der Wollust auf dem Kinderscheitel
beschützend ruhn, das Auge eitel
in zarte Schämigkeit verwandt.

O Panther Weib! Umsonst zerquäle
ich mich ob deiner Rätsel Sphinx!
Wie wechselst du voll Unschuld flinks
die Vipernart, die Taubenseele!
(S. 68)
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Lied des Verbrauchten

Die Rose widert mich wie Blut,
für mich ist die Resede,
des Frauenlachens Übermut,
mir sagt es nimmer Fehde.

Müd ist mein Blick vom grellen Licht
des Tags, des überlangen,
und dürstend wend ich mein Gesicht
nach Schatten nachtumhangen.

Der schwüle Lebensmittag traf
mein Blühn mit Durst und Flammen.
Ich sehne mich nach tiefem Schlaf,
nach harten Frosts Verklammen;

Nach reifer Greisenklugheit laß
gleichmäßigem Weltbeschauen,
nach jenen Tagen kühl und blaß
von Liebe fern und Frauen.
(S. 68-69)
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Lied der Treue

Der Dinge Schatten wird in Licht verklärt,
von Liebe heiß geschenkt wie heiß begehrt.
Mich traf mit raschen Sonnenaufgangsflammen
ein Augenschein wie Maienfrühe hold
aus Lockenschleiern von gesponnen Gold
und gab für ewig mich mit ihr zusammen.

Es schlug der Schwur, der uns in Herzen stand
um Leben wie um Tod sein Zwillingsband
und Erd und Himmel ward uns zu Gefährten.
Versäumt zu wachsen wie ein Baum gesund,
zur Sonne hoch und tief in Heimatsgrund,
das ist das Glück, das Götter uns gewährten.

An unsrer Stete brach der Widerstreit
des ewigen Alls, der hastigen Flucht der Zeit,
sie blieb der Pol im Wechselschwang der Stunden
Und über allem Weltlärm läutet rein
wie eine Himmelsglocke märchenfein
die große Liebe, die uns ganz verbunden.
(S. 69-70)
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Schuld

Wer je in sündiger Liebe Qual,
in ihres Strudels Zischen
getaucht, dem wird der Wunden Mal
kein Friede ganz verwischen.

Auf seiner Sommer Rosenbeet
wird es wie Schatten kauern
und wie ein Ton, im Wind verweht,
ein Mahnen ihn umschauern.

Und doch, des Lebens Schuld und Haß
kann nur in Gott verwinden,
wer selbst die Wege ganz durchmaß,
die Schuld und Heil verbinden.
(S. 70-71)
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Untrennbar

Du hast mir Glück gegeben
so reich zu jeder Frist,
daß es mit Dank im Leben
nicht zu vergelten ist.

Wollt deine Lieb sich wenden,
riß deine Treu sich los -
es könnte doch nicht enden
die meine also groß.

Ich will auch so nicht sprechen,
ich weiß, uns ist bestimmt
nur wenn die Augen brechen
die Lieb ein Ende nimmt.
(S. 74)
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Aus: Tiroler Blut Gedichte
von Arthur von Wallpach
München und Leipzig bei Georg Müller 1908

 


Biographie:

https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_von_Wallpach



 

 


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