Simon Dach (1605-1659) - Liebesgedichte

Simon Dach



Simon Dach
(1605-1659)



Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 

 




206.

In seiner liebsten armen
Entschlaffen und erwarmen,
Ist, was in dieser zeit
Uns einig noch erfreut,
Wann gnüge, schertz und lachen
Umb unser bett‘ her wachen
Und man kein licht erkennt,
Ohn was im hertzen brennt.

Kein ungemach und leiden
Entsteht da zwischen beyden,
Ohn was die lieb' erregt,
Die starck zum feuer legt.
Sie bringt durch tausent flammen
All' ihre krafft zusammen,
Sucht reitzung im verdruß,
Im Mangel überfluß.

So ruht es sich ohn sorgen,
Bis umb den lichten morgen
Der helle tages-schein
Zun fenstern bricht herein.
Der sieht uns im begnügen
Umbarmt zusammen liegen,
Wir blasen lieb' und ruh
Im schlaf einander zu.

Wer ihm hat vorgenommen,
Der heyraht zu entkommen,
Der siehet würdig nicht
Der sonnen güldnes liecht;
Sonst ist ja dieses leben
Mit sorg' und quahl umbgeben,
Wenn heyraht auch entfällt,
Was sol uns diese welt?

Nein', lasst uns, weil wir können,
Der keuschen lieb' uns gönnen,
Durch die wir sämptlich sind.
Lasst Venus und ihr kind
Eh' als wir müssen alten
In unsern hertzen walten;
Sprecht, wie ein jedes kan,
Im tantz einander an!

Der grosse drang im reyen,
Die seiten und schallmeyen
Und des getümmels fug
Ertheilen anlaß gnug.
Sucht freundlichheit und lachen
Das wort für euch zu machen;
Wer hie kein hertz zu hat,
Dem weiß ich keinen raht!
(S. 465-466)
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208.

Nichts nach heyrath fragen
Ist der rhue entsagen,
Hold seyn aller noht;
Ist sich selber hassen,
Wollen seyn verlassen
Und lebendig todt.
Welche raht annehmen,
Werden dem, was Gott gefällt
Und der ordnung aller welt
Sich bequemen.

Sie sind zu erweichen,
Sehn nach ihres gleichen
Und vorauß auff Gott;
Der wil selbst sie paaren,
Wil sie stets bewahren
Für gefahr und spott,
Wil sein werck erhalten
In gewünschter einigkeit,
Wenn des glückes trübe zeit
Sucht zu walten.

Wol, o wol euch allen,
Denen es gefallen,
So verliebt zu seyn!
Ihr könnt sicher gehen
Und ohn wancken stehen,
Fiel die welt gleich ein,
Werdet im gewissen
Aller angst und furcht befreyt,
Und nicht leicht von eitelkeit
Fort gerissen.

Worauff ihr euch gründet,
Was euch fest verbindet,
Ist nicht schnödes gut
Oder schöne jugend,
Sondern zucht und tugend
Und standhaffter muht,
Der nicht fällt zurücke,
Sondern krieget stets den preiß,
Daß er zu begegnen weiß
Beydem glücke.

Gnüge sol auff erden
Euch nach wunsche werden,
Daß kein wider-wind
Euch groß wird beleiden.
Ja, ihr solt in freuden
Schauen kindes-kind,
Und in grauen haaren
Dieses armen lebens satt
In des himmels schöne stadt
Selig fahren.
(S. 467-469)
_____


209.

Was ist die lieb' auff allen seiten,
Nach der die meiste jugend ringt,
Die von der tugend bahn zu schreiten
Mit fleiß und höchsten kräfften dringt,
Und sich in solches wesen bringt,
Das nichts als schand und furcht begleiten?

Man saget, Venus sey entsprossen
Nur bloß her aus des meeres schaum;
Wie recht! Der, so ihr hat genossen,
Weiß, daß sie fleucht, wenn man sie kaum
Empfunden hat, gleich wie ein traum,
Wenn uns der schlaf den sinn verschlossen.

Ist, was auf kurtzes wolbehagen
Unendlich dich betrüben kan,
So ist dasselbe, recht zu sagen
Die geile Venus umb und an;
Sie pflegt durch falscher wollust wahn
Auf uns zu bringen leid und plagen.

Drumb, wer ihm wünscht ein frey gewissen
Und ist auf ehr' und ruhm bedacht,
Hofft auch des himmels zu geniessen,
Der habe seiner fleissig acht,
Auff daß er von der wollust macht
Nicht irgends werde fortgerissen.
(S. 469-470)
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210.
Braut-Tanz

Wo lebt ein mensch auff erden,
Wenn vor der zeiten list
Es ihm so gut kan werden,
Der nicht gern frölich ist?
Je mehr des himmels güte
An jemand sich eräugt,
Je mehr ist sein gemüthe
Zu frommer lust geneigt.

In welchen sie hergegen
Sich kärglich oder faul
Hat anfangs wollen legen,
Der bleibt ein sauer-maul,
Der zürnt und geht bey seite,
Hat dessen gram und pein
Sieht er wo junge leute
In ehren frölich seyn.

Was sol mich der anfechten?
Ich wohne denen bey,
Wo liebe sieht zum rechten,
Daß alles lustig sey
Wo gnüge, schertz und lachen
Nichts wissen von verdrieß
Und dieses leben machen
Zu einem paradieß.

Hie sol, mein süsses leben,
Uns treu, die unverwandt,
Mit einer burg umbgeben
Von lauter diamant,
Umb welche sie wird stellen
Zur schildwach' heil und rhue,
Damit kein neid der hellen
Uns irgends schaden thue.

Laß den und jenen sagen
Von diesem unsern sinn
Auch was ihm mag behagen;
Es heisst doch schon vorhin,
Seit daß du bist mein eigen,
Uns henge dort das hauß
Des himmels voller geigen;
Der hohnspruch bleibt nicht aus.

Wir wollen fleissig bitten,
Daß Gott zu aller zeit
Geh unter uns den dritten
Und wende müh und streit.
Tritt der von uns nicht ferne,
Auch mitten in der pein,
Wird uns das hauß der sterne
Voll trostes-geigen seyn.

Man weiß, daß nie an leiden
Der heyrath was gebricht,
Es fehlt ihr auch an freuden
Und süssen seiten nicht;
Gott hat der welt getümmel
Auch gnug mit ruh bedacht,
Nur daß der mensch den himmel
Ihm selbst zur hellen macht.
(S. 470-471)
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211.
Süsse Heyrath-Lust

Wer der heyraht süssigheit
Einmal recht empfunden,
Macht sie ihm gleich manche zeit
Noch so grosse wunden,
Dennoch bleibt ihm die begier
Allzeit nur nach ihr.

Thyrsis traurte zweymal schon,
Zweymal fiel ihm nieder
Seines hertzens freuden-krohn',
Jetzund freyht er wieder
Und bezeugt zum dritten mahl
Heyraht sey nicht quahl.

Ist wo ein gejagtes thier
Durch das garn gerissen,
Nachmals wird er sich dafür
Wol zu hüten wissen;
Auch ein fisch, der los seyn kan
Beißt nicht wieder an.

Thyrsis liebt das wiederspiel,
Denn sein' heyraht sachen
Pflagen ihm der freuden viel
Vor der zeit zu machen
Darumb geht er wieder ein
Solche süsse pein.

Was ist lieben hertzen gleich,
Die sich keusch gesellen?
Sie sind, die ein himmelreich
Machen auß der hellen;
Ihre treu in aller noht
Wehrt biß in den tod.

Kommt, ihr hirten, kommt zuhauff,
Thyrsis fest zu ehren,
Setzt ihm laub von myrten auff
Und lasst wünsche hören,
Daß sein heyrahtwerck an treu
Gleich den ersten sey!
(S. 472-473)
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212.
Abschieds-Liedchen

Hat meines hertzens keusche brunst
Dann bey dem himmel keine gunst,
Daß ich dich, schönste, muß verlassen,
Hie, wo du stets mit neid und list
Der falschen zungen, die dich hassen,
Mein sinnen-trost, umbgeben bist?

Entschlag dich aber aller pein
Und laß dein hertz versichert seyn,
Daß ich kurtzumb nicht von dir scheide.
Mein blosser schatten zeucht von hier,
Ich aber bleib' in lieb' und leide
Stets umb dich her und diene dir.

Laß nur die mißgunst immerhin
Vergifftet auß verboßtem sinn'
Auff dich zu stechen sich bemühen;
Es schmertzt sie, daß dein glantz und pracht,
Du edle rose, so muß blühen,
Und sie, die hecken, schamrobt macht.

Es kompt, ob Gott wil, noch die zeit,
Daß wir der disteln rauhes kleidt
Durch unsrer liebe brunst verbrennen,
Da man hergegen nichts an dir,
Du güldne bluhme, wird erkennen,
Als glantz und unverwelckte zier.

Nun, hiemit reis' ich auff den schluß
Des himmels, dem ich folgen muß;
Doch wo ich mich befinden werde,
Daselbst wird auch dein liecht und schein,
Dein sinn und höfliches geberde
Mein thun, red' und gedancken seyn.

Ach, wenn es kürtzlich wird geschehn,
Daß ich dich wieder werde sehn
Und deiner gegenwart geniessen,
Ich werde dieses gut, mein licht,
Mit nichts hie zu vertauschen wissen,
Mit keinem kayserthum auch nicht!
(S. 473-474)
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213.
Aus dem Französischen: Que Marie est belle!

Trefflich hoch zu halten
Ist Rosettchen zier!
Sie heist mich erkalten,
Ich verschweig es ihr,
Also hefftig' trag' ich scheu,
Zu empfinden gram und reu.

Ich that ihr nicht klagen,
Was mein leyden wil,
Und in solchen plagen
Seufftz' ich, aber still;
Also hefftig trag ich scheu
Zu empfinden gram und reu.

Ich verheel' als müglich
Meine liechte glut,
Welche mir betrieglich
Auffzehrt seel und muht.
Also hefftig trag' ich scheu,
Zu empfinden gram und reu.

So verdrießlich schweigen,
Hilfft es meiner noht?
Hie sol sich eräugen
Kein lohn, als der todt.
Also hefftig trag' ich scheu,
Zu empfinden gram und reu.

Edles mensch von sitten,
Du machst mir den krieg,
Amorn wil ich bitten,
Daß er sey mein sieg,
Denn in liebe trag ich scheu
Für geringstem gram und reu.
(S. 474-475)
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214.
Aus dem Französischen: Lise assise sur les fleurs

Phyllis, die auff blumen saß,
Auff der hand ihr häuptchen hielte,
Sprach von tausent thränen naß:
Amor (der gleich mit ihr spielte),
Was thust du Oranten,
Meinem liebs-verwandten?

Fehlt mir mehr der augen liecht
Und das leben meiner wangen?
Kann ich mehr mit reden nicht
Noch mit andrer schönheit prangen?
Was thust du Oranten,
Meinem liebs-verwandten?

Allen vögeln ist es hier
Im gesträuche kund geworden,
Daß er treulich unter mir
Leben wolt‘ in liebes-orden.
Was thust du Oranten,
Meinem liebs-verwandten?

Amor, du entwendst mir ihn,
Reissest unser hertz von sammen.
Ach, ich weiß nicht, was ich bin,
Fürcht' Oranth heg' andre flammen!
Bring mir her Oranthen,
Meinen liebs-verwandten!

Schönsten plätz', ihr habt genieß
Erst gehabt von unsern freuden,
Erst wart ihr mein paradieß,
Jetzt seyd ihr mein straff und leyden,
Nichts von allen kanten
Gnügt mir ohn Oranten.
(S. 475-476)
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215.

Aus dem Französischen: Printemps sans ma belle

Lentz ohn meine sonne,
Bist du wieder hie?
Meynstu, daß mir wonne
Ein tag bringt ohn sie?
Nein, ohn Cloris kan der pein
Tirsis nie entladen seyn.

Deiner blumen menge,
Flora, nützt mir nicht,
Ist gleich ihr gepränge
Tausentfärbigs licht.
Tirsis blumen müssen seyn
Leid-gedancken, sorg‘ und pein.

Sol dein wind mir dienen,
Angenehmer west,
Der sich hier im grünen
Lieblich hören lässt?
Tirsis wind und blumen seyn
Tieffe seufftzer, sorg und pein.

Dein gesang daneben,
Nachtigal, den man
Sonst nur muß erheben,
Geht mich nicht mehr an,
Tirsis klang und blumen seyn
Klag' und seufftzer, sorg' und pein.

Ja, ich wil auch meiden
Euch ihr brunnen, wol,
Seht, von meinem leyden
Sind die bäch hie voll!
Tirsis fluth und blumen seyn
Thränen-wasser, sorg und pein.

Cloris ist von hinnen!
Seh' ich sie nicht hier
Nichts wird mich gewinnen,
Nichts von eurer zier.
Denn ohn Cloris kan der pein.
Tirsis nie entladen seyn!
(S. 476-477)
_____


216.
Aus dein Französischen. Lisandre au bord de nos ruisseaux

Lysander that umb unser bach
Es dem geräusch der quellen nach,
Er ließ sein spiel erschallen,
Sang mit den vöglein ein und sprach:
Du schönstes mensch mang allen!

Nichts schönes gleicht dir auff der welt,
Carithe, die mir satzung stellt,
Laß dich mein leid erbarmen,
Schau, wie mein hertz dir glauben hält,
Und sey geneigt mir armen!

Stein', flüsse, wälder, berg und thal,
Und wem ich täglich tausentmal
Mein elend kund muß machen,
Bewegt die stimme meiner quahl,
Dich aber sieht man lachen.

Princessin meiner freyheit, zwar
Gestalt und sanfftmuth lassen gar
Sich nicht in eintracht binden,
Doch deinen grimm weiß ich fürwar
Nicht länger zu empfinden.

Erst wurden hie ohn unterlaß
Die blumen durch mein weinen naß,
Doch meiner seelen kertzen,
Lescht weder trost noch thränen maaß,
Ohn seufftzer aus dem hertzen.
(S. 477-478)
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217.
Aus dem Französischen:
Ma chere Phyllis les roses et les lys

Phyllis, o mein liecht,
Die liel' und ros' hat nicht,
Was an farb und schein,
Dir möcht ähnlich seyn,
Nur daß dein stoltzer muth
Der schönheit unrecht thut.

Du nur höhnst das recht,
Das Venus rund und schlecht
Treuen hertzen stellt,
So dies grün erhält.
Denn wer nicht leben mag,
Sieht unwehrt einen tag.

Götter, wie du weist,
Sind himmel-abgereist,
Daß der augen-schein
Möcht ihr leit-stern seyn.
Verliebt seyn ihnen nach
Ist das nicht gute sach?

Alle vöglein hie
Sampt ihrer melodie
Hetten gäntzlich nicht
Gnüg ohn liebes-pflicht,
Und würden nicht erfreut
Umb diese frühlings-zeit.

Darumb, Phyllis, laß,
Daß wir umb dieses graß
Reden tag und nacht
Nichts als liebes-macht,
Nimm diesen zeitvertrieb
Zu unsrer lust vorlieb!
(S. 478-479)
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218.
Aus dem Französischen:
J'adore le merite de la belle Carite

So heb' ich hoch Carithen
Verdienst, sie zu begüten,
Himmlisch gantz
Ist ihr glantz,
Ihre brust,
Meine lust,
Ob ich es gleich verheele,
Daß ich umb sie mich quehle.

O harter spruch, wenn lieben
Wer' etwas böses üben!
Trag' ich doch
Länger noch
Nicht ohn todt
Diese noht.
Nichts ärgers kan geschehen,
Als, was man liebt, nicht sehen.

Mein weg-seyn, meynt' ich, würde
Entladen mich der bürde;
Keine list,
Wie sie ist,
Noch kein fall
Überall
Kan mich der lieb' entheben,
So bin ich ihr ergeben.

Wie denn? Zum ungeheuer!
Lescht nichts mir dieses feuer?
Sie, mein liecht,
Scheint mir nicht,
Ihre zier
Fleucht für mir!
Sol dann die fluht der augen
Es nicht zu leschen taugen?

Nein! Denn ich trag im hertzen
Ihr bild und helle kertzen;
Amor macht
Tag und nacht,
Daß mein sinn
Stets sieht hin
Auff das verdienst Carithen,
Die ich gern wil begüten.
(S. 479-480)
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220.
Braut-Tantz

Laßt uns meiden,
Was nur leiden
Einem schaffen kan,
Außerwehltste freuden
Gebt euch bey uns an,
Liebste sachen,
Spiel und lachen,
Kompt gesampt zu hauff,
Steck und kertzen
In dem hertzen,
Süsser Amor, auff!

Der mein leben
Sich ergeben,
Die mich meiner pein
Gnüglich kan entheben,
Wird nun gäntzlich mein.
Ihre wangen,
Mein verlangen,
Ihrer unschuld rhum,
Ihre jugend,
Zucht und tugend
Sind mein eigenthum.

Laßt mir weichen
Alle reichen,
Alles gut und geld,
Nichts ist ihr zu gleichen,
Sie ist meine welt.
Gläntzt, ihr sterne,
Schön von ferne,
Die mein hertz mir brennt,
Meine wonne,
Ist mir sonne,
Mond und firmament.

Seyd selbs richter,
Himmels-liechter,
Weil ihr auch geliebt,
Wie die schaar der tichter
Von euch nachricht giebt,
Sagt zusammen,
Wolcken-flammen,
Ob was liebers mir
Hie auff erden
Könne werden,
Weder ihre zier?

Ihrentwegen
Halt' ich regen
Und gefahr zur see
Niemals mir entgegen,
Liebe frost und schnee,
Schätz erkohren
Selbs die mohren
Und den Nilus-strand,
Geht für allen
Mein gefallen,
Sie, mir nur zur hand.

Himmels-güte,
Halt in blüte
Unsrer liebe saat,
Gründ uns daß gemühte
Stets auff Gott und raht!
Nur ein wille
Demuth, stille
Krön' uns jederzeit,
Laß uns fahren
Alt an jahren
In dein' ewigheit!
(S. 483-485)
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222.
Braut-Tantz

Wer erst den tantz hat auffgebracht,
Hat die verliebten wol bedacht
In ihren schweren flammen:
Wann nichts sonst ihren sinn begnügt,
Kein ort sie an einander fügt,
Bringt sie der tantz zusammen.

Ihr hertz liegt in der liebe kranck,
Es wird kein mahl, kein süsser tranck
Bey ihnen was verfangen.
Man sieht sie voller hoffnung stehn,
Wenn nun die tantz-lust an sol gehn,
Die stillet ihr verlangen.

Sind auch die tische gleich beyseit,
Macht ihnen doch die lange zeit
Noch immer tausent schmertzen;
Sie kommen allem tantz zuvor,
Sind ihnen beydes, sahl und chor,
Und tantzen frisch im hertzen.

Dieß ist der liebe strenge zucht,
Wer rhu in ihren diensten sucht,
Sucht wasser in dem feuer;
Ihr volck muß, wie die sclaven, fort,
Sie ist fürwar, mit einem wort,
Ein rechtes ungeheuer.

Wol denen, die in heyraht stehn
Und ihrer bande müssig gehn,
Wie weit sind sie von leiden!
Seht unsern wehrten bräutgam an,
Der ihrem hochmuth trotzen kan,
Wie tantzet er in freuden!

Er führt an seiner rechten hand
Sein außerwehltes seelen-pfand,
Den lohn für seine tugendt;
Und sie, die schönste, die er weiß,
Trägt aller zucht und unschuld preis
Und ist ein glantz der jugend.

Folgt ihnen in dem tantze zwar,
Mehr aber in der gaben schar,
So wird es keinem fehlen;
Gott weiß umb euch allein bescheid,
Wird einem jeden mit der zeit
Das seine wol erwehlen.

So tantzet nun gerad und krumm,
Wollt ihr die liebste, wechselt umb,
Zürnt, wenn ihr still solt stehen;
Gebraucht in ehren euch der welt,
Wenn euch das alter überfällt,
Es wird euch wol vergehen.
(S. 486-488)
_____


224.
Braut-Tantz

Dieser tag sol unser seyn,
Weg, besorgtes weh!
Freuden her! Vertreibt die pein
Auff die wüste see!
Her, nach euch wünscht jung und alt
Hier auff diesem saal,
Krönt mit freuden mannigfalt
Unser hochzeit-mal!

Dieses ehfest feyren wir,
Bräutigam und braut,
Mit geziemter lust und zier,
Die hie wird geschaut.
Daß sich alles sauber trägt,
Daß der jugend schar
Köstlich sich hat angelegt,
Ursacht dieses par.

Ihrer edlen tugend gold,
Ihrer unschuld wehrt,
Welcher Gott und menschen hold,
Haben diß begehrt.
Kinder, strebt, wie müglich ist,
Nur nach ehr' und zucht,
Und erkennt auch dieser frist
Solcher arbeit frucht.

Jetzund aber greifft euch an,
Seht, der tantz bricht auff,
Der gewünschte freuden-mann
Und sein bunter hauff;
Amor selbst spielt vor ihm her,
Folgt ihm, wie im streit,
Führt ein jeder sein gewehr,
Huld und freundlichkeit.

Tantzt, ihr habt doch dessen fug,
Nehmt euch keine rhu,
Ist der abend euch nicht gnug,
Nehmt die nacht dazu.
Ehr' und zucht, der jugend kron',
Halten bey euch hauß
Und sehn jeglichem zu lohn
Seines gleichen aus.
(S. 489-490)
_____


225.
Rosette, pour un peu d'absence
votre coeur vous avez change
Aus dem französischen

Wir waren etwas nur von sammen,
Rosett', und du bist umbgewandt,
So heg ich auch nun andre flammen,
Weil ich dein' untreu hab' erkandt.
Ich wil mich nimmermehr vertrauen
So leicht gesinnter freundlichheit,
Wir wollen, falsche schäffrin, schauen,
Wen diß zum ersten noch gereut.

Weil ich in thränen schier bin blieben,
Hab' allem, was uns trennt, geflucht,
Willst du nur aus gewohnheit lieben,
Und hast dir neue gunst gesucht.
Kein wetter-hahn lässt so sich drehen
Von winden, in so kurtzer zeit,
Wir wollen, falsche schäffrin, sehen,
Wen diß zum ersten noch gereut.

Wo ist der thränen-guß, die schmertzen,
Die zusag', als ich von dir schied?
Rührt dies nun auch aus falschem hertzen,
Wenn man die liebste weinen sieht,
Cupido? Wer dir mehr wird trauen,
Den treffe fluch und hertzeleid!
Wir werden, falsche schäffrin, schauen,
Wen diß zum ersten noch gereut.

Der meinen platz mir weg gekrieget,
Kan dich nicht lieben so, wie ich,
Und die ich jetzt lieb', überwieget
Mit schönheit, lieb und glauben dich;
Hilff deine neue gunst bewahren,
Mit meiner hat es keinen streit,
Doch wollen wir zuletzt erfahren,
Wen diß zum ersten noch gereut.
(S. 490-491)
_____


226.
Vorjahrs-Liedchen

Wol dem der dieser vorjahrs-lust
Nach gnüge kann geniessen,
Der, keiner kranckheit ihm bewust,
Nicht stets sich ein muß schliessen,
Bald fährt er ', bald spatziert er aus
Und lässt daheim die schmertzen,
Besieht des freyen himmels hauß
Mit unbesorgtem hertzen.

Er lässt gepüsche, berg' und thal'
Ihm tausent freude bringen,
Und hört die süsse nachtigall
So schön und künstlich singen,
Sucht einen baum, der lieblich kühlt
Und schatten zu kan neigen,
Hie hört er, wie der westwind spielt
Auff den belaubten zweigen.

Führt er ein liebchen an der hand,
Die neulich sein ist worden,
Wie schwebt er doch durch solchen stand
Fast in der Götter orden!
Sie lächelt ihn, sie sieht ihn an,
Umbarmt ihn auch daneben,
Der lentz ergetzt sie, mehr ihr mann,
Der ist ihr hertz und leben.

Er setzt sich mit ihr an ein quell,
Sieht sich die Nymphen baden,
Sie übertrifft, zart, sauber, hell,
Die schönheit der Dryaden;
Pan schleicht ihr nach und möchte schier
Vor mißgunst gantz zerspringen,
Indessen kan der Nymphen zier
Frey tantzen, spielen, singen.

Nun, dieß wird den verliebten auch
Im kurtzen wiederfahren,
Die nach gemeinem Christen-brauch
Sich heute lassen paren.
Die nacht bricht an, sie liegen bey,
Gott spreche seinen segen,
Daß ihrer eh zucht ähnlich sey
Dem morgen-thau und regen!

Was thun sie denn nach diesem bald?
Ohn zweiffel wird auch ihnen
Ein gart', ein schattenreicher wald
Nach wolgefallen dienen,
Sie haben mittel, allen wust
Der sorgen auszuschliessen;
Wol dem, der so der vorjahrs-lust
Ohn kranckheit kan geniessen!
(S. 491-493)
_____


227.

Alle, die ihr freyen wollt,
Merckt, wie ihr euch halten sollt,
Sintemal die eh' ohn zwist
Gottes hohe stifftung ist,
Über die er in der welt
Noch gestreng und heilig hält.

Räumt euch keiner lust-seuch' ein,
Bleibt von aller unzucht rein,
Euer hertz sey tag und nacht
Durch der keuschheit schutz bewacht,
Rufft, wie sehr ein jeder kan,
Gott umb unschuld hertzlich an.

Flieht der jugend müssiggang,
Scheuet keinen arbeits-zwang,
Lernt auff aller zeiten noht
Ehrlich werben euer brod,
Und bey leibe stellt den muth
Nicht nur auff ererbtes gut.

Freyt in das geblüte nicht,
Habt die tugend im gesicht,
Reich und schöne seyn vergeht,
Nur der tugend gut besteht;
Sucht ein mensch, das euch an treu,
Sinn und sitten ähnlich sey.

Was euch Gott alsdann beschert,
Schätzt als seine gab' es wehrt,
Wisst, daß ihr auff lieb und leid
Selbs von ihm verknüpffet seyd,
Der euch fügt so fest und wol,
Daß kein mensch euch lösen sol.

Tragt einander mit gedult,
Niemand lebt doch ausser schuld;
Gläubt nicht einem jedem traum,
Gebt dem Sathan nirgends raum.
Stört ein windchen eure rhu,
Mault nicht, sprecht euch wieder zu.

Steigt ein creutz-gewitter auff,
Haltet im gebeht zuhauff,
Hilfft euch Gott nicht alsobald,
Werdet nicht verzagt und kalt;
Harret sein, es kömpt die zeit,
Daß er euch nach wunsch erfreut.

Solcher art wird auch die eh'
Schaffen ein geringes weh;
Gott wird seine gnaden-hand
Recken über euer band,
Und das eurig' ingemein
Stets gesegnet lassen seyn.
(S. 493-494)
_____


228.
Braut- und ehren-tantz

Tantz, der du gesetze
Unsern füssen giebst,
Hand-drück, huld-geschwätze,
Schertz und liebe liebst,
Einig deinetwegen
Ist die jugend hier,
Wünscht, du woltest regen
Deiner lust panier.

Weder tranck noch essen
Können bey ihr ein,
Alles wird vergessen,
Hat sie dich allein.
Sinnen, augen, ohren
Werden uns zuhauff
Gleichsam wie beschworen,
Zeucht dein läger auff.

Wie die bäum' im lentzen
Von der blüthe schwer
Wie die tauben gläntzen,
Wie ein krieges-heer,
So bist du zu schauen,
Tantz, wenn du dich rührst,
Und an die jungfrauen
Die gesellen führst.

Auff, such zu begnügen
Dieses edle paar,
Das sich jetzt wil fügen
Umb das neue jahr;
Reg in ihren sinnen,
Dich mit neuer gunst,
Laß sie stets gewinnen
Keusche gegen-brunst.

Schaff, daß ihre sachen
Wie im tantze gehn,
Daß nur lieb‘ und lachen
Allzeit umb sie stehn!
Nichts so reich an güte
Wird für sie begehrt,
Ihrer tugend blüthe
Ist desselben wehrt.

Hierauff stimm schalmeyen
Und trompetten an,
Laß an deinen reyen
Gehen was nur kan,
Leb uns zu gefallen,
Angesehn, daß welt,
Zeit und tod sampt allen
Seinen reyen hält.
(S. 495-496)
_____


229.
Braut-Tantz

Liebe, wolstand aller zeit,
Mutter süsser freundlichkeit,
Kron und glantz der höchsten gaben,
Du gewünschtes himmels-kind,
Schatz der schätz', erbärmlich sind
Die erst, welche dich nicht haben.

Stell' dich ein auff diesen sal,
Kröhn dieß wehrte hochzeit-mahl,
Laß dein liecht für andern blincken,
Halt die gäst' in guter acht,
Sey die wirthschafft und die tracht,
Laß dich essen, laß dich trincken.

Thu den nektar in den wein,
Daß man schmecke dich allein,
Gieb ihm neue krafft und leben,
Thu, was sonst der zucker sol,
Mach uns mehr von liebe vol,
Als vom safft der süssen reben.

Thu den argwohn in den bann,
Steh im reyen oben an,
Heiß die seiten lieblich klingen,
Schaff, daß alles richtig geh',
Und sich keiner untersteh,
Einem andern vorzuspringen.

Macht jetzt manchen heyrath-schluß,
Weil durch dich sich lieben muß,
Was sich vor offt nie gesehen,
Was von manchem wird belacht,
Nicht gegläubt wird, nicht gedacht,
Kan gar leicht durch dich geschehen.

Sey für allem diesem paar,
Liebe, günstig immerdar,
Gieb sie selbst anjetzt zusammen,
Senck in aller lust und pein
Dich in ihre hertzen ein,
Mehr an ihnen deine flammen.

Sieh, was sonst den bräutgam ziert,
Was die braut für unschuld führt,
Sey der lohn so strenger jugend;
Nichts ist aller güter fang,
Du erst bist der rechte danck
Aller arbeit, kunst und tugend.
(S. 496-497)
_____


230.
Braut-Tantz

Wer der jugend kertzen
Trägt im frischen hertzen,
Hat zu tantzen lust;
Amor regt ohn ende
Ihm die füß und hände
Und die junge brust,
Daß er nimmer still kan stehn
Und muß wie im sprunge gehn,
Muß den leib den meeres-wellen
Ähnlich stellen.

Wie in strengen kriegen
Sieht ein roß schon fliegen
Die wild-kühne fahn,
Hört die trommten klingen
Und die kugeln singen,
O, wie geht es an!
Es reckt seine mähn' empor,
Wiegert, strampffet, spitzt das ohr,
Und man könte halt den winden,
Ihm nicht, finden;

Also, junge leute,
Amors sieg und beute
Rührt man ohn gefehr,
Wo die süssen geigen,
Die die sinne neigen,
Gehen nicht einher,
Sondern wallen immer zu
Wie ein baum, wenn ohne rhu
Ein süd-ost, im fall er kühlet,
Mit ihm spielet.

Amor wil indessen
Seiner nicht vergessen,
Nimmt der zeiten war,
Er, das ungeheuer,
Legt zu seinem feuer
Fleissig immerdar,
Dann wird alles liechte loh
Wie die flamm' im dürren stroh,
Dann entstehn erst heyraht-schlüsse
Und viel küsse.

Führt dann wer im reyen
Die er meint mit treuen,
Die durch gegen-gunst
Mercklich ihn lässt hoffen,
Sie sey auch getroffen,
Dann erhebt sich brunst,
Denn wil er der erst allein
Nur in jedem tantze seyn,
Hat den himmel, seinen sinnen
Nach, gar innen.

Kinder, strebt nach freuden,
Niemand wird euch neiden,
Nur der erbarkeit
Und der zucht indessen
Werde nicht vergessen;
Lebt und liebt allzeit,
Flieht dabey auch müssiggang,
Seyd der wollust ernster zwang,
So wird euer werck für allen
Gott gefallen!
(S. 497-499)
_____


231.
Braut-Tantz

Die jugend sucht einmal
Was nützliches zu haben
Von Venus; sie befahl
Es Amor, ihrem knaben.
Dieser sinnet hin und her,
Was es seyn solt‘ ohngefehr
Endlich fällt der tantz ihm ein,
Der soll das beste seyn.

Er hat da seiten-klang,
Lust, anmuth, gnüge, leben,
Gespräche, schertz, gesang
Und sich ihm mitgegeben,
Wodurch unsre schenckel sind
Leicht als federn, schnell als wind,
Und wir springen wie ein reh
Hoch auff der berge höh.

Von solchen zeiten an
Ist tantzen jungen hertzen,
Was keine lust seyn kan;
Hie brechen sich die schmertzen,
Hie vergeht die traurigkeit,
Hie wohnt lauter güldne zeit,
Wann man die in reyen führt,
Die uns das hertz gerührt.

Denn wer verliebet ist,
Und geht mit der im reyen,
Die er ihm hat erkiest,
Sie meint auch ihn mit treuen,
Der besitzt nach seinem muth
Mehr noch, als ein fürsten-gut,
Seinen tantz vertauscht er nicht
Vielleicht umb dieses licht.

Und wer verdencket wol
Es auch der grünen jugend,
Lebt sie nur, wie sie soll,
Und strebt nach ehr und tugend,
Und vermählt die ehrbarkeit
Mit dem reyen allezeit;
Was sie dann für kurtzweil übt,
Das alles wird beliebt.

Mit dem bescheid heran,
Wer füsse hat zu springen!
Jetzt zeig' er seinen mann,
Weil spiel und seiten singen:
Wünschet diesem edlen paar
Glück und segen-reiche jahr,
Und gedencket stets dabey,
Daß alles eitel sey!
(S. 499-501)
_____


232.
Erster braut-tantz

Amor schwingt die liebes-fahn'
Und berufft sein heer,
Alles wird ihm unterthan,
Lufft, erd', himmel, meer;
Seine treue werber sind
Diese frühlings-zeit
Und der sanffte wellen wind,
Der die blumen streut.

Auch der tantz, der bunte mann,
Wirbt für ihn gemein,
Jungen leute, gebt euch an,
Wollt ihr ehlich seyn.
Auff, der gantze heyrahtsstand
Folgt ihm auff dem fuß,
Auff, er giebet auff die hand
Hoffnung, anblick, kuß!

Seht, hat Thyrsis dessen reu?
Ägle starb ihm hin,
Jetzt wird seine liebe neu
Durch Niargen sinn,
Wie gewünschet wird der glantz
Seiner glut gespürt,
Jetzt, da er den ersten tantz
Mit Niargen führt.

Folgt; wer dessen eckel hat,
Und nicht tantzen wil,
Der verachtet Amors raht,
Welcher tantz und spiel.
Jetzund tantzen überall
Vögel, fische, wild,
Und das vieh aus seinem stall,
Wenn das horn erschillt.

Selbt der ernst liebt diese lust,
Floren kurtzweil war,
Cato, dir nicht unbewust,
Noch stellst du dich dar,
Kunttest eine lange frist
Bey der thorheit stehn,
Wo du nicht nur kommen bist,
Wieder weg zu gehn.

Hier wird üppigs nichts erkant,
Keusche fröligheit
Führet hie die oberhand;
Bringt wem die auch leid,
Dieser mag, wie Timon that,
Fern von leuten ziehn,
Oder sterbe; bessern raht
Weiß ich nicht für ihn.
(S. 501-502)
_____


233.
Letzter braut-tantz

Monde, der du stern und nacht
Zu dem tantze führst,
Und mit vieler fackeln pracht
Deinen reyen zierst,
Tantz, weil dir des himmels feld
Einen reyen singt,
Und, wie man es dafür hält,
Tausent-stimmig klingt.

Nur mißgönn' uns jetzund nicht
Dieser freuden spiel,
Daß biß an das morgen-liecht,
Sieht man, wehren wil;
Du hast ewig keine noht,
Uns ist sie gemein,
Müglich führt dies morgenroht
Auch gefahr und pein.

Du behältest deine zier,
Stirbest nimmermehr,
Wie ein rauch vergeben wir,
Unsre lust und ehr',
Hierumb solst du günstig seyn.
Jugend, steh' in ruh,
Dieser braut-tantz kömpt allein
Den gepaarten zu.

Ihr geehrten leute, fort!
Nöhtigt euch nicht viel,
Nicht bemüht umbsonst den stort
Und das andre spiel.
Alle fackeln tantzen schon,
Auch der bräutgam, schaut,
Tantzt mit seiner tugend lohn,
Der gezierten braut.

Wie ihr gebet hand in hand,
Also, wünsch! ich, sey
Euer aller hertz ein band
Wegen dieser frey.
Güter können nicht für zeit
Noch gewalt bestehn,
Aber treu und einigheit
Mögen nicht vergehn.
(S. 502-503)
_____


234.
Mailied

Mey, du herr der vorjahrs-zeit,
Vater aller fruchtbarkeit,
Du beblümest thal und felder,
Und belaubst gepusch und wälder.

Aller erden lust und zier,
Alle liebe huldigt dir,
Daß die welt nicht muß vergehen,
Scheint allein bey dir zu stehen.

Schau auch dieses liebe paar,
Das nimmt deiner anmuth war
Und trägt seiner liebe flammen
Jetzt, weil du noch wehrst, zusammen.

Halt dich wol, stimm ihnen ein
Mit gewünschstem sonnen-schein,
Laß die kält' einmal sich legen
Und die warme lufft sich regen.

Sonderlich weh' ihnen ruh,
Anmuth und begnügen zu,
Daß sie allzeit dich erhalten
Und in liebe nie erkalten.

Aber was ruff ich dich an?
Gott, der ist allein der mann,
Der im himmel und auff erden
Muß umb hülff ersuchet werden.

Er hat erst der sonnen pracht,
Sie hat nachmals dich gemacht;
Er gebeut den jahres-zeiten,
Daß sie nach einander schreiten.

Er verschaffet, daß die welt
Richtig ihren wechsel hält
Und ohn' ende sich muß jagen
Mit den nächten und den tagen.

Der wohn' eurer liebe bey,
Daß sie stets gesegnet sey
Und ohn ablaß möge gläntzen
Trotz dem meyen oder lentzen.

Dieß zu thun ist seine lust,
Seine treu ist euch bewust,
Wenn ihr ihm nur hertzlich bleibet
Stets in furchten eingeleibet.

Seht auff dieses wetter nicht,
Das zwar viel vom friede spricht,
Aber darzu umb und an
Uns kein mittel zeigen kan.

Sondern seht in aller noht
Auff sein wort und sein geboht,
Das wil euch mit gnüg' und segen,
Wenn ihr ihm vertraut, belegen.

Ich, herr bräutgam, weiß vorhin
Gnug umb euren gutten sinn,
Denn ich selbst hab eure jugend
Erst geführt auff kunst und tugend.

Euer ungezähmter fleiß
Kriegt ohn unterlaß den preiß,
Der auch Roberthin getrieben,
Daß er annahm euch zu lieben.

Bleibt dabey, führt aus und ein
Eure wenig schäffelein,
Seht, daß keine böse weyde
Und kein unfall sie beleide.

Flieht den stoltz und eigen-sinn,
Strebt nicht angstig nach gewinn;
Die der geitz hat eingenommen
Suchen nicht der heerde frommen.

Euer vorfahr Scolius,
Dessen kind euch werden muß,
War mit Jesau wol zufrieden,
Weit von stoltz und geitz geschieden.

Eiffert seinem leben nach,
Gott wird euer ungemach
Und das wasser eurer zähren
Stets in freuden-wein verkehren.
(S. 504-506)
_____


235.
Braut-Tantz

Zwey gepaarter hertzen treu
Hat für keinem wetter scheu,
Geht mit unbewegtem sinn
Durch gefahr und grauen hin,
Die lieb' ist ihr gewinn.

Dringen auff sie hell und tod
Und was irgends ist für noht,
Sie verlachen brand und schwerd,
So uns dieser zeit verheert,
Und sind in sich gekehrt.

Ursach, ihre glut muß rein
Von der erd' und himmlisch seyn,
Darumb ist sie für der zeit,
Was gewalt und angst sie dreut,
Gesichert und befreyt.

Fugt der reinen unschuld hand
Sie durch ein geheiligt band
. . . . . . auff erden, so
. . . . . . keuschen loh
. . . . . . eis ich froh.

Seiten werden da gerührt,
Ja, auch täntze wol geführt,
Weil ihm überaus gefällt,
Wenn in reiner treu die welt
Verliebt zusammen hält.

Selig sind wir in gemein,
Reget uns die lieb' allein,
Die, gesaubert von dem zwist
Dieser welt, zu aller frist
Des himmels wesen ist.
(S. 506-507)
_____


236.
Braut-Tantz

Tantz, du suchest deine lust
In der jugend frischen brust,
In den leichten füssen,
In den seiten, in dem wein,
Und was mehr für sachen seyen,
So dir dienen müssen.

Daß du dein gewerb und werck
Biß anher zu Königsberg
Dennoch hast getrieben,
Das war furchtsam und verzagt.
Mars hat dir auch nachgejagt,
Du bist schier geblieben.

Nu man sagt, daß fried und rhu
Uns umbgeben, hast auch du
Wieder lufft bekommen,
Darumb schwingst du dich empor
Und wirst besser als zuvor
Hier auch angenommen.

Greiff dich jetzt, du freuden-man
Diesem paar zu ehren an,
Das sich heut vertrauet;
Würtz das süsse hochzeitmal,
Werd umbher im gantzen saal
Nimmer still geschauet.

Gib den seiten geist und brand
Faß Cupido bey der hand,
Fliegt umbher zusammen;
Nichts befinde sich so alt,
Das sich nicht lieb' alsobald,
Fühlt es eure flammen.

Wenn du alles hast gethan,
Dann sieh braut und bräutgam an,
Ihre schöne jugend,
Ihrer keuschen unschuld kleid;
Alle dein verdienst steht weit
Unter ihrer tugend.
(S. 507-508)
_____


247.
Braut-Tantz

Junge leut entschuldigt man,
Lieb' und lust steht ihnen an
Wie dem gold ein demantstein,
Wie die süssigkeit dem wein,
Wie dem felde graß und kraut,
Wie ein schönes kleid der braut,
Wie dem geld ein freyer muth,
Wie ein feder-pusch dem hut.

Ob die zeit weint oder lacht,
Was gestirn und himmel macht,
Ob sich rollet alle welt,
Was das korn im lande gelt,
Was der alten urtheil spricht,
Darnach fragt die jugend nicht,
Sondern liebt und freut sich satt,
Wenn sie fug und mittel hat.

Schilt sie wer in diesem stück,
Der gedencke doch zurück,
Ob er jung ein faules bley
Oder klotz gewesen sey.
Wer ihr schertz und liebe wehrt,
Ist in der natur verkehrt,
Welche steiff in aller welt
Über solche satzung helt.

Weicht sie aus der unschuld nicht,
Und der zucht gibt ihre pflicht,
Hat man ihr es zu gestehn,
Kan sie auf dem kopff auch gehn,
Was dies kurtze leben ziehrt,
Sorg und furcht von hinnen führt,
Seiten, tantz, gelach und wein
Scheint ihr eigenthum zu seyn.
(S. 512-513)
_____


312.

Es ist ja nun an dem, daß mein herr Robertihn
Mit seinem hochzeit-fest nicht länger wil verziehn;
Er fasst ihm einen schluß, bey dem es sol verbleiben,
Den auch der himmel sich erbeut zu unterschreiben,
Daß dieser schöne tag das alles offenbahr
Sol machen, was bißher ihm selbst kaum kündig war.
Er kan die flamme nun nicht länger heimlich halten,
Giebt seiner liebe statt, die ungehindert walten
Und ihn beherrschen muß; er kennt die art der zeit,
Und seine liebe braut wird jetzt ihm zugetreut.
Und seh' ich nicht hierumb den himmel sich bewegen,
Die wolcken flüchtig seyn, des wetters last sich legen?
Die Götter werden eins, in einer grossen zahl
Zu fahren himmel-ab auff dieses freuden-mahl.

Ach, man kennt dich an dem bogen,
Süsser Amor, deine tracht
Hat dich leichtlich kunt gemacht!
O, komm glückhafft eingezogen!
Komm, verübe deine pflicht,
Triff das hertz und fehle nicht.

Juno wil das brautbett machen,
Venus hat in ihrer handt
Der verliebten sinnen brandt,
Und rings umb sich schertz und lachen.
Hymen eylet was er kan,
Steckt die fackeln bey ihr an.

Auch mein einiges verlangen,
Phoebus ist mit freuden hier,
Seiner güldnen lauten zier
Hat er auff der schulter hangen;
Der neun schwestern volles chor
Gehet ihm theils nach, theils vor.

Halt, was werden sie beginnen,
Und wo ist es hin gemeynt
Daß voraus Apollo scheint
Tieffen sachen nach zu sinnen?
Ist mir recht, sie seyn bemüht
Auff ein neues hochzeit-liedt.

Wol dir, du werthes paar. Dein wesen muß für allen
Dem himmel, daß er dir so günstig ist, gefallen;
Schau umb dich, wie er thut, er steht gedancken vol,
Und weiß nicht, was für dienst er jetzt erweisen sol.
Er reitzt auch meinen geist und zwingt mich loß zu gehen,
Die adern wallen mir, ich kan nicht stille stehen.
Apollo geusset gantz sich meinem hertzen ein
Und ich beginne fast nicht bey mir selbst zu seyn.
Verzeiht mir beyderseit und lasst euch nicht verdriessen,
Wenn ich mir was zu frey den zügel lasse schiessen,
Verhänge meinen sinn aus liebe was zu viel,
Die freude, so mich treibt, kennt weder maaß noch ziel.

Traure nicht, stell ein die klage,
Schöne braut, es hat nicht noth!
Schau, es ist noch hoch am tage
Und sehr weit vom abend-roht,
Das uns bringen sol die nacht,
Die dich so bekümmert macht.

Die ihr wohnt in schwarzen zelten,
O ihr schatten, eilet nicht,
Lasst die braut bey euch was gelten,
Sie helt an umb stetes liecht:
Stetes liecht zwar kan nicht seyn,
Doch ein aufschub ihrer pein.

Gebt der bitte raum und stelle,
Seht, wie sie so übel thut,
Himmel, erde, see und helle
Legen hin den wilden muth,
Wenn sie brauchet die gewalt
Ihrer kläglichen gestalt.

Aber, schönste, deine sorgen
Seyn nur zu belachen wehrt;
Wenn der sonnen liecht sich morgen
Wieder zu uns hat gekehrt,
Wirstu, gleub es mir, mein kindt,
Anders seyn als jetzt gesinnt.

Hastu lust darnach zu fragen,
Meinest gantz, hie sey gefahr,
Deine mutter wird dir sagen,
Die das auch, was du bist, war,
Der auch bald du gleich wirst sehn,
Wenn es umb ein thun geschehn.

Welche sol man höher halten,
Die sich baut aus ihrem mann',
Oder die daheim muß alten
Und nicht ehlich werden kan?
Jener blüth' ist segens vol,
Diese stirbt eh als sie sol.

Vieh und menschen müssen hassen
Solchen weinstock, der nicht trägt,
Den sein ehgatt hat verlassen;
Aber welcher trauben hegt
Und an ulmen steht gesetzt,
Wird ja billich hoch geschätzt.

Komm, nacht, komm! Kompt himmels flammen,
Und entdecket den verdruß,
Kompt doch eilends, fügt zusammen,
Was zusammen sol und muß,
Macht der braut den mißverstandt,
Die vergebne furcht bekant.

Ihr könnt leib und seele speisen
Durch den schlaff, der auch uns nehrt,
Könnt auch buhler unterweisen,
Darumb helt euch Venus wehrt
Und schickt eurer süssen rhue
All ihr volck und schüler zu.

Ihr benehmet jungen leuten
Ihre furcht und blöden sinn,
Wisset recht sie zu bedeuten,
Alles macht sich zu euch hin
Und erlanget sieg und preiß,
Was sonst nichts von liebe weiß.

Schlage nicht die augen nieder,
Schönste, gib dich willig drein,
Morgen sprechen wir uns wieder,
O, es wird schon anders seyn.
Komm! die nacht, der sternen chor
Fodern dich bereit hervor.

Und du, herr bräutigam, hast gnug in deinen jahren,
Was kunst und tugend sey, erlernet und erfahren,
Diß aber fehlt dir noch, wend hie nun arbeit an,
Auch hie wird fleiß erheischt; zeuch aus den ernsten mann
Und lerne kindisch seyn; hie mag kein Cato sitzen,
Kein saurer Curius hat weißheit hie zu schwitzen.

Cupido ist ein kind,
Was schertzt und liebt auff erden,
Muß seyn wie er gesinnt,
Muß mit ihm kindisch werden.

Schertz ist hie befehlichshaber, hie hat kurtzweil oberhand,
Hie wird auch ein graues alter offt in kindheit umbgewand,
Dieser halß von alabaster, dieser weissen stirne schein,
Diese rosenrohte wangen, dieser hände helffenbein
Werden dir den sinn berauben, werden dich, mein Roberthin,
Offt dir selbst unähnlich machen und dir allen muth entziehn.
Schau doch her, vor diesen augen legte Jupiter beyseit
Seinen blitz und donnerkeulen, Thetis sohn ging' aus dem streit,
Und Alcides liesse bleiben seine wilde löwen-haut,
Solche kräffte, solch vermögen hat die schönheit deiner braut.

Laß sie das tag-liecht tragen,
Als sonst die morgenröth,
Die vor der sonnen wagen
In guldnen haaren geht.

Man solt‘ in irrthumb schweben,
Nicht wissen, wer es sey,
Ein solches liecht und leben
Wohnt deiner liebsten bey.

Ich hett hie guten fug, von ihrer zucht zu singen,
Wie eingezogen sie ihr leben hin kan bringen,
Was für bescheidenheit und guter sitten pracht
Auß ihr ein edles bild des frauen-zimmers macht;
Könnt ihre lust, die sie zu büchern trägt, beschreiben,
Und wie sie manchen tag mit lesen kan vertreiben,
Dadurch sie wol bedacht des bösen müssig geht,
Darnach so manches mensch mit fleiß und willen steht.
Mir aber wil von dem zu sagen nicht geziemen,
Was diese stadt an ihr vorhin schon weiß zu rühmen
Und kundig ist ohn mich, sie sey nun wer sie wil,
From, sitsam, häußlich, schön, bescheiden, fleissig, still.
Sie ist die deine nun mit allen ihren gaben,
Hie den lohn soltest du für deine tugend haben,
Die sitten, den verstandt, die dir des höchsten raht
Durch unbewegten schluß längst vorbehalten hat.

An dem herren muß es liegen,
Er sieht, was sich unverwandt
Künfftig sol zusammen fügen
In den süssen heyrats-standt;
Zwar der mensch kan ihm zu lieben
Seines gleichen außersehn,
Was bey Gott nicht ist verschrieben,
Kan und muß auch nicht geschehn.

Du magst nun deiner müh und arbeit wol geniessen,
Es wird dir wol bezahlt, laß dich es nicht verdriessen,
Und hättest du dich gleich gewaget umb den nort,
Die schwere straß entdeckt an den chinenser port,
Bey Nova-Zembla weg, viel hungers-noth erlitten,
Mit bären wilder art, mit eiß und frost gestritten,
Ja hettest du gleich auch den netten Magellan
Durch viel gefahr und noht der erden kundt gethan,
Und werest hellen-ab wie Hercules gegangen,
Was köntestu hievor für grössern lohn empfangen,
Als eben dieses gut? Es kan auff so viel pein
Dir, Pelops, theurer nicht Hippodamia seyn.
Was freude wird dein hertz, was volle gnug empfinden,
Wenn sie dir deinen geist wird inniglich entbinden,
Wird allen unmuth fern auß deiner seelen thun
Und schaffen, was du wilt. Wolan, so gehe nun,
Nim ein dein eignes reich und herrsche nach belieben!
Es steht dir frey, was dich gelüstet, zu verüben,
Trotz einem, der sich hie wolt etwas unterstehn,
Das nicht nach deinem sinn und willen sollte gehn;
Hie ist kein herr, als du. Die augen als zwo sonnen,
Die dich vor langer zeit durch ihre krafft gewonnen,
Der keusche mund, das haar seyn nun dein eigenthum
Und mehren überauß dein ansehn, ehr und ruhm.
Es wird von jederman dein guter sinn gepriesen,
Daß du dich hierin auch behutsam hast erwiesen
Und dir an deine seit ein solches mensch gelegt,
Das in geberden zucht, und treu im hertzen trägt.

Wer sich hie auff gut wil gründen,
Hat auff schwaches eiß gehaut,
Glück und geld pflegt zu verschwinden
Wie der schnee thut, wenn es thaut,

Wie ein dunst, der aus den klüfften
Über sich gen himmel fährt
Und von winden in den lüfften
Wird zerstoben und verzährt.
Ein standhaffter sinn bestehet,
Krieget preiß und schwebt empor,
Und die zucht im hertzen gehet
Tausent tonnen goldes vor.

Du siehst nicht auff den schein der eusserlichen sachen,
Der nur die augen füllt und keinen gut kan machen,
Du thust, was dir gefellt und hörest gäntzlich nicht
Den, der dich meistern wil und solch ein urtheil spricht,
So nimmer kan bestehn, der sich pflegt zu verwirren,
Und doch für weise schätzt. Was, er sol dich nun irren?
Er, welcher wenig witz in dem gehirne holt,
Dich, der sein gantzes thun auff solchen grund gestellt,
Der bloß auff weißheit steht, dich, der erst überleget,
Erst auff das ende sieht, dann nachzusetzen pfleget?
Ach, stünd es mir nur jetzt mit deinem willen frey,
Zu singen, was dein lob und deine tugend sey,
In was volkommenheit dich deine kunst genommen,
Ich wüste, was ich thät'; ich wolt' auff dinge kommen,
Die mein verhängnus mir auß ungunst hat versagt
Und deinem geist ertheilt, der in die wolcken ragt
Und mich hierunten lesst nicht anders, als die eichen
Und tannen-bäume sonst den kleinen kattich-sträuchen
An frischen haffe thun, du soltest mir allein
Zu einem schönen lied' ein reicher vorrath seyn;
Du aber bist, mein freundt, auch dießfals zu bescheiden
Und gäntzlich nicht gewohnt, dein eigen lob zu leiden,
Kurtz, du beginnst, was dir hernach nicht leid seyn kan
Und siehst der sachen lauff mit solchen augen an,
Die hertz seyn und verstandt, und soltest aller massen
Dich eines jeden wahn herumbher führen lassen,
Gerad als sonst bey uns der zotticht-rauhe bähr
Den maulkorb leiden muß, und folget hin und her
Wohin sein leiter wil? O nein, such einzuschliessen
Des Pregels strengen gang, er wird wol woge wissen,
Zu kommen in die see; die glut geht loß und frey,
Und springt darüber auch die büchse gleich entzwey.
Es kan bey uns kein ding zwar unberedet bleiben,
Du aber lessest es den starcken ost-wind treiben
Hin auff die wüste fluth, und thust, was gut und recht
Für weisen augen scheint, bist keiner thorheit knecht.
Horch aber zu: was da? Es sind Appollos seiten,
Der kompt und wil dich hin zu deiner rhue begleiten,
In dem daß Amor bloß auff boltzen ist bedacht
Und tausent jetzt verscheusst, jetzt tausent wieder macht,
Und Hymen allbereit die kertzen angezündet,
Dione beyder hertz in einen knohten bindet,
Beschleusst er, Cynthius, ein guter künste-mann,
Dieß hochzeit-fest, und hebt sein kurtzes braut-lied an:

Wollt ihr nicht ein ende machen,
Ihr verliebtes seelen-paar?
Seht, es ist mit allen sachen,
Die dazu gehören, klar,
Kompt, der himmel sagt euch rhue,
Glück und grossen segen zu.

Meiner sonnen pferde trincken,
Hundert liechter sterne goldt
Seh ich euch zu ehren blincken,
Nacht und alles ist euch hold.
Kompt, der himmel sagt euch rhue,
Glück und grossen segen zu.

O, das selige begnügen,
So ihr findet beyderseit!
Kan sich auch was besser fügen?
Was hat besser je gefreyt?
Kompt, der himmel sagt euch rhue,
Glück und grossen segen zu.

Deiner liebsten glantz und gaben
Nahmen, bräutgam, manchen ein,
Aber der sie muste haben
Soltest du und niemand seyn.
Kompt, der himmel sagt euch rhue,
Glück und grossen segen zu.

Diesen mann von klugen sinnen
Und von solcher hohen kunst
Soltest du, braut, nur gewinnen,
Du nur lindern seine brunst,
Kompt, der himmel sagt euch rhue,
Glück und grossen segen zu,

Nun man fordert von euch samen,
Den doch ich vor allen such',
Auff, und schreibet euren nahmen
In der späten nachwelt buch!
Kompt, der himmel sagt euch rhue,
Glück und grossen segen zu.

Kompt ihr? Ja, es sol nicht triegen,
Was ich sage, wird geschehn,
Daß man jährlich in der wiegen
Euer liebe frucht wird sehn,
Denn der himmel sagt euch rhue,
Glück und grossen segen zu.
(S. 724-732)
_____


326.
Hirten-liedchen

Wir gehen gern zu gast,
Auch außerhalb der fast
Uns ehrlich zu ergetzen.
Wer ladet uns doch ein,
Daß wir durch bier und wein
Die dürren sinne netzen?

O Jauchloff, das thust du;
Wir sprechen dir auch zu,
Wir treues volck der hirten,
Wir gehn gesampt mit dir
Zu deiner hochzeit zier
Und laßen uns bewirten.

Du aber giebst den sinn
Der heyraht gleichwol hin?
Wol dir, wol auch uns allen!
Denn weil auch dich zuletzt
Der liebe werck ergetzt,
Was kan uns baß gefallen?

Ich, Damon, Celadon
Erfreuen längst uns schon
Am süßen vater-nahmen.
Du fragtest nichts darnach,
Dir war es schlechte sach,
Sich sehn in seinem samen.

Jetzt hat dich Amor auch
Zu seinem dienst und brauch,
Geh nun, und fleuch zu lieben!
Bring, Venus, ein den streit,
Den er so lange zeit
Gewusst hat auffzuschieben.

Ihr götter, wann ihr wißt,
Daß Jauchloff würdig ist,
Zum beystand euch zu haben,
So seyd uns zugesellt,
Kröhnt häuffig dieses feld
Und ihn mit euren gaben!

Wir, Jauchloff, sind bemüht,
Zu singen jetzt dein lied
Auff jenen zwölff trompeten;
Fehlt uns der athem dann,
So hör es gleichwol an
Auff unsern hirten-flöten.
(S. 766-768)
_____


333.
Hochzeit-lied

Wenn ich in dem wiesen-schnee
An des Pregels rande geh',
Einen gutten reim zu fassen,
Und den nördlich- kalten ost,
Jetzt den stadt- und landes-trost,
Ziemlich mich durchwehen lassen,

Steckt denn spät des himmels hauß
Sein bewölcktes nacht-licht aus,
Das mich heim zu gehen zwinget,
Wer begreifft die lieb und zier,
Die durch meine kinder mir,
Wenn ich komm, entgegen springet?

Dieses krahlt nach aller lust
An der mütterlichen brust,
Dieses reittet auff dem stecken,
Jenes tantzt und jauchtzt mir zu.
Steinern ist, dem dies nicht rhue
Oder freude kann erwecken.

Sonst ist, der an kinder stat
Seine lust am weibe hat,
Das sein hertz ihm eingenommen;
Was hat euch ergetzt bisher,
Freund, wenn ihr von unlust schwer
Auß der Cantzeley seyd kommen?

Zwar nach grosser arbeit last
Kan man anderweit auch rast,
Nicht nur blohs in heyrath finden;
Bücher, freunde, spiel und wein
Können auch wol mittel seyn,
Wodurch gram und unmuth schwinden.

Und Catull ist einig froh
Über seinen Sirmio,
Wenn er es in wolfahrt schauen
Und ohn sorg hie schlaffen kan,
Auff den weg, den er gethan
Fern in die Bithyner auen.

Aber nichts, auch was es sey,
Kömpt gewünschter heyrath bey;
Sie kan uns der müh gelosen,
Ist ein bild der ewigheit;
Hegt sie dornen jederzeit,
Ey, sie trägt auch schöne rosen.

Die nimpt nun durch keusche brunst
Euch auch, freund, in ihre gunst,
Wil euch endlich rhue verschaffen,
Legt euch in gewünschter treu
Einen bettgenossen bey,
Daß ihr nicht allein solt schlaffen.

Ist es etwas spät geschehn,
Also hat es Gott versehn,
Der die hertzen pflegt zu paaren.
Greifft euch desto besser an,
Daß man kürtzlich sehen kan,
Hungern sey nicht brodt besparen.
(S. 777-778)
_____


360.

Dich, o mümchen, die man schaut
Schön, erwachsen, jungfrau, braut,
Hab ich in den ersten tagen
Zu der tauff' allhie getragen
Wer getraut ihm damals, mir,
Daß ich deiner heyraht zier
Würd' erleben, wahr zu sagen?

Unser keiner weiß bescheid
Umb den außgang seiner zeit,
Was die satzung mit uns mache;
Unsrer noht und wohlfahrt sache
Und was künfftig werde seyn
Birgt des höchsten weisheit-schrein
Tief in seinem raht-gemache.

Der Chaldeer rechnung treugt,
Stirn und hand einsehen leugt;
Laß dich keines tand verführen,
Fürwitz wil uns nicht gebühren,
Es geh' übel oder wol.
Was mit uns geschehen sol,
Muß allein von Gott herrühren.

Hätt' ich alle welt gefragt,
Niemand hätte mir gesagt,
Daß ich dieses solt‘ erleben,
Als das weh nicht war zu heben,
Das mir in die seiten trat,
Und der besten ärtzte rath
Allbereit mich übergeben.

Selbst Apollos wissenschaft
Wuste weder kraut noch krafft;
Amor hatte dessen schmertzen,
Venus warff von ihr die kertzen.
Ich gedachte: wirst du nicht
Fähig seyn der lieb und pflicht
Heyräthlich verknüpffter hertzen?

Warum hab' ich mich bemüht,
Ein gedicht, ein gutes lied,
Das nach diesem möchte bleiben,
Nach der kunst gesetz zu schreiben?
Güldne geige, wo bleibst du?
Werd' ich nicht, o meine ruh,
Mehr die zeit mit dir vertreiben?

Ja! und diß hat Gott gewollt,
Sein verhängnüß ist mir hold;
Schau, itzt komm' ich her gefahren
Nach den offt bekränckten jahren,
Derer, halt' ich, funffzehn sind,
Und, was mehr, mit weib und kind,
Und seh' auch dich, jungfrau, paaren.

Solt' ich denn nicht seyn erfreut
Über solcher guten zeit,
Nicht den bleichen sorgen wehren?
Was das hertz sucht zu verzehren,
Aller unmuht, alles weh
Mag sich auff die wilde see
Oder in die wüsten kehren.

Sey gegrüsst, o Heilgenbeil,
Meiner tugend gutes theil,
Wo ich vor nicht ohn belieben
Du, Gedilgen, auch dabey,
Wo ich beyden tyranney
Hab‘ an manchen baum geschrieben.

Ja, auch du, nicht weit davon,
Wermt, wo vormals Coridon,
Wehrt-muth, einer nymfen wegen,
Die er sehr zu lieben pflegen,
Ist verkehrt in einen stein,
Sie in selbtes bächelein,
Wor er itzt noch in gelegen,

Darumb auch sein grüner rand
Wermt von wehrtmuht ist genannt,
Wo sind hin die lieben zeiten,
Als ihr hörtet meine seiten?
Wo sind hin die süssen jahr,
Als auch Pan so frölich war,
Sah' er mich auch nur von weiten?

Du berühmtes lust-gezelt,
Brunnen, stein, gepüsche, feld,
Euch ist kund die gnüg und güte,
Die mir regte das gemühte,
Was gedancken ich erwehlt,
Mit was freuden ich vermählt
Meiner frischen jugend blüte.

Als ich reicher war ohn geld,
Weder der, so aller welt
Den gehorsam abgezwungen,
Als, sobald ich was gesungen,
Amor es bekannt gemacht,
Daß mein thon die mitternacht
Längst schon damals durchgedrungen,

Nehmt mich itzt auch günstig auff,
Bringet alle lust zu hauff,
Die der noth uns kan entladen,
Schertzt, ihr glatten Oreaden,
Willigt euren Faunen ein,
Weil die Nymphen frölich seyn
Und sich in den quellen baden.

Alles sage meiner ruh
In dem kühlen grunde zu,
Lasst das bächlein stärcker fliessen
Und mit golde sich ergiessen,
Und das laub von oben her
Für der sonnen-glut beschwer
Ein gewölbe lieblich schliessen.

Thut mir aller massen wol,
Macht mich gnüg- und lebens-voll
Auff die arbeit und die plagen,
Die mich Königsberg heisst tragen,
Das, sobald der tag entspringt,
Mir auch neue sorgen bringt
Auff der sonne liechtem wagen.

Weil die braut, das süsse kind,
Und der bräutgam eines sind,
Durch den priester schon verbunden,
Weil Cupido tausent wunden
Ihrem lieben hertzen macht,
Hymen und Dione lacht
Ob der nacht gewünschten stunden.

Schöne, wol bist du daran,
Daß so ein beliebter mann
Dich bemüht ist heimzuführen,
Den wir ungern hie verlieren,
Der gefernt von falscher list
Und die güte selber ist,
Und den alle künsten zieren,

Lieb ihn hertzlich, als du thust,
Dieß ist deiner eltern lust,
Dieses wird dir segen bringen,
Fall und noht und unglück zwingen
Und für starke mauren seyn,
Wil die mißgunst zu dir ein
Und mit deiner wolfahrt ringen.

Du auch, bräutgam, bringst dein boht
Aus der wüsten wellen noth
An den port, und bist geborgen
Preussen weiß dich zu versorgen,
Hie nun ist dein vaterland,
Streckte Schlesien seine hand
Gleich nach dir heut oder morgen.

Dafür wirstu, wie ich weiß,
Gott auch opffern danck und preiß,
Seiner heerde treulich pflegen,
Nicht umb des geniesses wegen,
Noch als der die herrschaft sucht
Über sie mit strenger zucht
Und mit gar zu harten schlägen,

Sondern mit gelindem geist,
Daß du ihr ein vorbild seyst.
Solches wird dich nicht gereuen,
Schau, Gott meint dich schon mit treuen,
Deine braut, die schenckt er dir,
Daß dich ihrer anmuth zier
Sol ohn unterlass erfreuen.

Lebt, ihr wehrten, trotzt den neid
Und das wetter aller zeit,
Liebt einander umb die wette
Gott geusst über euer bette
Seinen reichen segen aus
Und führt her umb euer hauß
Eine starcke wolfahrt-kette.
(S. 820-824)
_____


378.
Hochzeits-lied

Der, an dem wir gantz verzaget,
Hat es endlich noch gewaget
Und ungescheuet
Sich jetzt befreyet.

Amor hatt' auff ihn geschossen,
Biß es ihn zuletzt verdrossen,
Ist mit dem bogen
Kahl abgezogen.

Venus sprach: hört auff, ihr kertzen,
Er empfindet keine schmertzen.
Ist (wie ich meine)
Gleich staal' und steine.

Sagt, wer hat ihn je gesehen
Wo vor einem mägdchen flehen,
Das ihn zu lieben
Hätt angetrieben?

Tieger möchte man noch zähmen
Und den grimm auch bähren nehmen,
Ja, löwen-rachen
Sanffmühtig machen.

Diesen überreden wollen,
Daß er hatte tantzen sollen,
War, was auff erden
Nicht kuntte werden.

Mag was süssers auch entstehen
Als im reyen frölich gehen
Und eine führen,
Die ihn kan zieren,

Wenn ein tantz, der nur aus Pohlen
Kommen ist, wird auff violen
Recht wol gemachet,
Daß alles lachet,

Wenn man höret die schalmeyen,
Die man braucht im ersten reyen,
Bald auch die flöhten
Sampt den cornehten,

Wenn der stort nun prangt für allen,
Daß die hertzen müssen wallen,
Und recht zu leben
Erst dann anheben,

Hie wird anlaß her genommen,
An das liebste hertz zu kommen,
Wo wohnen grüsse,
Wo schertz' und küsse?

Wo gespräche von der liebe,
Wo das meiste, so ich übe ?
Wo händedrücken,
Wo sich anblicken?

Wo gelohst man würtz und kräntze?
Hie erst, da man heget täntze,
Hie kehrt das leiden
Sich gantz in freuden.

Alle, die von fern her sehen,
Wünschen: hätten wir nur zehen
Jährchen zurücke,
Wir arger stricke.

Dieser nur war nicht zu zwingen,
War an keinen tantz zu bringen,
Nichts kuntt‘ ihn fangen,
Nicht rohte wangen,

Nicht der weissen stirnen pflaster,
Ja, nicht händ aus alabaster,
Nicht gold der hare,
Nicht andre wahre,

Nicht der zungen milch und reben
Nicht der sitten art und leben,
Noch was für sachen
Verliebt sonst machen.

Diesen soltt' ich mich bemühen
Endlich an mein joch zu ziehen,
Daß er auff erden
Solte ehlich werden?

Nein! zerbrich, mein kind, die pfeile,
Mach dich auf die flucht und eile,
Hat doch kein possen
Mich so verdrossen!

Dieß sprach aus ergrimmtem hertzen
Venus, und schwang ihre kertzen,
Daß sie im schwingen
Auch stracks ausgiengen.

Amorn must es auch verdriessen,
Trat den köcher-zeug mit füssen,
Der muste brechen
Und ihn so rächen.

Amor, du ergrimmst vergebens,
Du auch, Göttinn dieses lebens,
Venus. Im hertzen
Fühlt er schon schmertzen.

Seht, die artigheit Elisen
Hat sich stärcker noch erwiesen,
Als eure waffen,
Die nichts hie schaffen.

Ihrer schwartzen augen sonnen
Haben pfeil' und brunst gewonnen,
Brunst, die ihn schläget
Und nieder leget.

Bräutlein, du kanst triumphiren,
Dir muß aller preiß gebühren,
Der Venus sohne
Setz auff die krohne!

Ihr, herr schwager, sucht zusammen,
Was ihr irgends wisst von flammen,
Ihr habt zu sorgen
Heut oder morgen,

Ob nicht etwa Venus kertzen,
Welche sie verlescht für schmertzen.
(Daß wir nicht gläuben)
Verloschen bleiben.
(S. 854-857)
_____


Alle Gedichte aus: Simon Dach [Werke].
Herausgegeben von Hermann Österley
Für den Litterarischen Verein in Stuttgart 1876


siehe auch Teil 1





 

 


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