Gabriele Zednik-Zeldegg (1856-1924) - Liebesgedichte

 



Gabriele Zednik-Zeldegg
(1856-1924)



Das ist ein seltsames Begeben

Das ist ein seltsames Begeben,
Und sinnend denk' ich seiner nach,
In diesem buntbewegten Leben
Wird mir Dein Bild am eh'sten wach.

Wie oft beschwör' ich Deine Züge.
Schlaflos war meines Geists Gesicht,
Doch was mir da erscheint, ist Lüge,
Dein Antlitz folgt dem Anruf nicht.

Dann aber, sei's im lauten Saale,
Wo sonst der Menschenstrom sich staut,
Dann taucht Dein Bild mit einemmale
Herauf mir faßbar, süßvertraut.

Du siehst mich an in ernstem Sinnen
Dein Auge frägt: Was  suchst Du hier?
Sehnsüchtig laut wird mir's tief innen
Von einem Ruf: Zu Dir, zu Dir!
(S. 451)
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Was dem Sommerhimmel sein klares Blau

Was dem Sommerhimmel sein klares Blau,
Der Mondnacht ihr lautloses Schweigen,
Was der duftenden Blume der nächtliche Tau,
Das ist, die so selten ihm eigen,
Das ist dem Herzen die Ruhe.

Wohl zeigt im Gewitter der Gott sich an,
Hold lebt sich's in fröhlichen Nächten,
Was mehr als Erregung ihm frommen kann,
Als Kampf mit verborgenen Mächten,
Das ist dem Herzen die Ruhe.

Dem brennenden Auge tröstlich und mild,
Die Wohlthat rinnender Zähren,
Der schützende Schnee auf dem Wintergefild,
Der Sonn'schein gefallenen Ähren,
Das ist dem Herzen die Ruhe.

Es rastet das Feld nach geschehener Mahd,
Die nährenden Kräfte zu sparen,
Die Brachzeit für künftige Schmerzenssaat,
Die Stille vor Sturm und Gefahren,
Das ist dem Herzen die Ruhe.

Sie kommen, sie kommen die Zeiten der Not,
Schon lauert der heimliche Kummer,
Von jedem weckenden Worte bedroht,
Ein stärkender, heiliger Schlummer,
Das ist dem Herzen die Ruhe.
(S. 451)
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Gedichte aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
III. Band Berlin 1885

Biographie:

Zednik-Zeldegg, Frl. Gabriele, Edle von Zeldegg, Prag, geboren 1856 zu Nagy-Becskerek, Ungarn, als Tochter eines höheren Offiziers, hat mit ihren Eltern ein unstetes Wanderleben geführt. Seit 1871 wohnt sie in Prag. Sie gehört dem Lehrfach an. G. Z. hat Gedichte und Novellen veröffentlicht.

aus: Lexikon deutscher Frauen der Feder.
Eine Zusammenstellung der seit dem Jahre 1840 erschienene Werke weiblicher Autoren, nebst Biographieen der lebenden und einem Verzeichnis der Pseudonyme. Hrsg. von Sophie Pataky
Berlin 1898



 

 


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