Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679) - Liebesgedichte

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau



Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
(1616-1679)

 

Inhaltsverzeichnis der Gedichte:
 

 

Hochzeit Gedichte

Die Weichsel-Nymfen an eine königliche Braut

Komm / Königliche Braut / zu Kronen auserkohren /
Dein Blut kennt mehr als eine Welt /
Was Purpur um und in sich hält /
Ist nur vor Könige gebohren.
Wir öfnen dir die treue Brust /
Wir bücken uns zu deinen Füssen /
Und unser Strom kriegt eine Lust /
Nach deines Willens Schluß / und auf dein Wort zu flüssen.
Die Donau baute dir die glatte Winterbrücken /
Und macht aus Eys dir eine Bahn:
Schaustu die Weichsel freundlich an;
So bricht ihr Eys in tausent Stücken.
Was schmelzt nicht deiner Strahlen Macht?
Was kan vor dir gefroren bleiben?
Die Kronen hat in Brand gebracht /
Wird um den Weichsel-Strom den Winter bald vertreiben.
Was nur dein Fuß berührt / muß Graß und Blumen geben /
Dein Athem führt den Früling ein;
Dein Himmelreicher Tugendschein /
Giebt der Natur ein neues Leben.
Vor deiner Hand verbleicht Jesmin /
Und wünscht in solcher auch zusterben.
Die Rose schätzet für Gewien /
Nach deiner Lippen Glanz ihr zartes Blat zufärben.
Die Vogel dencken schon auf süsse Hochzeit-Lieder
Dein Glanz macht ihre Frülings-Zeit /
Des Jahres beste Liebligkeit /
Kömmt nur durch deine Schönheit wieder.
Es will sich Ufer Wald und Feld/
In grün und bundte Farben kleiden /
Und was den Winter raues hält /
Wird durch den heissen Blick der klaren Augen scheiden.
Dein König küst dich schon in lieblichen Gedancken;
Ein Mahlwerck wird ihm zum Magnet;
Das Zimmer wo dein Bildnüs steht /
Wird vor sein Aug' ein süsser Schrancken.
Er höret schone / wie dein Mund
Mehr als die Mutter-Sprache liebet;
Uns aber ist es ja vergunt:
Daß man sich selber dir zu einem Opfer giebet.
Dein Antlitz wird sich uns als neue Sonne zeigen;
Dein Diamant als Firmament;
Das was sich groß und schöne nennt /
Wird sich vor deinem Throne neigen.
Was Pohlen heist / vergnüget sich;
Und wir erkühnen uns zu scherzen:
Giebt Oesterreich dem Pohlen dich;
So giebet Pohlen dir den König und die Herzen.
(aus: Hochzeit Gedichte S. 3-5 [635-637])
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Die verliebte Vereinigung der
Schwanen und Rosen

Die Göttin in der Schoß der wilden Flut entsprossen /
So mehr zerschmolzen Salz als süsse Milch genossen /
Als sie die Muschel hat gewieget in der See /
Die nu vor langer Zeit an ihrem Sieges-Wagen
Das schönste Theil der Welt als Sclaven hat geschlagen /
Schlug ihr ein schönes Zelt auf neu-gefallnem Schnee.
Desselben werther Zeug war von Catayer-Seide /
So ihm der edle Wurm spinnt zu dem EhrenKleide /
Wenn er befliessen ist zu ändern seinen Stand /
Tlascaler-Cuchenil und frembde Scharlach-Beeren
Die wolte diß Gewand zur Farbe nicht begehren /
Weil solche Kostbarkeit es noch zuschlecht befand.
Ein Ding das weder Wurm noch Beere geben können /
Ließ Venus meisterlich in das Gewebe rinnen;
Sie hatte längst dazu gesammelt in ein Glas /
Und diesen Safft geschärfft durch der Verliebten Thränen.
Ein mehres kan davon die Feder nicht erwehnen /
Genug / Aurora war für dieser Röthe blaß.
Die Pracht aus Potosi erhöht von Bengals Schätzen /
Die wolte sich vermählt auff diesen Purpur setzen /
Es fand sich umb und umb ein Stikwerk kluger Hand /
Der Nadel Stich verrieth / was Psiche vor gewesen /
Wie Cäsar um den Nil die Blumen abgelesen /
Und sich der Hercules bey funffzig Bräuten fand.
Das Seil-Werk umb und umb kam von den reinsten Haren /
So auff verliebter Haut zuvor gestanden waren /
Cupido hatt' es selbst mit Pfeilen angepfleckt /
Man schaute nechst dabey den leichten Wagen stehen /
Dem Phöbus Fahr-Zeug selbst nicht gleiche weiß zu gehen /
Wenn sein vergoldtes Rad die faule Welt erweckt.
In diesem Zelte saß auf einem hohen Throne
Die Venus / dazumal geziert mit einer Krone /
In welcher Ost und West verschwendet Werth und Schein /
Das reich-gerollte Haar schwam auf den vollen Brüsten /
Die zwar als Nachbarin einander freundlich grüsten /
Doch von einander nicht berühret wolten seyn.
Cupido saß nicht weit von seiner Mutter Füssen /
Man schaut' ihn dazumal die weissen Schwanen küssen /
Von Venus zarter Haut allein beschämt gemacht:
Sie sprache Du Bösewicht / wilst ewig müssig liegen /
Dein Pfeil vergist die Kunst und Jugend obzusiegen /
Du bist itzund auff nichts als Büberey bedacht.
Die eine Taube hast du neulich fast erdrücken /
Den Schwanen unvermerckt die Federn ausgepflücket /
Und meinen Perlen-Schmuck gebraucht zu Kinder-Spiel:
Du Lekker sollst nun auch vor deine Fehler büssen /
Zur Straffe wirst du mir itzt Rosen holen müssen /
Sie seyn auch wo sie seyn: genung vor dich / ich wil.
Was / Mutter / sagt er ihr / was habt ihr mir befohlen?
Was Flora nicht gewehrt / soll euch Cupido holen?
Das wollen ist umsonst / wenn Mögligkeit gebricht:
Der Strahl von oben her / des Frühlings süsse tauen /
Die lassen Wald und Feld beblümt und lieblich schauen /
Die kalte Winter Schoß zeugt solche Kinder nicht.
Die Venus war entrüst / und eilte von dem Throne /
Sie nam den Gürtel ab / und sprach zu ihrem Sohne:
Du weist gewiß noch nicht was meine Straffe kan /
Du bleibst nicht ungepeitscht / verweilest du zu draben
Ich wil und muß von dir itzt Winter-Rosen haben /
Sonst streich ich dir die Haut mit Purpur-Blumen an.
Der arme Knabe lieff / mit Schrekken in den Lenden /
Mit Aengsten in dem Sinn / mit Zittern in den Händen /
Mit Bleichheit um den Mund / mit Flügeln um den Fuß;
Er sucht' auff Berg und Thal / und in den tieffsten Gründen /
Es konte seine Hand doch keine Rosen finden /
Erstarrt von kalter Lufft / ermüdet von Verdruß.
Er murrte bey sich selbst: Soll ich nu Blumen lesen /
Der ich zuvor ein Gott der Herzen bin gewesen?
Ein rother Mund ist mehr als tausend Rosen werth.
Ich will mich wiederum von meinem Bogen nähren /
Denn was unmöglich ist / kan keiner nicht begehren /
Ich weiß wie leichte sich der Mutter Zorn verzehrt.
Es ward in einer Stadt auff einem weitem Saale
Viel jung-gesinntes Volk ergetzt durch Tanz und Schale /
So unser Jahre Lenz vor andern frölich macht;
Ein angenehmer Scherz versüste Tranck und Speisen /
Ein künstlich Seiten-Spiel und schöne Lieder Weisen
Verlängte Scherz und Lust / verkürzte Sorg' und Nacht.
Cupido hatte diß / ich weiß nicht wie / vernommen /
Er wünschte nichts so sehr / als auch dahin zukommen;
Doch wolt' er nicht entblöst vor keuschen Augen stehn /
Er kaufft' ein leichtes Kleid von einem Gaukler-Knaben /
Und bat er möchte doch wie sonst Erläubniß haben /
Mit einem kleinen Sprung' entgegen hir zugehn.
Es trug das liebe Volk darüber schlecht Bedenkken
Cupido zeigte sich mit viel geschwinden Renkken /
Sein erstes Neigen ward des Lachens werth geschätzt;
Den Bogen hatt' er ihm in einen Reiff verkehret /
Des Köchers tieffe Schoß von Pfeilen ganz geleeret /
Und vieler Vögel Art davon hinein gesetzt.
Er ließ aus Büberey bald diese Thiere fliegen /
Viel grieffen hin und her / in Hoffnung was zukriegen /
Auch der Behuttsamkeit rieß hier das Lachen auß:
Man hört' ihn Nachtigal und Lerche gleiche singen /
Man schaut' ihn durch den Reiff' und über Stühle springen /
Sein Mund war Taube / Hahn / Gans / Storch und Fleder-Mauß
Cupido wuste sich so artig zu bequemen /
Das kein Bedencken war ihn auf die Schoß zunehmen /
Man schenkt' ihm Marmelad' und GenueserWerk /
Man ließ Canari-Sec in seine Kehle fliessen /
Ihm vor gehabte Müh' die Lippen zuversüssen /
Es hielt ihn iedermann vor einen kleinen Zwerg.
Man scherzte so mit ihm / befreyt von allen Sorgen /
Als er den leichten Pfeil / so er bißher verborgen /
Durch Farb' und Band verstellt aus einer Falte nam:
Es hatt' ihn längst zuvor ein starker Safft durch beißet /
Davon auch nur der Dampff den Geist zur Liebe reißet /
Die vor dem SündenFall uns in die Adern kam.
Er fuhr mit diesem Pfeil in Gold und Porcelane /
Besonders merkt er ihm ein Glas mit einem Schwane /
Und eines dessen Mund wie eine Rose war:
In dieses trachtet' er das süsse Gifft zubringen /
Rosell' und Olerin mit Liebe zubezwingen;
So nennen wir itzund das angenehme Paar.
Das Absehn gieng nach Wuntsch; nach diesem schlauen scherzen
Floß das Getränk in Mund / die Lieb' in Geist und Herzen /
So endlich aus dem Herz' auch in das Auge trat;
Das Auge / so in uns verdolmetscht wenn wir schweigen /
Und durch verliebten Blick von ferne pflegt zuzeigen /
Wie dessen Cristallin auch seine Zunge hat.
Cupido war erfreut durch dieses Sieges-Zeichen /
Und seines Wuntsches Ziel mit Freuden zuerreichen /
So stekt er bey dem Licht' ein rundes Wesen an.
Es gleichte sich an Form den kleinen Feuer-Ballen /
Diß ließ er wol entbrand hin auff den Boden fallen /
Davon ich den Geruch nicht wol beschreiben kan.
Diß was der Araber schaut überflüssig rinnen /
Wird dieser Liebligkeit nicht ähnlich werden können /
Und die Versammlung kam in einen solchen Stand /
Daß endlich alle Krafft der Augen sich verlohren /
Und unser werthes Paar zum Liebes-Sieg erkohren /
Mehr durch Gewölk als Rauch sich ganz umbhüllt befand.
Es ward durch solchen Dampff fast unvermerckt bestrikket /
Mit lieblicher Gestalt aus diesem Saal' entrükket /
Es schaute nicht von wem / und wuste nicht durch was:
In kurzen fand' es sich in dieses Zelt geführet /
Wo man Natur und Kunst vermählt zu seyn verspüret /
Und Venus / auff dem Schnee / in Glut und Flammen saß.
Roselle stund numehr für den verliebten Throne /
Cupido sprach / was gibt die Mutter mir zu Lohne?
Nach Rosen solt' ich gehn: Hier habt ihr Sie und Mich:
Die Rose so allhier der Wangen Feld umschrenkket /
Und da die Keuschheit hat ihr Bildniß ausgehenkket /
Lobt ohne frembden Ruhm durch Schönheit selber sich.
Die Röthe so ihr ietzt in das Gesichte steiget /
Und einen Frülings-Strahl von tausend Rosen zeiget /
Ist dieses was die Zucht mehr als Rubinen schätzt:
Die Rosen so allhier mit Lilgen sich vermählen /
Und ihr der Augen Licht zum Sonnenschein erwählen /
Seyn Blumen von Natur in warmen Schnee gesetzt.
Der ihr zur Seiten steht / und bald in zarter Jugend
Mit Früchten sich versorgt der Sprachen / Kunst Tugend
Und zeitlich hat gelernt den Greisen gleicheseyn;
Den Sene / Tems und Po mit Weißheit angebauet /
Und der die Tyber nicht vergebens angeschauet /
Der stellt sich / Mutter / euch / zu einem Opffer ein.
Er hofft ein Amber-Wort von eurem zarten Munde.
Zeigt daß ihr Venus seyd / verkürzt ihm Noth und Stunde.
Und nehmt diß Edle Paar zu euren Diensten auff /
Bestrahlt ihm Brust und Brunst durch vielgeneigte Blikke /
Verknüpfft es durch ein Band gewirket von Gelükke /
So Richtschnur werden kan von Lieb' und Lebens-Lauff.
Sie nam darauff diß Paar / und blies in seine Flammen /
Sie drükt Ihm Hand und Hand / ja Herz und Herz zusammen/
Sie that ihm einen Wuntsch / und gab Ihm einen Kuß /
Sie sprach es müssen Euch die Rosen lange blühen /
Und sie der Reiff umsonst zu bleichen sich bemühen /
Ja stets verjünget seyn durch süssen Uberfluß.

Der Himmel lasse hier des Segens tauen rinnen /
Die Parcen müssen Euch so feste Faden spinnen /
Die der gestählte Zahn der Zeiten nicht durchbricht /
Es müß Euch Liebligkeit zu Bett' und Tische dienen /
Die Freud' umb Euer Haus mit breiten Blättern grünen /
Und der gewölkte Nord schwäch' Eure Flammen nicht.
Versäumet aber nicht die Euch gewünschte Stunde /
Brecht Zukker-Rosen itzt einander auff dem Munde /
Durch einen warmen Kuß der nach dem Herzen schmekt.
Nicht ändre / Liebste Braut / durch dieses dein Gesichte /
Es ist ein' alte Kost / ein Paradis-Gerichte /
So Adam fertig fand von seinem Schlaf' erwekt.

Es müß Euch diese Tracht mehr süsse Bissen geben /
Als Federn umb die Brust von meinen Schwanen schweben /
Lebt von der Jahre Frost noch lange Zeit befreit.
Es müssen sich umb Euch des Ruhmes Flügel breiten /
Und dessen heller Schall Euch überall begleiten;
Erreicht der Väter Witz / der Mütter Frömmigkeit.

Die Venus über-span hierauff mit weicher Seide /
So dekt und nicht beschwert / die angenehmen Beide /
Ihr Athem rühret' Ihn' die Funken-volle Brust;
Sie brandten ohne Schmerz / und scherzten mit einander /
Auch mitten in der Glut als treue Salamander /
Ein süsser Seuffzer war der Auffbot ihrer Lust.

Die Geister netzen sich in Schalen von Rubinen /
Die Lippen musten hier zu feuchten Feldern dienen /
Sie rennten ab und zu auff dieser Purpur-Bahn /
Aus einem kurzen Ach entstund ein langes Lachen /
Die Zungen konten nicht viel gleiche Silben machen /
Weil heisse Liebe sich nicht wol verworten kan.
Cupido schlug hierauff mit Freuden in die Hände /
Er sprach / gewehrt der Welt viel süsse Liebes-Brände /
Denn Asche sammlet man auff dieser Brand-Stadt nicht.
Befleist Euch ungesäumt ein Ebenbild zu pregen /
So bey den Freunden wird diß Freuden-Wort erregen /
Schaut Olorinens Geist / Rosellen Angesicht.
(aus: Hochzeit Gedichte S. 5-15 [637-647])
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Der aus dem Himmel verbante Cupido

Der kleine Wunder-Gott / der Meister meister Herzen /
Der zuvermählen weiß die Schmerzen mit dem Scherzen /
Und unsre Thränen ihm vor seinem Balsam hält /
Der ward so bald er nur aus Mutter-Leibe kommen /
Auch in die Bürgerschaft des Himmels aufgenommen /
Und als ein kleiner Gott den Göttern zugesellt.
Der grosse Jupiter der nahm ihn auf die Armen /
Die stolze Juno ließ ihn auf der Brust erwarmen /
Die reine Suada sprach ihm selbst die Wörter für /
Diana lehret ihn den ersten Bogen führen /
Mars wolt ihn alsobald mit einem Helme zieren /
Nur die Minerva sprach: Mein gröster Feind ist hier.
Die Götter ehrten ihn mit mehr als tausend Küssen /
Man schaute nichts als Lust umb seine Lippen flüssen /
Sein helles Auge war ein Thron der Freundligkeit
Sein schreien konte selbst den Nektar süsse machen /
Saturnus muste stets des klugen Kindes lachen /
Ja auch die Trauersucht war durch sein Spiel erfreut.
Doch wolte dieses Lob nicht lange hir bekleiben /
Die Boßheit kam den Ruhm der Anmuth zuvertreiben /
Sein Scherzen roch nach List / sein Spiel nach Büberey /
Auf allgemeinen Ruhm kam allgemeines klagen /
Ein ieder wust ihm itzt was böses nach zusagen /
Und der Beschwernüß war auch nicht der Vater frey.
Bald miste Cynthia den allerbesten Gürtel /
Den Parcen den verschob er manchesmahl die Wirtel /
Den Ganymedes nannt er oft ich weiß nicht wie /
Der Mutter Taube selbst berupft er Schwanz und Flügel /
Der Juno träuft er Wachs auf ihren besten Spiegel /
Und keine Göttin war so sehr geplagt als sie.

Den weiten Thierekreiß besucht er alle Wochen /
Da ließ die Mutter ihn oft allenthalben suchen /
Hier that er Vieh und Mensch viel tausend Schalkheit an /
Er wolt einmahl dem Krebs die eine Scheere rauben /
Der Juno sie verkehrt zusetzen auf die Hauben /
Die weil sie seine List der Mutter kund gethan.
Diß und der gleichen kam dem Jupiter zu Ohren /
Der Lieb und auch Gedult nun allbereit verlohren /
Er sprach / der kleine Schalk der muß vertrieben seyn /
Er düfte mir einmahl die Donnerkeul entführen /
Und seine schlaue Hand mit einem Zepter zieren /
Für dem sich itzund bückt der goldne Sonnen-Schein.
Er ließ den Himmel bald sein strenges Urtheil wissen /
Mercurius ruft aus der Erz-Gott ist befliessen
Zuzeigen / daß sein Grimm wie Blitz und Brand verzehrt
Er will den kleinen Gott der sich Cupido nennet /
Und dessen Büberey der ganze Himmel kennet /
Verbannen und ihm sey hirmit das Reich verwehrt.
Die Venus zog den Bann ihr treflich zu Gemüthe /
Sie sagte bey sich selbst / so sol ich mein Geblüthe /
Das Göttlich ist wie ich / ja meiner Sinnen Lust
Von mir gerissen sehn; was soll ich aber machen?
Es wird der Jupiter nur meiner Thränen lachen /
Diß naget mir das Herz und ängstet meine Brust.
Sie rufte bald den Sohn / sie ließ bey tausend Küssen
Ihm eine heisse Bach umb beyde Schultern flüssen /
Man schaute wie ihr Mund von trauren trächtig stund /
Sie sprach die Wichtigkeit des Werks heist mich schweigen /
Mein Auge wird dir mehr als meine Zunge zeigen /
Und dieser Seufzer thut dir meine Wehmuth kund.
Dich heisset Jupiter in seinem Zorne scheiden /
Du solst das weite Reich der grossen Götter meiden /
Ach daß ich Göttin bin und nicht zusterben weiß!
Hat Schaum und Muschel dann mich Göttin lassen werden /
Daß man mich itzt verlacht im Himmel und auf Erden /
Und fast geringer hält als Schwämme / Schnee / und Eyß.
Doch wirst du gleich itzund aus meiner Schoß gerissen /
Wird gleich dein zarter Fuß die Erde fühlen müssen /
So wird den Nahme doch durch dieses nicht vergehn /
Die Göttin des Gerichts die wird ihn höher führen /
Als wo der Donner-Gott läst seinen Blitzen spüren /
Ich weiß er heist ihn noch um seine Crone stehn.
Drauf nahm sie ein Geschirr gemacht von Berg-Cristallen /
Und sprach / laß diesen Schatz bald auf die Erden fallen /
Wenn du berühren wirst den Kreiß der Unter-Welt /
Der Liebe heisser Trieb der lieget hier beschlossen /
So selbst aus meiner Hand in dieses Glaß geflossen /
Und als ein fester Leim die Welt zusammen hält.

Cupido wuste fast kein Wort nicht anzubringen /
Er nahm das edle Pfand und kehrte seine Schwingen
Der schweren Erden zu. die Mutter schaut ihm nach /
Es kam ihm ohngefehr ein Marmel zu Gesichte /
So macht er den Cristall mit steiffer Hand zunichte /
Und warf ihn daß er wol in tausend Stücken brach.
Es schwam der werthe Saft der nicht geschätzt kan werden /
Nach dem das Glaß zerbrach / vergossen auf der Erden /
Der starke Dampf umzog den weiten Erden-Kreis /
Ein süsses etwas drang dem Menschen um die Stirne /
Und pflanzt / ich weiß nicht was / ihm heimlich ins Gehirne /
So man zwar fühlen kan / doch nicht zunennen weiß.
Die Welt ward ein Spittal an tausend / tausend Krancken /
Der Schmerzen war gestärckt durch schlüpfrige Gedancken /
Der Geist fühlt einen Zug der mehr als fleischlich hieß /
Die Flüsse lieffen an / von viel verliebten Thränen /
Die Winde stärckten sich durch Seufzerreiches Sehnen /
So das entbrandte Herz aus seinem Schrancken bließ.
Die Kräuter von der Noth und Schwachheit zugenesen /
Die waren nirgendwo zufinden und zulesen /
Man nennt es allbereit die Kranckheit ohne Rath /

Ich weiß nicht wie es hat der Zufall so geschicket /
Daß einer ohngefehr den süssen Fund erblicket /
Und ihm durch einen Kuß gewünscht gerathen hat.
Nachdem das Pflaster nun für diese Liebes-Wunden
Der menschliche Verstand ergründet und erfunden /
So fiel in einem Nu des Kummers Uberfluß:
Den Krancken und den Arzt den fand man stets beysammen /
Die Flammen leschten sich nicht selten in den Flammen /
Der Becher war der Mund / der Saft ein heisser Kuß
So lange nun das Rund der Erden wird bestehen /
So wird die schöne Noth der Liebe nicht vergehen /
Die Liebe bleibet doch die Stütze dieser Welt /
Das Pflaster so man braucht / trägt oftmals selber Wunden /
Oft hat das Pflaster selbst der Wunden Pflaster funden /
Wann diß / was es verletzt / ihm wird hinzugesell't.
Mein Bruder darff ich itzt noch eine Sylbe sagen /
So schwer' ich daß du nicht nach Mitteln hast zufragen /
Das Mittel deiner Noth wünscht itzt bey dir zuseyn /
Die Rose / so der Braut die zarten Wangen zieret /
Und Zeugin ist der Zucht so sie im Herzen führet /
Stellt als ein Eigenthum sich itzo selber ein.
Sie krancket gleich wie du / sie scheuet zubekennen /
Daß Flammen gleich wie dir / ihr um das Herze brennen /
Daß sie der Dampf bestrickt der aus Cristallen kam /
Ihr Geist ist allzukeusch zu melden den Gebrechen /
Und ist sie gleich bereit ein Wort davon zusprechen /
So wird ihr doch der Mund versiegelt durch die Scham.
Du wirst ohn alle Müh' erlernen und verspüren /
Wie dir die Kranckheit ihr zuheilen sol gebühren /
Betrachte doch nur recht ihr keusches Augen-Licht /
Das wirstu selber dir mit treuen Farben zeigen /
Als spräch' es / dieses Bild / das wünsch' ich mir zu eigen /
So sagt der Augen-Glanz spricht gleich die Zunge nicht.
Hier ist es keine Zeit zu bitten und zu fragen /
Der Liebe Flügel seyn Geschwindigkeit und Wagen /
Hier buchstabiret man gar selten J und A.
Das Frauenzimmer steht den Parthen an der Seiten /
Sie zeigen durch die Flucht oft ihre Lust zustreiten /
Und ein erzürntes Nein / ist oft ein süsses Ja.
Es ist um hohe Zeit die tieffe Lust zubüssen /
Die Stunden die vergehn / die Sternen die verschüssen /
Cupido zeucht dir selbst den leichten Fürhang auf /
Die Röthe / so der Braut in das Gesichte steiget /
Wil itzt Aurora seyn / so auf / die Sonne zeiget /
Die durch der Lüfte Kreiß sol nehmen ihren Lauff.
Und du / O keusche Braut / schlägst dein Gesichte nieder /
Das Mittel heil zuseyn / das ist dir fast zuwieder /
Du wilst und wilst auch nicht: die eingepflanzte Zucht /
Die lehret dich itzund die reinen Augen sencken /
Der unbekannten Lust verwehrtes Angedencken
Bringt alle Freudigkeit dir schleunig auf die Flucht.
Heb nur die Augen auf / die reinen Liebes-Flammen /
Dadurch sich Herz und Herz verknüpfen läst zusammen /
Beflecken dir ja nicht die Schwanen-reiche Brust /
Ja die Verleumbdung selbst / so sich durch Tadel speiset /
Und auch der Tugend oft ein falsches Auge weiset /
Die steht itzund bereit zu loben deine Lust.
Die Lieb ist ja ein Werck so aus dem Himmel kommen /
Und so der Erden Kreiß mit Lust hat eingenommen /
Wer reine Liebe hast / liebt Gott und Menschen nicht.
Die Tugend wie mich deucht die tadelt dein Verweilen /
Und heisset dich itzund zu der Ergötzun eilen /
Die dir der Himmel selbst mit reiner Hand verspricht.
Dein ander Leben kommt itzt auf dich zugegangen /
Entrück ihm nicht den Mund / entzeug ihm nicht die Wangen /
Ein Kuß verbleibet doch ein Aufboth unsrer Brunst /
Er reichet dir die Hand / der Ernst steht bey dem Scherzen /
Er giebet mit der Hand dir auch zugleich das Herzen /
Und heist es Siegel seyn der ungefärbten Gunst.
Laß itzt die Reinligkeit geschwätziger Rubinen /
Mit Küssen angefüllt ihm zu der Schale dienen /
Und tritt die erste Lust mit frischem Herzen an /
Gehorsam wil allhir die beste Tugend heissen /
Und der Vertrauligkeit mustu dich itzt befleissen /
Die dich die Liebe lehrt und ich nicht meldn kan.
Seht rüstig zu der Ruh und last die heissen Sinnen /
Ein ungespieltes Spiel / zu dieser Zeit beginnen /
Das Gott hat ausgeführt und Adam aufgebracht /
Ein mehres weiß itzund die Feder nicht zuschreiben /
Sie neiget sich forthin in meiner Hand zubleiben /
Sie wüntscht euch ferner nichts als eine süsse Nacht.
Ich weiß der Hymen wird euch alles dieses lehren /
Was die verliebte Lust geschickt ist zuvermehren /
Ein süsses Ach und Ach reist keine Wollust ein /
Eh noch das andre Jahr die Rose wird verblühen /
Und das Geflügel wird das andre Nest beziehen /
So wird ein junger Fürst aus Flandern kommen seyn.
(aus: Hochzeit Gedichte S. 16-24 [648-656])
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Die versöhnte Venus

Die Göttin so die Welt und alle Herzen bindet /
Die Wasser / Erd und Lufft durch ihren Strahl entzündet /
Auf welcher WunderWort erzittert niederfällt /
Was Nord / Süd / Ost und West in seinen Armen hält.
Die gieng nach ihrer Arth zu dem erhöhten Throne /
Es war das stolze Haubt umbzirckt mit einer Crone /
Darauf der Berge Schatz und des GewässersPracht /
Durch ihrer Haare Gold noch werther war gemacht.
Es küsten dazumahl die wolgestalten Ohren
Zwo Perlen / den der Ost nicht gleiches hat gebohren /
Es war der zarte Leib durch einen Rock geziert /
Den Phrygien gestrickt / der Sydons Farbe führt.
Umb diesen schaute man der Venus grosse Thaten /
Die Helden so durch sie in Dienstbarkeit gerathen /
Achillem / Herculem / Philippen und die Hand /
So Persien bezwang / und Poren überwand /
Hieß diese Mahlerey der Nadel knechtisch stehen /
Cupido wolte gleich von ihrem Saale gehen /
So sprach das Wunder-Weib / was komt dich wieder an?
Du meinst das meine Faust dich nicht mehr straffen kan.
Die Berge zubeziehn / die Städte zubeschauen /
Der Kurzweil nachzugehn auf den begrünten Auen /
Zu sehen was der Nil / Euphrat und Ganges macht /
Bey Tage nichts zu thun / zuschlaffen bey der Nacht /
Ist nicht genung für mich. Wo sind die grossen Stunden /
Da deine Fackel brand / und deiner Pfeile Wunden
Fast iedes Herze trug? Wie daß nicht mehr die Welt /
Wie vormahls ist geschehn vor mir darnieder fällt?
Betrachte diesen Rock; was meinstu von den Siegen?
Durch die mein hohes Lob ist auf den Thron gestiegen /
Der Sonnen gleiche kommt / den Sternen gleiche geht /
Und beyde trotzen kan / der Zorn beginnt zuwittern /
Es heist die Ungedult mir Herz und Sehnen zittern /
Es zündet mir der Grimm Geblüth und Adern an /
Daß ich dir deinen Lohn nicht länger borgen kan.
Du allzukaltes Kind betracht ich diese Welt /
Was zwischen Gibraltar und Javan ist gestellt /
Den grossen WunderKreiß / den Zirckel dieser Erden /
Wo sich die Sonne wäscht und wo sie mit den Pferden /
Den alten Weg besucht; wo ihre Hitze brennt /
Und wo der Phöbus fast nicht seine Strahlen kennt /
So merck' ich wenig mehr / als Wüten / Mord und Kriegen /
Ich finde hin und her die todten Leichen liegen /
Die Männer stehn verwund / die Weiber stehn verblast /
Mein Mars wird angeruft und Venus wird verhasst /
Mars der mich selber nicht gescheuet hat zuküssen /
Man schaut das rothe Bluth vor Liebes-Thränen flüssen /
Kein Seuffzer kommet fast von meiner Regung hier /
Betracht ich Berg und Thal / beschau ich See umb Meer /
Setz' ich die ganze Welt in meinem Sinn zusammen /
So find ich keinen Dampf von diesen Wunderflammen /
Da eine ganze Stadt durch eine Gluth gebrannt /
Da einer Feindin Schoß den Feind zum Buhler fand.
Da zweyer Herzen Blut verliebt zusammneflossen /
Da das erzörnte Meer die Brunst nicht ausgegossen /
Da Armuth / Kälte / Schwerd / Flucht / Marter / Brand und Todt
Oft ein verliebter Sinn hielt vor geringe Noth.
Und wil ich gleich den Geist auf wenig Länder lencken /
Die ohne Zanck und Streit den Degen von sich hencken /
Da Fried und Einigkeit auf allen seiten steht /
Da Wollust ohne Maaß auf ihren Mauren geht /
Da nur das Pulver gilt / so sich nach Cypern nennet /
Und jede Kugel stinckt / so nicht Venedig kennet /
Von den kein ander Rohr für köstlich wird geacht /
Als diß so Zucker trägt und Indien gebracht.
So machen sie mich roth / und heissen dich verstummen /
Wie schöne bistu doch aus solchen Ländern kommen /
Ein Köcher ohne Pfeil / ein Kämpfer ohne Muth /
Ein Bothe sonder Fleiß / ein Herze sonder Bluth /
Die stehen hier für mir. Ich kan dich nicht mehr schauen /
Und deine Gegenwart erwecket mir ein Grauen /
Du kleiner Ehren-Dieb. Es hieng an einer Wand
Des Saales da sie war / ein altgesticktes Band /
Darauf der Perlen Glanz des Goldes Pracht umfassen /
Und der verliebte Mars der Venus hinterlassen /
Als seinen Leib Vulcan / Sie Geist und Leib umfieng /
Und dieser grosse Gott an schweren Banden hieng.
Das Zeugnüß aller Gunst must ihre Peitsche werden /
Sie stieß den kleinen Sohn erzürnet zu der Erden /
Sie grief mit einer Hand ihm in das schöne Haar /
Und peitschte biß sein Leib wie ihre Lippen war.
Biß Rosen um den Schnee der zarten Lenden stunden /
Cupido hatte kaum den ersten Schmitz empfunden /
So ruft er / Königin / ich bitt' euch umb den Pfeil /
Der mehr verrichten kan als Blitz und Donnerkeil /
Ich bitt' euch um den Scherz / ich bitt' euch um das küssen /
Durch die der starcke Mars ein Sclave werden müssen /
Und so diß alles noch gesucht ist allzuweit /
So bitt' ich euch umb diß davon ihr kommen seyd.
Die Göttin konte hier nicht mehr das Lachen halten /
Der Eifer / den sie trug begunte zuerkalten /
Sie warf das Band hinweg / und sprach mein kleiner Sohn /
Genung vor diesesmahl / und denck an diesen Lohn /
Den du durch Müßiggehn aus meiner Faust bekommen.
Es wird der Mutter Schlag geduldig aufgenommen /
Fieng der Cupido an mit Seufzen ohne Maß /
Als welchem Schmerz und Furcht auf Haut und Herze saß /
Und fuhr so ferner fort: Beherrscherin der Erden /
Sol diese Schuld allein auf mich gebürdet werden /
Greift meine Mutter mich mit Hand und Marter an /
Daß diese ganze Welt nicht länger brennen kan /
Und allzulaulicht ist. Es wird der strenge Bogen /
Wie vormahls ist geschehn / itzunder angezogen /
Mein Pfeil hat gleiche Maß und führet gleichen Stahl /
Daß Eiß und Eisen umb sich findet überall /
Und Wasser für das Blut die hohlen Adern füllet /
Daß Aetna itzt nicht mehr in allen Herzen quillet /
Ist ja nicht meine Schuld. Es ist nicht lange Zeit /
Da zog ich durch ein Land / wo Unmuth / Krieg und Streit
Gar frembde Gäste sind. Ich dachte hier zu siegen /
Da Agtstein gleich wie ihr sich läst die Wellen wiegen /
Und setzte meinen Fuß bald in die gröste Stadt /
Das Reichthum / Macht und Muth Verstand zum Bruder hat.
Mein Fürwitz führte mich in eine stille Kammer /
Da nicht erschallen kan des schwarzen Vaters Hammer /
Man schaute um und um manch hochgelehrtes Pfand /
So der Beredten Mund und vieler Tichter Hand
Von Rom / Corinth / Athen / und die sich diesen gleichen /
Den alle Männer noch der Künste Scepter reichen /
Den Menschen zugeschickt. Hier saß ein junger Mann /
Und sprach manch schönes Buch um seine Schätze an.
Ich war alsbald gemüht ihn schleunig zuerleilen /
Ich grief den Bogen an / ich spielte mit den Pfeilen /
Es war verspieltes Werck und Arbeit sonder Lohn /
Die Pfeile flogen weg / der Jüngling kam davon
Und hielt mich ungescheut vor einem KinderSchützen /
Ich ließ ihn dieses mahl bey seinen Büchern sitzen /
Ich hab ihn zwar nach dem auch ferner angerant /
Doch war ein ieder Pfeil vergebens ausgesand.
Ertheilet mir nun Rath / was ferner sey zu machen?
Die Mutter sprach / mein Sohn / hier liegt der Grund der Sachen /
Wer nicht durch suchet hat der Leiber Unterscheid /
Und nicht zu urthelen weiß von Sehnen / Blut und Zeit /
Nicht weiß / wenn dieser Trieb und jener sich beweget /
Wann Blut und Geist erwacht / wann Bluth und Geist sich leget /
Wann Feuer Meister wird / wann Wasser herschen wil /
Der trift / ich schwere dir / nicht auf das rechte Ziel.
Du wirst mein lieber Sohn fast keinen Menschen finden /
Der sich nicht leichtlich läst an dis und jenes binden /
Der sich nicht allsobald erschüttert und beweg't /
Wenn dieses auf ihn trift / was er im Herzen trägt /
So dencke nicht auf Pfeil / auf Bogen und auf Wunden /
Du habest denn zuvor den Herzens Trieb gefunden /
Und glaube daß allhier der Herzen Schlüssel liegt /
Wer nicht die Geister kennt hat selten obgesiegt.
Der eine liebet nur des Leibes Pracht und Gaben /
Ein ander will die Zucht zu einer Schwester haben /
Der eine meint / das Geld die beste Heyrath stift /
Ein ander heist die Treu das beste Morgen Gift /
Viel lieben Spiel und Tanz / nicht wenig auch das Singen /
Und manchem muß der Wein die Brunst zum Herzen bringen /
Viel seufzen ohne Maß nach zarter Bluhmen Pracht /
Viel heissen diesen Schatz ein Kleinod einer Nacht /
Viel locket und bewegt der Eltern Geist und Tugend /
Viel werden angereizt durch unverwelckte Jugend /
Der eine siehet nur die süssen Wörter an /
Viel sehen auch dabey was Spiel und Nadel kan.
Diß alles mustu wol und gar genau erwegen /
Es wird auch gleicher Pfeil nicht iedes Wild erlegen /
Und dieses hab ich schon vor vieler Zeit bedacht /
Und nicht nach meiner Arth der Pfeile Zeug gemacht.
Der eine schicket sich noch zu den grünen Jahren /
Ein ander sehnet sich nur nach den grauen Haaren /
Der eine lencket sich auf Herzen reich an Kunst /
Ein ander reizet nur die Adern voller Brunst /
Der eine führt Zibeth / viel schmecken nach der Küchen
Der eine weiß Latein / ein ander kennt die Grichen /
Der eine führet Gold / der ander stinckt nach Wein /
Viel sind von Ebenholz / und viel von Helffenbein.
So lauf nun vor mir hin / und gründe recht die Herzen /
Wo Ernst und Witz regiert / wo Lachen / Spiel und Scherzen
Fast immer müssig gehn / wo Kunst am meisten gilt /
Wo Füllerey und Wein die blauen Adern füllt /
Wird dieser Unterricht nur richtig eingenommen /
So wirstu liebes Kind bald wieder zu mir kommen /
Und ruffen / dem ich oft der Liebe Garn gestellt /
Der ist durch euren Sohn und meine Faust gefällt.
Cupido der genug der Mutter Wort erwogen /
Grieff nun mit Zuversicht auf Köcher / Pfeil und Bogen /
Und schwang sich ungesäumt auch wieder in die Stadt /
So von den Dähnen noch den alten Rahmen hat /
Und ihre Mutter itzt mit reichen Gaben ehret /
Ein Herz / so kein Pfeil der süssen Brunst versehret /
War dieses Schützens Zweck. Es war bey Tag und Nacht /
Der Bogen stets gespannt / das Herze stets bedacht /
Nach vielem Krieg und Streit dem Jüngling obzusiegen /
Wie oft er aber kam so fand er um ihn liegen /
Der Griechen kluges Heer der Römer weisen Rath /
Was Chäronea noch der Welt geschencket hat /
Halff nebenst Cordöen fast unermüdet kämpfen /
Auch Cato war bemüht der Pfeile Macht zudämpfen /
Und goß den heisen Brand mit seinen Sprüchen aus /
Cupido sprach bey sich: sol dieses Mannes Hauß
Mein Feuer und mein Pfeil denn nicht erreichen können /
Ist Eisen / Stahl und Stein der Grundzeug dieser Sinnen?
Er stellt ihm offtermahls durch ein verliebtes Blat /
Wie jener Lesbien / und der Corinnen bat /
Wie der Petrarcha schwur die Lauren stets zulieben /
Und was des Grafenhag vom Küssen hat geschrieben /
Marinens Wunderbuch / Gvarinens treues Pfand /
Was Drayten / Teophil / und Samtamann erfand /
Die schaut' er oftermals auf seiner Stelle scherzen /
Die Kunst gefiel ihm wol / das Gift drang nicht zum Herzen /
Und der erzörnte Gott war nunmehr ganz bereit
Zu meiden diesen Orth zu lassen diesen Streit /
Als dieser freye Geist bey schönen SommerStunden /
Als Erd und Himmel-Lust zusammen war verbunden /
Durch einen guten Freund / ward aus der Stadt geführt /
Der Orth so sie umfieng stund überall geziert
Mit schönen Tulipen / geholt aus frembden Erden /
Die itzund auch bey uns gemeine Bürger werden /
Viel andre Bluhmen mehr die waren hier gepaart /
Manch frembdes Wunder Kraut / so die erkühnte Farth
Dem Ost und West entraubet / war neben dem zuschauen /
Das geile Kind der Lust kam Nester hier zubauen /
Die kleine Nachtigall so nimmer schweigen kan /
Die stimmet ungestört ein süsses Brautlied an.
Es scherzten überall die Baltischen Syrenen /
Man hörte manches Lied mit höchster Lust erthönen /
Der Phöbus schaute selbst erfreuet durch die Luft /
Als Richter / wie ihm deucht / der Kurzweil angeruft.
Vor andern zeigte sich ein Kleinod aller Tugend /
Ein Spiegel aller Lust / ein WunderBild der Jugend /
Auf derer Stirne selbst des Vatern Nahmen saß /
Aus derer Augen man der Mutter Keuschheit laß /
Da Höfligkeit und Zucht einander Schwestern hießen
Da Sinnen / Geist und Bluth sich fromm zu seyn befliessen /
Der eher nichts gefällt als wenn der Vater wiel /
Und spricht / der Eltern Wuntsch ist mein gewüntschtes Ziel
Und meine Willens Zweck / der ernste Feind des Buhlen /
So nie ersuchet hat der Venus süsse Schulen /
That hier die Augen auf / und schaute wie die Welt /
Sich itzund lustig macht in Florens Lustgezelt /
So Feld und Gärte deckt. Doch war das keusche Prangen /
Derselben so ich itzt zu rühmen angefangen /
Ihm lieblicher als diß / was uns der Tulipan
Auf seinen Blättern zeigt / und nicht bestehen kan.
Cupido der sein Ziel zu keiner Zeit verlassen /
Begunte nebenst Trost auch seinen Pfeil zufassen /
Der Arm stund ausgestreckt / der Bogen war bereit /
Durch gleich gestellten Stahl der Sinnen Härtigkeit
Zu machen wie das Wachs. Er hielte zu dem Herzen /
Der Pfeil drang durch die Brust nicht ohne süsse Schmerzen /
Und das erkühnte Kind zu mehren seine Lust /
Traff auch das schöne Bild und ihre zarte Brust /
Die kein verliebter Strahl vor diesem angerühret /
Es ward die süsse Gluth durch beyder Blut geführet /
Sie schauten hin und her / sie schauten diß und das /
Und wusten fast nicht recht was in dem Herzen saß /
Biß daß die Flamm allhier iemehr und mehr entbrandte /
Und beyder Herz und Geist die süssen Flammen kante /
Da denn der Eltern Treu durch längst geneigte Hand /
Ihn'n Wuntsch und Segen sprach / und dieses Paar verband.
Cupido meinte nun vor freuden zuvergehen /
Er schaute höchst ergetzt die zwey verliebten stehen /
Er lachte daß den Schall auch Echo selbst vernahm /
Und wie man meinen wil in Juno Kammer kam.
Doch ließ die grosse Lust ihn länger nicht verziehen /
Er hieng den Bogen an der Mutter zuzufliehen /
Zu sagen / daß sie nun für einen rauhen Schlag /
Des kleinen Sohnes Haubt mit Rosen krönen mag.
Er schwang sich durch die Luft biß zu der Venus Throne /
Und rief / was düncket euch itzund von eurem Sohne /
Dem ich vor vieler Zeit vegebens Garn gestellt /
Ist nun durch mein Geschoß mit Wucher hingefällt.
Und ruft die Venus an zu seiner Liebsten Füssen /
Der Liebsten die mit ihm läst Liebes Thränen fliessen /
Doch wird ein festes Band bald enden ihre Pein /
Und Lachen vor die Noth / Lust vor das Weinen seyn.
Hab ich geung gethan? die Mutter war ergetzet /
Daß dieses zarte Fleisch des Sohnes Hand verletzet /
Sie satzt ihn auf die Schoß / sie druckt ihn an die Brust /
Sie nannt ihn ihren Schatz sie nannt ihn ihre Lust /
Sie küst ihn auf den Mund / sie klopft ihn auf die Lenden /
Sie nahm ihn aus der Schoß / sie trug ihn auf den Händen /
Und sprach weil sich itzund nicht alles sagen läst /
So eile nun von mir auch auf das HochzeitFest /
Dann kanstu ihre Noth und ihre Lust beschreiben.
Cupido läst sich nicht viel zu der Wollust treiben /
Er ließ der Mutter Hand / er ließ der Mutter Schoß /
Er machte sich alsbald der süssen Bande loß /
Und schwang sich über Baum / Thal / Häuser / See und Hügel /
Es glänzten wie Cristall die Silber-weissen Flügel /
Biß daß er in die Stadt des grossen Sieges kam /
Und seinen FreudenFlug recht in die Wohnung nahm /
Da dieses werthe Paar auf einem grossen Saale /
Bey Kurzweil / Liedern / Tanz / Gespräche / Spiel und Schale
In höchsten freuden saß. Da der berühmte Rein
Mit Weinen / die er hegt / nicht wolte sparsam seyn.
Tockäy und Mallaga / Bourdeaux und ihres gleichen /
Die lieffen auch den Schatz des Bacchus überreichen /
Was seltsam in der See / was köstlich in der Luft /
Was Erd und Bäume ziert / ward auf das Mahl geruft.
Hier muste Cinnamey das Haselhuhn umschlüssen /
Die Fische wolten nur in Muscateller fliessen /
Der stolze Phasian ward in ein Grab gethan /
Dergleichen Phönix nur ihm selber geben kan /
Was die Natur gebiert und was die Kunst erzwinget /
Was vieler Menschen Witz aus frembden Ländern bringet /
Was Zucker überzeucht und Specerey erhält /
Ward auf den FreudenTisch mit reicher Hand gestellt /
Und wolte Dinstbahr seyn den zwey verliebten Herzen /
Den nun die reine Lust durch tugendhaftes Scherzen
In alle Glieder trat / und den der süsse Brand /
Noch heisser ward gemacht durch Augen / Herz und Hand /
Es kam nun unvermerckt der Hesperus gegangen /
Der Reisenden Verdruß / der Liebenden Verlangen /
Er sprach durch seinen Schein geht zu der neuen Ruh /
Und schlüsset nicht die Lust mit euer Kammer zu.
Bezwinget euch der Schlaff / so macht das bey erwachen
Der Braut die Röthe kommt / den Bräutigam das Lachen /
Nicht traure zarte Braut / es sagt die ganze Welt /
Man samlet keine Frucht / wann nicht die Blüthe fällt.
(aus: Hochzeit Gedichte S. 24-36 [656-668])
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Hochzeit Gedichte

Sol der Degen an den Nagel?
Wird der Helm nun abgelegt?
Ruht der blaue Feuer Hagel /
So den Schlacht-Gott selbst bewegt?
Soll die Lust den Feind zudämpfen
Zubezwingen Stahl und Stein /
Sol die Brunst zu Sturm und Kämpfen /
Todt und ganz erloschen seyn?

Also kan ein süsses Blitzen /
Und ein Wunder-reicher Brand /
Dich nach neuer Art erhitzen /
Und verändern Herz und Hand /
Daß du fühlst ein neues Brennen /
Daß du folgest frembder Fahn /
Daß dich Mars nicht mehr will kennen /
Daß du suchest neue Bahn.

Diß sind Kräften dieser Gaben /
Diß sind Kuncken dieser Gluth /
So der Himmel hat gegraben /
In der Liebsten Geist und Blut.
Dieses ist / was dich den Degen /
So dir noch kein Feind gethan
Freundlich heisset niederlegen /
Und dich übermeistern kan.

Und wie solten nicht die Blicke /
Die ein keusches Auge führt /
Derer Glut durch keine Tücke
Falscher Zeiten wird berührt;
Stahl und Eisen selbst entbrennen /
Mars und seine Helden-Hand
Solt Er diese Venus kennen /
Fühlte mehr als Liebes-Brand.

Sind nicht Adel / Witz und Tugend /
Vor Geschwister hier geacht?
Zeigt die frühlings-gleiche Jugend
Nicht die bundte Wunder-Pracht?
Sind nicht die berühmten Schätze /
So die Morgenröthe trägt /
Nach der Schönheit Kunst-Gesetze
Auf den keuschen Mund geprägt?

Sind die klaren Asteriten /
Und das ungemeine Licht /
So die Freyheit dir bestritten /
Und in deine Seele bricht /
Nicht der Sonnen selbst zugleichen /
So im Himmel Wache hält /
Und begierig Ihm zuweichen /
Zeitlich in die Wellen fällt?

Nun du wirst mit solchen Gaben /
Von der grossen Hand umbkränzt /
Die mehr Pracht und Schönheit haben /
Als in Ganges Muscheln glänzt /
Warlich du hast viel gewonnen /
Der du dieses Band erkiest /
So der Himmel selbst gesponnen /
Und fast mehr als Freyheit ist.

Schönste Braut sey nicht bestürzet /
Freude hindert nicht die Zucht /
Wer hat deine Macht verkürzet /
Und gestört des Siegesfrucht?
Herrsche frey auff deinem Throne /
Dessen Freyheit du belegst /
Setzet keines Reiches Crone /
Für die Fessel die es trägt.

Edles Paar / genieß der Früchte
So der Himmel euch geschenckt /
Schaut doch wie mit einem Lichte /
Hesperus sich zu euch lenckt.
Tausend hoch gestellte Kerzen /
Leuchten euch zur AbendRuh /
Und Cupido schleust mit Scherzen
Die berühmte Kammer zu.

Bleibet lange bey Gelücke /
Doch nicht allzulang allein /
Lasset zarter Augenblicke /
Eurer Liebe Zeuge seyn /
Zeugen eurer grünen Jugend /
Zeugen eurer jungen Zeit /
Zeugen eurer Väter Tugend /
Und der Mutter Freundligkeit.
(aus: Hochzeit Gedichte S. 37-40 [669-672])
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Der reisende Cupido

Die Göttin / so die Welt ihr zinsbar hat gemacht /
Fuhr einen Morgen aus / gleich als des Phöbus Pracht
Sich erstlich sehen ließ umb der Gebirge Spitzen /
Sie zog durch Feld und Wald geschwinder als der Blitzen /
Und faßte sich zuletzt in ein begrüntes Thal /
Mit Blumen und mit Graß bekleidet überal.
Sie sagte kümmerlich wo muß mein Sohn verweilen /
Den ich zu WintersZeit mit Bogen und mit Pfeilen
Den Mohren zugeschickt / darmit das wilde Land
Entzündet möchte seyn durch einen süssen Brand /
So meine Glut erweckt. Der Lecker macht mir Schmerzen /
Ich weiß er nimmt mein Wort ihm nicht gar sehr zu Herzen /
Geht seinem Wesen nach / treibt Scherz und Kinderspiel /
Verübt in Mohrenland diß was er selber wil /
Wie es gewohnet ist. Wie kan mein Reich bestehen /
Wenn dieser kleine Schalck wil ewig müssig gehen /
Und seine Waffen nur aus Hoffart bey sich hält?
Ich glaube sicherlich daß endlich noch die Welt
Durch diesen Bösewicht wird müssen einsam leben /
Wer wird doch meine Macht und meinen Thron erheben /
Wenn mein Gewehre schläft? Ihr Mund war nun bereit /
Zu lehren diesen Ort des Sohnes Eitelkeit.
Als das berühmte Kind kam selbst herbey geflogen /
Vor Hitze ganz verbrant mit Unflath überzogen /
Der Köcher war geraubt / der Bogen halb entzwey /
Die Pfeile waren weg / so er aus Barbarey
Verlohren und verderbt. Die Mutter schaut ihn kommen /
Und ob sie gleich zuerst ihr gäntzlich fürgenommen /
Ihm schleunig scharff zuseyn; Doch fragte sie woher /
Woher mein kleiner Sohn? Was bringstu über Meer?
Wird bald ganz Mohrenland von meinen Flammen brennen?
Ach Mutter fieng er an / ich muß es nur bekennen /
Und fiel als wär er todt in Venus schöne Schoß /
Daß ihr der Thränen Bach für ihre Füsse floß.
Was Heuchler / sagte sie / soltu mich so betrüben /
Wo ist dir die Gestalt / wo sind die Pfeile blieben?
Wer ist des Köchers Herr? was hastu doch gethan?
Vor weisser als der Schnee / itzt schwärzer als Vulcan /
Ach Mutter! fuhr er fort / Ach wär ich nie gebohren!
Die Pfeile sind hinweg der Köcher ist verlohren /
Als ich in Mohrenland nicht weit vom Ufer gieng /
Und mir das schwere Ding an meiner Seite hieng /
So ließ ich mich ein Spiel ich weiß nicht wie bewegen /
Das Wesen neben mich ganz sicher hinzulegen /
Ich war nicht weit davon / als eine Welle kam /
Und meinen Bogen mir samt allen Pfeilen nahm.
Verschonet / und bedenckt es hats die See genossen /
Die See daraus ihr selbst vor diesem seyd entsprossen /
Verschonet sagte sie / du arger Bösewicht /
Als iemahls angeschaut des hellen Tageslicht /
Heist diß die süsse Glutt in alle Menschen bringen?
Sol so der LiebesPfeil durch alle Herzen dringen?
Wann du ihm dem Neptun hast für das Maul gelegt /
Daß itzt ein frembder Gott mein bestes Wapfen trägt /
Und meine Pfeile führt. Mich wundert daß den Bogen /
Nicht auch Neptunus hat den Köcher nachgezogen /
Und nahm von grossen Zorn entzündet und gebrand
Den Bogen / so er trug / in ihre rechte Hand.
Sie schmidt die Sehn entzwey / und schlug mit zweyen Stücken
Den kleinen ReiseMann erbärmlich umb den Rücken /
Biß daß das klare Blut von seinen Lenden gieng /
Und ihr die Wehmuth selbst die Kraft zustreichen fieng.
Die Liebe trieb sie doch ihn endlich noch zuküssen /
Cupido lag gestrackt zu seiner Mutter Füssen /
Sie sagte lieber Sohn / diß was ich itzt gethan /
Nihm als die Züchtigung der lieben Mutter an /
So niemahls Feindin ist. Doch lehre mich auch ehren /
Und durch die gantze Welt mein hohes Lob vermehren.
Weil dir denn auch der West nicht allzu dienen wil /
So setz ich deinem Pfeil hiermit ein ander Ziel.
Du solst auf mein Befehl von hier nach Norden eilen /
Hiermit verseh' ich dich mit zweyen goldnen Pfeilen /
Mit Köcher / und was mehr zum Treffen nöthig ist /
Nur daß dein Wesen ihm ein rechtes Ziel erkist /
Und suche wie er soll zwey recht bequeme Herzen /
So beyde würdig sind zufühlen meine Kerzen /
Wird dieser mein Befehl recht von dir ausgericht /
So nenn ich dich forthin mein Leben und mein Licht.
Die Thränen lieffen nach / der Schalck fieng an zulachen /
Und ob ihn wohl der Schmerz nicht ließ viel Worte machen /
So nahm er doch den Pfeil und Bogen in die Hand /
Und sagt ich bin bereit zu reisen in das Land
So von der Mitternacht den Nahmen hat bekommen /
Die Pfeile so ich itzt aus eurer Faust genommen /
Und als ein werthes Pfand in meine kommen sind /
Die ehr' ich williglich als euer liebstes Kind.
Ich weiß ich wil damit zwey schöne Herzen zwingen /
Und auch in kurzer Zeit die gute Zeitung bringen /
Was meine Faust gethan. Drauf hört er plötzlich auf /
Fuhr über Stock und Stein / und nahm den schnellen Lauf
Durch manch berühmtes Land / durchreiste Städt' und Felder /
Durchzog manch schönes Thal und manche grüne Wälder /
Durchgieng diß was die Hand der Alten hat gesetzt /
Wo Donau / Schelde / Rein / viel schöne Mauren netzt /
Und ihre Macht bezeugt / doch war noch nichts zufinden /
Was ihm der kleine Sohn erwählte zu entzünden /
Drum fuhr er weiter fort und kam in eine Stadt /
So umb den Oderstrom nicht ihres gleichen hat.
Da ließ der kleine Gott sich dürftiglich darnieder /
Durchkroch den ganzen Orth lieff schleunig hin und wieder /
Den Bogen in der Hand die Mutter in den Sinn /
Und kam fast unbemerckt auf eine Hochzeit hin.
Da traff er bey der Nacht auf einem grossen Saale /
Da alles frölich war bey Liedern / Tanz und Schaale /
Ein angenehmes Paar zwey junge Herzen an /
So die Verachtung selbst nicht tadeln wil / noch kan.
Er ließ sein gut Geschoß nicht länger mehr verweilen /
Und traff das schöne Volck mit seinen göldnen Pfeilen /
Es hatte das Geschoß ihr Herze kaum geritzt /
So war ihr junges Blut beweget und erhitzt /
Sie wusten nicht woher doch diese Schwachheit käme /
So ihnen alsobald die besten Kräfte nehme /
Die Lippen waren bleich die Augen waren roth /
Und kanten noch nicht recht den kleinen Liebes-Gott /
Biß daß die reine Glut den gantzen Leib bekriegte /
Und ihnen durftiglich in ihrem Herzen siegte /
Da mercketen sie erst woher die Kranckheit kam
So ihnen diesesmahl Muth / Herz und Sinnen nahm
Und ihre Freyheit fieng. Cupido ward ergötzet /
Daß er das junge Volck so meisterlich verletzet /
Drum ließ er dieses Paar durchwandern Herz und Brand /
Und eilte schleunig fort nach seiner Mutter Land
Und auf sein Cypern hin. Er war nicht weit geflogen /
So kam die Venus selbst aufs prächtigste gezogen /
Zuschauen ob ihr Sohn der oftmahls tückisch ist /
Nicht wie er vor gethan / das spielen hat erkist
Und Pfeil und Bogen läst an allen Orten liegen /
Cupido / das sein Sieg nicht lange sey verschwiegen /
Rieff bald der Göttin zu / ach Mutter folget mir
In einen schönen Ort nicht allzuweit von hier /
Wo zweyer Ströhme Fluth zusammen sich vermählen /
Da wil ich euch den Sieg / so ich gehabt erzehlen /
Und daß man heute noch dahin gelangen kan /
So spann ich mich zugleich in eurem Wagen an /
Und führe die mich führt und alle Welt kan blenden.
Doch stehet diß allein in deinen kleinen Händen /
Sprach Venus / und befahl man solte fleisig seyn /
Cupido führte sie schnell über Stock und Stein /
Und brachte sie alsbald in einen Pusch voll Buchen /
Rieff seiner Mutter zu / hier möget ihr euch suchen /
Die Stelle / so mit recht kan zieren euren Thron /
Ich laß euch itzt allein und eile bald darvon
Zu finden dieses Paar so eure Satzung liebet /
Und auf die Stunde hoft / so ihnen Freyheit giebet /
Zuschmecken was die Lust für Nektar in sich hällt /
Durch welches schmeltzen muß der Circul dieser Welt
Und in ein süsses Land zusammen sich verbinden /
Bereitet einen Thron / ich hoffe bald zufinden
Das Flammen-reiche Paar / so eure Satzung hört' /
Und nichts als euren Thron und meinen Bogen ehrt /
Die Mutter hieß den Sohn sich schleunig weiter schwingen /
Ihr die Verliebten zwey bald vor den Tag zubringen:
Cupido war gemüht / die Venus säumte nicht /
Ihr grüner Ehren Thron war plötzlich aufgericht.
Mit Laubwerg um und um aufs zierlichste bekleidet /
Mit Blumwerg untermengt / und was die Zeit nicht leidet
Hier völlig darzuthun / das bilde selbst dir ein:
Der Haare schöner Glantz der Augen schönet Schein /
Des Leibes Wunder Werck / der Lippen rothes Prangen /
Des Kleides weisser Schnee damit sie war umhangen /
Ersetzten überall wo noch ein Mangel war.
Die Venus satzte sich / es kam das edle Paar /
So Schönheit / Tugend Zucht mit reichen Gaben zieret /
Von Flammen ganz entzündt / durch Venus Sohn geführet /
Und trat / wie sichs gebührt / für diesen hohen Thron:
Die Göttin war entfernt: Es sprach ihr kleiner Sohn /
Nun Mutter schaut das Paar / so mein Geschoß gefället /
So sich vor diesen Thron zu euren Füssen stellet /
Und euren Satzungen die Ohren offen hält /
So ewig rühmen muß das grosse Rund der Welt /
Gefält euch dieses Paar und diß was ich gethan /
So nehmt die lieben zwey aus meinen Händen an:
Verknüpfet ihren Geist und gebet sie zusammen /
Verbindet Herz und Herz / vermischet Flamm und Flammen /
Die Venus rührte sich: Sie sprach: Ihr schönes Paar /
Dem vor der FreyheitsSchatz das beste Kleinod war /
Legt allen Kummer hin / gedenckt an keinen Schmerzen /
Ergetzet euren Sinn / eröfnet eure Herzen /
Die Lieb' ist zwar ein Band doch so nach Honig schmeckt /
Und diesem der recht liebt mehr Liebligkeit erweckt /
Als Jupiter nicht läst aus seinem Becher fliessen /
Der so ihm ewig wünscht die Freyheit zugenüssen /
Wil ewig dienstbar seyn / und schickt den leichten Sinn
Bald gegen Mitternacht / bald gegen Morgen hin /
Und pfleget sich durch diß / was er Ergetzung nennet.
Wol euch die ihr itzund von reinem Feuer brennet /
So keine Sorgen kennt / und keinen Kummer weiß /
Läst manch erhartes Herz ersterben / Stein und Eiß
Scheut meine Flammen nicht / so euch itzund bestricken /
Es sol euch das Gelück aus allen Seiten blicken /
Und ewig um euch seyn / hier habt ihr meine Hand
Auf euer Haupt gelegt / als meine Liebe Pfand /
So euch zu keiner Zeit sol von der Seite weichen /
Doch weil die kurze Zeit beginnet zu verstreichen /
So laß ich euch alsbald ihr liebes Paar von mir /
Geht / stellt ein Opfer an / dazu euch die Begier
Glut / Messer und Altar wird vor den Augen zeigen /
Und wenn der süsse Rauch wird gegen Himmel steigen /
So denckt / daß Venus euch gewiß zugegen sitzt /
Und durch der Liebe Strahl das Opfer selbst erhitzt
Und euer Wesen liebt. Geht folget meinem Sohne /
Ich bin nu schon bereit zusteigen von dem Throne /
Geht / opfert / daß die Welt von eurem Wesen weiß /
Und dieses schöne Land erhebet euren Fleiß
Und eure Thätigkeit. Die Venus wich zurücke /
Und die Verliebten zwey vermischten ihre Blicke /
Und sprachten durch die Hand / weil Venus grosse Pracht
Und ihre Gegenwart sie gleichsam stumm gemacht.
Sie dachten wie itzund die vorgehabten Schmerzen
Durch manchen heissen Kuß / durch manches süsses Scherzen
Ganz würden hingelegt. Cupido stund bereit /
Erregte neben ihm viel tausend Liebligkeit /
Und brachte sie dahin / von dar sie ausgegangen /
Da ward das junge Volck mit vieler Pracht empfangen.
Es rief die ganze Stadt / daß beyder Sinn und Hand
Verbunden möchten seyn durch ein so festes Band /
So keiner Zeiten Biß vermochte zuversehren /
Cupido war gemüht die Kurzweil zuvermehren /
Erdachte nach Gebrauch viel tausend Gauckelspiel /
Und schaute hin und her / wo er ein neue Ziel
Vor seinen Wunder-Pfeil inskünftig könt' erwehlen /
Man ließ die ganze Zeit nichts an Ergetzung fehlen.
Biß die berühmte Glut zu grossen Kräften kam /
Und unser liebstes Paar ihm selbst die Freyheit nahm
Zuweichen / und die Frucht der süssen Lust zuschmecken /
Und ihm die Schlüpfrigkeit mit Freuden zu erwecken /
So billich ehren muß die ganze weite Welt
Als einen süssen Leim / der sie zusammen hält.
Sie gaben gute Nacht und spielten mit den Küssen /
So zu der letzten Lust den Schlüssel reichen müssen /
Und schlossen sich zuletzt in eine Kammer ein /
Die kan der süssen Lust der beste Zeuge seyn.
Was ferner ist geschehn wird dieser künftig sagen /
Der ihren Nahmen wird und ihre Tugend tragen.
Doch schrieb der kleine Gott der niemahls schweigen kan /
Diß was nach diesem folgt in ihre Kammer an.

Auf zarte Jungfrauschaft! nun ist es Zeit zuweinen /
Das Feuer gehet an / das Opfer ist allhier /
Du schaust doch durch die Treu der EheLiebe scheinen /
Und der dich schlachten wird / steht gar nicht weit von dir.
Erhebe deinen Mund / laß deine Lippen zagen /
Man rühret allbereit dein reines Wesen an /
Doch ehe du noch Ach / und wieder Ach wirst sagen /
So bistu / Aermeste / gewißlich abgethan.
(aus: Hochzeit Gedichte S. 41-52 [673-684])
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Der Pallast der Liebe

Ich weiß nicht was mir nechst vor eine Regung kam /
Daß ich das Wunder-Buch Marinens vor mich nahm /
In welchem Venus selbst mit ihrer Faust geschrieben /
Da fast ein ieder Wort nach diesem Balsam schmeckt /
Der alles Leid ersäuft / der alle Lust erweckt /
Und unsern Augen streut den Zunder zu dem Lieben.
Ich wandte dazumahl ein Feuer-reiches Blat /
Das wie ein Spiegel-Glaß die Schönheit in sich hat /
So diese Welt bezwingt und den Adon gefangen /
Mich nahm die Liebligkeit dermassen selber ein /
Daß ich erstarret saß / wie Eisen / Stock und Stein /
Und bin itzund bestürzt / daß ich nicht so vergangen.
Mich überfiel ein Schlaff / so dieses schlaffen heist /
In dem ein Augenblick die Kräfte von uns reist /
Und ein geschwindes Nun die matten Sinnen bindet /
Mich dauchte bald darnach wie mich die Venus fieng /
Und um den schlechten Hals mit diesem Arme hieng /
So fast die ganze Welt mit süssem Garn umbwindet.

Sie sagte / weiß ichs recht / dieweil dein sanfter Geist
Nicht meinen Nahmen hast / nicht alle Thoren heist /
Die einen kühnen Reim durch meine Thaten zieren /
So reich' ich dir hirmit die Schwanen-weisse Hand /
Die Zeugin meiner Gunst / das unbefleckte Pfand /
Und bin itzund bereit / dich in mein Hauß zuführen.

Kein Vogel in der Luft / kein Tyger-schneller Fluß
Kan so geschwinde seyn / als mein geringer Fuß
Geflügelt / wie es schien / durch dieser Göttin Willen;
Diß was Arabien in seinem Busen hegt /
Die Bluhme / so das Blut der schönen Venus trägt /
Bemühte sich den Weg mit Anmuth zuerfüllen.
Sie brachte mich in eyl auf einen weiten Plan /
Da man in aller Lust die Wohnung schauen kan /
So sich umzircken läst durch immergrüne Myrthen /
Die Tauben sassen hier / es that ein ieder Paar /
Woraus zuschlüssen stund / wer ihre Göttin war /
Und wie die Venus auch die Vogel kan bewirthen.

Es war das schöne Schloß durch einen Fluß berührt /
So nassen Cristallin in seinen Armen führt /
Und den berühmten Grund des weiten Hauses ehret /
Die Mauren waren hier von Marmel aufgebaut /
Umb welches man den Raub der schwarzen Mohren schaut /
Und den berühmten Stein / den nicht der Strahl versehret.
Von aussen trug ein Feld den Kunstschnid grosser Hand /
Wie der erhöhte Schaum getrieben an das Land /
Und Venus aus der Schoß der weiten See gestiegen /
Dem recht entgegen stund / wie die vertraute Last /
So itzt Cupido heist / den damahls neuen Gast /
Die schöne Mutter giebt den Grazien zuwiegen.

Die dritte Seite lehrt / wie alles / was sich regt /
Wie selbst der Juno Brust der Liebe Bande trägt /
Und sich der Venus Brunst zu Pluto Gluth gesellet /
Es führt das Fordertheil / so auch den Eingang zeigt /
Wie Jupiter mit Lust von seinem Throne steigt /
Und seine Himmels-Macht in einen Schwan verstellet.

Dann ward ich unvermerckt auch in die Wohnung bracht /
Wo ordentliche Kunst das Silber unwerth macht /
Wo Peru schamroth wird und Sidon muß verbleichen /
Wo die gelehrte Hand fast die Natur bezwingt /
Wo Nadel-Mahlerey der Perlen Glanz verdringt /
Und wo der Steine Schein nicht wil den Sternen weichen.

Es macht das Wunder-Werck das ungemeine Licht /
Daß mir / wie vor der Muth itzund die Kraft gebricht /
Des Himmels gleiches Hauß genugsam zubeschreiben /
Ich war / diß weis ich wol / auf einen Saal gestellt /
Wo durch den Pinselstrich noch die verliebte Welt /
So lange Zeit verlebt / kan für den Augen bleiben.
Der Macedonier / Achilles / Hannibal /
Der erste Kayser selbst / und wie die grosse Zahl
Der alten Buhler heist / die waren hier zufinden /
Hier schaut der grosse Carl den grossen Heinrich an /
Der achte Heinrich steht beym Brittischen Johann /
Und banden neben Ihm den grosse Banden binden.

Argia klagt allhier / den Unfall der sie trift /
Die Sophonisbe trinckt das überschicke Gift /
Und Pätus Ehgemahl verlachet ihre Wunde /
Bey vielen andrer Zeit / Beschaffenheit und Art /
Die ihrem freyen Geist den Männern nicht gespart /
Stund auch ein Labyrinth mit einer Rosemunde.

Die Göttin führte mich darauf in eine Gruft /
Wo Amber und Zibeth durchstreicht die dünne Luft /
Und wo der Balsam wil in güldnen Lampen brennen;
Hier hatte Venus selbst aus anvertrauter Macht /
Die schönsten Buhlerin mit Fleiß zusammen bracht /
Und ließ den alten Schein auch aus den Leichen kennen.
Cupido hatte sie mit etwas balsamirt /
So er dem Jupiter aus seinem Schatz entführt;
Sie liegen in Cristall und können nicht verwesen /
Des Mundes Muschel ist der Purpur nicht verwehrt /
Es hat der Haare Gold noch nicht die Zeit verzehrt /
Und Haubt und Stirne läst die alten Gaben lesen.

Hier ist Cleopatra / es lebet noch die Krafft /
So dem Antonius die Freyheit hingerafft /
Man schauet Helenen zu dero zarten Füssen /
Es schwebt die Freundligkeit noch um den zarten Mund /
Es macht die weisse Brust auch nach dem Tode kund /
Das Paris / und mit ihm auch Troja brennen müssen .
Den grossen Königin war gleichfalls beygesetzt /
Was kurz vor unser Zeit der Männer Geist verletzt /
Doch ließ ich diese Gruft und kam in eine Kammer /
Es war der ganze Platz mit Silberstück umbhengt /
Darinnen sich ein Brand mit Anckern hat verschrenckt /
Wie gleichfalls Mavors Helm / und des Vulcanus Hammer.
Ich war auch kurz darauf in ein Gemach gebracht /
Wo Venus und ihr Sohn verweilen bey der Nacht /
Das Bette füllt der Schwan / den Fürhang ferbt die Schnecke /
Allhier hat Bengala mit Bantam sich vermählt /
Und aller Schätze Schatz den Sammelplatz erwält /
Die Sonne wil sich selbst erzeigen in der Decke.

Die Venus reichte mir beynebenst auch das Gift /
Daß ihre Pfeile netzt und so viel Wunder stift /
Sie hält es wol verwahrt in einer weiten Schale /
Es stunden nechst darbey viel Bücher an der Wand /
Sie lehrten Leben / Zeit befreundten That und Land /
Der meisten in der Gruft / der meisten auf dem Saale.

Die Göttin nahm zugleich auch einen Spiegel her /
Sie sagte was mein Sohn bezwingt auf Land und Meer /
Erweiset sich allhier in diesem glatten Runde /
Was Africa beseufzt / was in Europa brennt /
Und was in Asia mich seine Göttin nennt /
Das lehret dieses Glaß in einer kurzen Stunde.

Sie zeigte mir darbey im Glase mit der Hand /
Wie ihres Sohnes Pfeil / und der berühmte Brand
Denselben Augenblick viel Liebes-Sclaven machten.
Ich schaute hier Madrit / Pariß und Lisabon /
Mit Londen / Augspurg / Wien / Rom / Moßkau / und Lion /
Und unser Breßlau selbst das kont' ich hier betrachten.
In dieser werthen Stad / da schaut ich auch ein Paar /
So mir nicht unbekant / dem ich gewogen war /
Sie stunden voller Glut / sie lebten in den Flammen /
Sie spielten wie es schien / mit Blicken vieler Art /
Bey ihren Blicken war das Lachen nicht gespart /
Und gaben durch die Hand die Herzen selbst zusammen.

Die Venus der nicht viel verborgen bleiben kan /
Die schaute mich darauf mit frischen Augen an /
Sie sprach: hier siehestu auch die Bekandten brennen /
Viel Federn dieser Stadt die sind itzund bemüht /
Sie dencken allzumahl auf ein verliebtes Lied /
Und lassen ihre Gunst auch aus den Reimen kennen.

Ein Freund der dieses Paar für allen andern ehrt /
Der hat die grosse Zahl der Reimen auch vermehrt /
Ich habe dieses Werck aus meine Sohnes Händen /
Ich muß / dieweil dein Geist auch die Gedichte liebt /
Und ihnen manchesmal die Zeit zu eigen giebt /
Es melden / wo du wilst / ich will es zeitlich enden.

Es trauret Cynthia wann Phöbus ihr gebricht /
Sie zeucht ihr Silber ein / und läst den Schmerzen blicken /
Der Phöbus schencket auch der Erden Kraft und Licht /
Und wil ihr Schoß und Brust / mit Frucht und Bluhmen schmücken.
Der Sternen reiner Zeug / das ungezehlte Heer /
Fühlt auch den Liebes Zug / sie kommen oft zusammen /
Es dringt der heisse Brand / auch in das kalte Meer /
Und aus der tieffen See entstehen Liebes Flammen /
Es muß der Erde Brust / der Liebe Schauplatz seyn /
Es läst der kühne Löw die Liebe sich bezwingen /
Die Bäume lieben auch / es liebet Stahl und Stein /
Und ieder Vogel wil verbulte Liebe singen.

So kom nu liebes Paar erfreue deinen Geist /
Und laß die süsse Lust mit vollem Zügel rennen /
Nicht scheue diß zuthun / was dich der Himmel heist
Und was die Erde muß für ihren Grund erkennen /
Das Küssen schmecke dir nach süsser Götter-Kost /
Dein Schertzen müsse sich dem reinen Nektar gleichen.
Es fülle Liebligkeit / dir Adern Marck und Brust /
Es müsse nicht die Kraft von deiner Seite weichen.
Genung Cupido komt / und lescht die Lichter aus /
Es wil der kleine Gott mit euch zu Bette gehen /
Der Hymen lacht und lauft mit Freuden durch das Hauß /
Und heist die Gratien in eurer Kammer stehen.

Es eylt auch Hesperus / es scheint die Stunde ruft /
Geht zu der neuen Lust und thut mit heissen Sinnen /
Was Phöbus / Cinthia / Stern / Erde / Meer und Luft /
Leu / Vögel / Bäume / Stahl und Stein nicht lassen können.
Die Göttin schloß zwar hier / doch sagte sie noch viel /
Was sich in meinen Reim aus Zucht nicht reimen wil /
Und allzusehr entdeckt der Venus kühne Tücke /
Sie zeigte mir ein Bild gemahlet an der Wand /
Da fuhr der Spiegel ihr durch Zufall aus der Hand /
Und sprang auf einen Stein in mehr als tausend Stücken.
Es jagte mir der Klang die matten Augen auf /
Die Geister kamen auch in ihren alten Lauff /
Es gieng nun wie zuvor das Uhrwerk meiner Sinnen /
Mein Träumen ist vorbey / es träumt der ganzen Welt /
Und ob mein Träumen gleich nicht grossen Ruhm erhält /
So wird die Meinung doch gelobet werden können.
(aus: Hochzeit Gedichte S. 53-63 [685-695])
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aus: Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Gesammelte Werke
Band I Deutsche Übersetzungen und Getichte Teil 2
Nach dem Druck vom Jahre 1697
(Hrsg. von Franz Heiduk. Nachdruck Olms 1984, Hildesheim, Zürich)

(Anmerkung: Die Seitennumerierung bezieht sich
auf die Originalausgabe vom Jahre 1697;
in eckigen Klammern dagegen auf die Nachdruck-Ausgabe von 1984)


siehe auch Teil 1 Teil 2  Teil 3 und Teil 4




 

 


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