Johann Georg Schoch (1627 - um 1690) - Liebesgedichte



Johann Georg Schoch
(1627 - um 1690)

Inhaltsverzeichnis der Gedichte:

 





Das 30. Lied
An Delien/ Als er Abschied nehmen/
und unbekannt darvon scheiden muste

1.
Andere Venus/ du schönste der Frauen/
Achtes wunder-Werck/
Daß ihr die Liebe zu Ehren wil hauen.
Wie der Atlas Bergk
Andere Berge sehr weit überreichet/
Also dir Venus an Schönheit noch weichet/
Und gäntzlich verbleichet.

2.
Sonne der Erden/ du Erden Göttinne/
Deiner Augen Liecht
Entzündet in Liebe die brünstigen Sinne.
Was für Labsal nicht
Kan man auff deinen Lippen geniesen/
Welchen den Nectar und lieblichen Bissen
Der Götter verbliesen.

3.
Hett' ich nur/ Delia/ können erlangen/
Daß dein liebes Kuß
Doch nur befeuchtet die sehnlichen Wangen/
Weil ich scheiden muß;
Hett' ich gar gerne mein trauriges Leben
Wollen den Winden und Wellen ergeben/
Und sterben darneben.

4.
Hab' ich gleich wenig dich Schöne genossen/
Ist mir unbewust/
(Welche mich Armen nicht wenig verdrossen)
Deine schöne Brust/
Die da ergäntzet die tödtlichen Wunden;
Bleib ich dir dennoch mit Liebe verbunden
Zu ewigen Stunden.

5.
Ist gleich/ daß ich dich nicht/ Schöne/ besessen/
Weil ich fort gemust:
Dennoch so werd' ich nicht können vergessen
Dieser schönen Lust.
Muß ich gleich Armer nun wieder von hinnen/
Dennoch so wirst du mir dieses vergünnen/
Dich lieb zugewinnen.
(S. 67-68)
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Das 31. Lied
An die stoltze Charis/
die sich nicht wil lieben lassen

1.
Laß Charis/ laß einmahl die stoltzen Sitten/
Bekriege doch in dir den hohen Sinn;
Was läst du dich denn viel zum lieben bitten;
Es eilt die Zeit uns untern Händen hin.
Erzwing doch/ Charis/ deine stoltze Brust/
Laß uns doch auch daz Lieben seyn bewust/
Die längst-begehrte Lust.

2.
Siehst du denn/ Schöne/ nicht/ daß in dem lieben/
(Bedencks doch Charis) in den schönen Thun
Die Wälder sich mit ihren Kindern üben/
Nur Charis/ Ich und Du/ wir beyde ruhn.
Erzwing doch Charis deine stoltze Brust/
Laß uns doch auch daz Lieben seyn bewust/
Die längst-begehrte Lust.

3.
Ach welcher harter Berg! Ach welche Klippe!
Ach welcher Felß mag deine Mutter seyn?
Hat dich gezeüget in dürres Stein-Gerüppe/
Weil dir so schwerlich wil das Lieben ein.
Erzwing doch/ Charis/ deine stoltze Brust/
Laß uns doch auch das Lieben seyn bewust/
Die längst-begehrte Lust.

4.
Uns sterben so hinweg die jungen Jahre/
Man weis nicht wo der Jugend Sommer bleibt/
Biß daß zu letzt die silber-grauen Haare
Einflechten sich in unser runtzel-Häubt.
Erzwing doch/ Charis/ deine stoltze Brust/
Laß uns doch auch daz Lieben seyn bewust/
Die längst-begehrte Lust.

5.
Ich schwere bey des kleinen Pfeil und Bogen/
Bey seiner Mutter Alabaster Brust/
Daraus er nichts/ als Liebe/ hat gesogen/
Daß mir/ als du/ sonst keine sey bewust.
Erzwing doch Charis deine stoltze Brust/
Laß uns doch auch das Lieben seyn bewust
Die längst-begehrte Lust.

6.
Drumb Charis komm/ und laß uns freundlich küssen/
Ach Charis komm/ gieb deinen Willen drein;
Laß uns doch auch das süsse Lieben wissen
Wie Buhlern mag darbey zumuthe seyn.
Erzwingst du/ Charis/ deine stoltze Brust/
So wird uns auch das Lieben seyn bewust
Die tausendfache Lust.
(S. 68-70)
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Das 32. Lied
Immer-hin/ nur immer hin

1.
Immer hin/ nur immer hin/
Weil dein Sinn
Andern sich ergeben.
Meynst du denn/ ich könte nicht
Ohn dein Liecht
Aller-Schönste leben.
Solche Gunst und Haß
Ist mir eben das/
Wo der Unbestand
Hat die Ober-hand/
Da meyn ichs eben.

2.
Immer hin/ nur immer hin/
Mein Gewinn
Ist ein falsches Hoffen/
Steht gleich die Genaden-Thür
Armen mir
Nicht mehr bey dir offen;
Ey/ so wisse doch/
Daß ich anckre noch/
Daß ich in der See
Tieffer Angst und Weh
Noch nicht ersoffen.

3.
Immer hin/ nur immer hin/
Laß dein Kinn
Andre für mich küssen;
Daß ich wider meine sey
Franck und frey/
Solst du gleichwol wissen/
Ich wil solche Gunst/
Die nur falsche Dunst/
Die offt eh sie kömmt
Wieder Abschied nimmt
Gar-gerne missen.

4.
Immer hin/  nur immer hin/
Wer ich bin
Zeigt mein fromm Gemüthe;
Meine treue Redligkeit
Geht wie weit
Durch der Welt Gebiethe;
Aber dein Bestand
Wurtzelt in den Sand
Wo der Saame stirbt/
Und die Frucht verdirbt
In erster Blüthe.

5.
Drumb nur immer immer hin/
Dein Beginn
Ist nicht zu beschreiben/
Dieser traute seine Last
Ohne Mast
Der dir wolte gläuben.
Jedem steht zwar frey
Falsch zu seyn und treu/
Aber/ Aber/ ich
Wil beständiglich
Getreu verbleiben.
(S. 70-72)
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Das 33. Lied
An Rosiemenen

1.
Bist du denn dieselbe Rosiemene?
Bist du denn das Abendlicht?
Bist du/ oder bist du nicht die Schöne?
Die der Himmel mir verspricht?
Jo/ ach jo/ du bist es/ du mein Leben/
Die sich mir ergeben;
Die mir nunmehr Mund und Hand
Mit Bestand
Zugewandt/
Du alleine
Bleibst die Meine/
Ich der deine
Bleib dir auch getreu noch in dem Schreine.

2.
Wenn die Febe mit verbuhlten Wangen
Abends auffgestanden ist/
Und Endymion zu küssen gangen/
Hat dein Geist mich auch geküsst.
Aber mein; was war doch solch begatten?
Ein verliebter Schatten.
Jetzund aber ist dein Mund/
Meinem kunt
Und vergunt.
Du alleine
Bleibst die Meine/
Ich der Deine
Bleib dir auch getreu noch in dem Schreine.

3.
Wie ein Schiffer seinen krummen Nachen
Sicher an dem Rande trägt/
Und sich nicht wil weit vom Lande machen
Wenn die Welle nach ihm schlägt;
Also liebt mein Mund auch deine Lippen
Für die falschen Klippen/
Also bleib ich sicher hir
Für und für
Stetz bey Dir
Du alleine
Bleibst die Meine
Ich der Deine
Bleib Dir auch getreu noch in dem Schreine.

4.
Wenn die Welt zu Bette war gegangen
Und der Schlaff das Land befiel/
Hab ich erst zu seufftzen angefangen
Und zu klagen ohne Ziel.
Wie viel Thränen hab ich da mit hoffen
In mich eingesoffen/
Biß du auff mich hast gericht
O mein Liecht
Dein Gesicht
Du alleine
Bleibst die Meine
Ich der Deine
Bleib dir auch getreu noch in dem Schreine.

5.
Aber nun/ nun schweigt das lasse Klagen/
Weil mein Wollen mir gewährt/
Weil ich nun nach wunsch darvon getragen
Was ein Buhler je begehrt/
Jetzund mag ich deine keusche Wangen
Ungescheut umfangen/
Jetzund kömmt mir ohne Scheu
Deine Treu
Kühnlich bey/
Du alleine
Bleibst die Meine
Ich der Deine
Bleib dir auch getreu noch in dem Schreine.

6.
Gute Nacht! du Freundliche/ du Schöne/
Ich verbleibe/ der ich bin/
Bleibe du nur meine Rosiemene/
Biß das Wetter überhin/
Biß wir uns nach brünstigem Verlangen
Endlich noch umbfangen/
Biß daß uns das Ungemach
Weh und Ach
Wird zu schwach.
Du alleine
Bleibst die Meine/
Ich der Deine
Bleib dir auch getreu noch in dem Schreine.
(S. 72-75)
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Das 34. Lied
Nachahmung aus dem Opitz über
Die falsche und unbeständige Gellia
Asterie mag bleiben wer Sie wil

1.
Die Gellia mag bleiben wer Sie wil
Ich weis nichts mehr von Ihr
Und ihrer Huld. Ich hab ein ander Ziel
Nun wiederumb für mir;
Ich wil mich ietzund schwingen
Von falscher Liebe weit/
Und nur alleine singen
Der Chloris Frömmigkeit.

2.
Wie seelig ist/ wer in Vollkommenheit
Der Chloris sich verliebt/
Weil ihn die Gifft der Unbeständigkeit
So leichte nicht betrübt.
Er weichet von den Wegen
Der frechen Wangenfeld/
Darauff zuvor erlegen
Manch frecher kühner Held.

3.
Zwar Gellien veracht' ich güntzlich nicht/
Weil Sie recht schöne kümmt;
Diß sag ich nur: daß ihre Liebe bricht
Und bald ein Ende nimmt.
Der rothe Mund/ die Wangen
Der schönen Augen Schein
Ja alle Pracht und Prangen
Kan nicht beständig seyn.

4.
Wer Chloris liebt/ betreugt sich nimmermehr/
Verlacht nur alle Noth/
Durch alle Welt erklingt Ihr Ruhm und Ehr/
Sie bleibt und lebet todt.
Drumb wil ich nichts mehr schreiben
Von voriger Begier/
Die Gellia mag bleiben/
Was frag' ich denn nach Ihr.

5.
Weg Gellia/ du Pest der jungen Zeit/
Nunmehr vergeß' ich dein/
Dieweil du liebst die Unbeständigkeit
Und machst mir solche Pein.
Wie wol du mir gefallen
Ist Chloris doch mein Ziel/
Die Gellia samt allen
Mag bleiben wer Sie wil.
(S. 75-77)
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Das 35. Lied
An die Lieb-eyffrige Amande

1.
Ich kan mich zwar zu dir begeben/
Amande/ wie ich vor gethan;
Nur eines wil mir wiederstreben/
Und hält/ mich Armen/ immer an/
Diß einig ist ein falscher Wahn/
Den du noch hast/ der macht es eben.

2.
Was hab ich denn so hart verbrochen?
Sol dieses seyn die Ubel-that?
Daß ich mit Katharis versprochen/
Die mich doch nie geliebet hat.
Gieb solchen Reden keine statt/
Als hette Sie dich abgestochen.

3.
Wenn hett' ich mir diß unterwunden?
Es weis es jo ein iederman
Wie ich dir/ Schöne/ bin verbunden
Daß ich Sie auch nicht lieben kan/
O liebstes Kind! ich hette dann
Dich selbst in Ihren Augen funden.

4.
Wer dir nicht wolte seyn gewogen/
Der hat gewiß das erstemal
Der Tugend haß mit eingesogen.
Was machst du mir denn solche Qual
Als hett' ich täglich neue Wahl
In meinen Lieben nur gepflogen.

5.
Ich schwer bey meinem Verse-schreiben
Ich schwer bey meiner Poesie/
Die ich noch lange werde treiben/
Daß stündlich die Amande die/
Es sey zu Abends oder früh
In meinem Hertze sol verbleiben.

6.
Vergieb mir/ hab ich was begangen/
Wenn ich dir wo zu wieder bin/
Sonst anders kan ich nicht gelangen
So unversehnlich zu dir hin;
So ist denn auch ein böser Sinn
In solchen freundlich-schönen Wangen.
(S. 77-78)
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Das 36. Lied
Er klagt über die stoltze Cynthie

1.
Cynthie sey wülde;
Ruffet das Gefilde
Mit den schichtern Wäldern laut durch die Büscher hin/
Zwar die seichten Thäler
Wissen keinen Fehler
Zu bestraffen an ihr nicht/ als den stoltzen Sinn/
Berg-und-feld-Göttinnen
Schalten nun die Sinnen
Und Ihr stoltz Beginnen
Weil ich müde bin.

2.
Ihr tyrannsch Gemüthe
Kan zu keiner Güte
Durch kein nasses Weh und Ach werden nicht gebracht.
Sie hält wie der Klippe
Felßig Stein-Gerippe
Daß der heiß erbosten Fluth Sturm und Grimm verlacht/
Das mit Ungewittern
Mit der Schiffe Splittern
Und mit Winde-schmittern
Spielet manche Nacht.

3.
Der Verwechslungs Orden
Ist beständig worden
Bey der Stoltzen/ ob sie gleich selbst d' Unbestand/
Nach dem Ungewitter
Kommt der göldne Ritter
Feurich mit dem Küriß-Kleid durch die Nacht gerannt.
Eol pflegt nach Zancken
Gütlich abzudancken
Und rufft aus dem Schrancken
Zephyrn an das Land.

4.
Wenn es nicht mehr freiert/
Wird die Welt verneüert/
Flora beith ihr freundlich an ihr geblümtes Kleid.
Nach dem harten Frieren
Ist der Mey zu spüren
Wenn Empanda durch das Land Sommer-Früchte streut.
Wartet Titan lange/
Daß Ihm fast wird bange
Biß es ausgeschneyt.

5.
Febus zäumt der Gäuler
Thau-beschäumte Mäuler
Wenn die Schwester abgewacht ohne Silber ruht/
Wenn er in dem Wagen
Höher pflegt zu tragen
Durch den wärmsten himmel-Reiff die verjüngte gluht.
Wenn der Frühlings Knabe
Kömmt mit seiner Gabe
Tritt der Winter abe
Und quittirt die Fluht.

6.
Sie/ Sie nur alleine
Ist von Helffenbeine
Weil die hart-gestählte Brust nie Verwechslung hegt
Ihr erkält Gemüthe
Heißt nie das Geblüthe
In den Lebens-öffen auf/ weil kein geist sich regt.
Meine Seufftzer Winde
Seynd viel zugelinde
Diesem stoltzen Kinde/
Weil Sie Eysen trägt.

7.
Ist Sie gleich was feste/
Amor kan die Gäste
Mit dem wolgespitzten Pflitsch schleinig lösen auf.
Zwar/ ich wil ihr günnen
Daß Sie möcht' entrinnen
Biß man auff dem grabe-Stein meines Lebens-Lauff
Wie nur ihre Sinnen
Und ihr stoltz Beginnen
Mich gebracht von hinnen
Kläglich schriebe drauff.
(S. 78-81)
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Das 37. Lied
Er giebt einer falschen/ zwar ungenannten/
Dame Urlaub

1.
Falsches Kind/ dein falsches brennen
Ist ein unversehrter Brandt.
Du bist selbst der Unbestand
Und ein kaltes Eyß zu nennen.
Immer hin nur immer hin/
Man lobe dich/ und deinen Sinn/
Ich bin nur froh/ daß ich befreyet bin.

2.
Diß zwar solst du kühnlich wissen/
Daß du selbst betrogen bist
Denckst du/ daß der/ der dich küßt/
Nicht auch andre könte küssen.
Immerhin nur immer hin
Man lobe dich und deinen Sinn/
Ich bin nur froh/ daß ich befreyet bin.

3.
Bist du schlimm/ so bin ich schlimmer/
Du weist noch nicht meinen Brauch/
Ich hab einen schlauhen Bauch/
Machst dus krumm/ so mach ichs krümmer.
Immerhin/ nur immerhin
Man lobe dich und deinen Sinn
Ich bin nur froh/ daß ich befreyet bin.

4.
Zwar mich hat noch nie verdrossen
Daß ich mit dir war bekant;
Hab ich dir was zugewandt/
Hab' ichs doppelt wol genossen.
Immer hin/ nur immer hin/
Man lobe dich und deinen Sinn/
Ich bin nur froh/ daß ich befreyet bin.

5.
Du wirst leicht nicht klagen müssen/
Daß ich dich zu viel geehrt;
Wer uns Beyden zugehört/
Wird darvon zusagen wissen.
Immer hin/ immer hin
Man lobe dich/ und deinen Sinn/
Ich bin so froh/ daß ich befreyet bin.

6.
Du bist auch nicht zuverdencken
Ich wil drumb nicht sauer sehn
O ich laß' es leicht geschehn/
Daß du dich wilst andern schencken.
Immer hin/ nur immer hin/
Man lobe dich und deinen Sinn/
Ich bin nur froh/ daß ich befreyet bin.

7.
Deine Treue so bestehet/
Altert mit dem lockern Schnee/
Wie der Wind auff wüster See/
Wenn er durch die Flaggen wehet/
Immer hin/ nur immer hin/
Man lobe dich/ und deinen Sinn/
Ich bin nur froh/ daß ich befreyet bin.

8.
Welcher deinen Worten trauet/
Ist/ wie der/ der sein Gezellt/
Wenn die Fluth sich auffgeschwellt/
An das Ufer angebauet.
Immer hin/ nur immer hin/
Man lobe dich und deinen Sinn/
Ich bin nur froh/ daß ich befreyet bin.

9.
Und/ wer gläubet deinem Lieben/
Der hat sein Gesichtniß-Bild
Wenn der Nord die Erde schilt/
In den Sand und See geschrieben.
Immer hin/ nur immer hin
Man lobe dich/ und deinen Sinn/
Ich bin nur froh/ daß ich befreyet bin.

10.
Nein; Es sol mich nicht verdrüssen/
Liebe gleich bald den/ und den/
Ich wil auch nicht sauer sehn/
Du magst/ wen Du wilst/ erkiesen.
Immer hin/ nur immer hin/
Man lobe Dich/ und deinen Sinn/
Ich bin froh/ daß ich befreyet bin.

11.
Ich/ ich wil der meine bleiben;
Bleibe du auch wer du bist/
Schreibe dem/ wem dir gelüßt/
Ich wil meiner Charis schreiben.
Immer hin/ nur immer hin/
Man lobe Dich/ und deinen Sinn/
Ich bin nur froh/ daß ich befreyet bin.
(S. 81-84)
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Das 38. Lied
An Sylvien/ Als Ihm fürgebracht wurde/
daß Sie nun Einem Andern zur heil worden

1.
Wilst du mich länger nicht mehr lieben?
O all-zu schöne Sylvia!
Laß ab/ mich ferner zubetrüben/
Ist anders nicht mein Ende da.
Muß ich denn/ Armer/ noch erleben/
Daß du ietzt einen frembden liebst/
Und darfst ihm zugeniessen geben/
Noch diß/ wormit du mich betrübst.

2.
Ach! daß ich hab' erfahren müssen/
Daß nun ein frembder ungescheut
Darff den Rubin der Lippen küssen.
Verfluchet sey dieselbe Zeit!
Verfluchet sey dieselbe Stunde!
Ja ewig sol sie seyn verflucht/
Da er auff deinem Purpur-Munde
Den warmen Zefyr hat versucht.

3.
Zehn-tausend Qual/ zehn-tausend Schmertzen/
Und was zu finden sonst für Noth/
Die eylen ein zu meinen Hertzen/
Dieweil ich bin noch mehr als todt.
Ich muß mich in mich selbst begraben/
Weil ich/ O überschönes Bild!
Nicht weiter deine Gunst kan haben/
Drumb bin ich nur mit Ach erfüllt.

4.
Wolst du dich/ Schöne/ noch bedencken/
Bedencke doch nur meine Treu/
Und ob dir einer mehr kan schencken/
Dadurch er dir verbundner sey!
Kan ich nicht deine Gunst erwerben/
So ruff ich dich zum Zeugen an/
Ich/ oder jener/ muß drumb sterben/
Weil ich ohn dich nicht leben kan.

5.
Wilst du mich denn darumb verstossen
Weil ich nicht/ Schöne/ falsch kan seyn;
Glaub nicht zuviel dem Liebes-Kosen/
Es ist offt ein verblender Schein.
Es hat offt mancher viel versprochen/
So balde denn der trübe Nord
Ein wenig stürmisch fürgebrochen/
So macht er sich auch wieder fort.

6.
Ein Buhler ist in Unglücks-fällen
Noch leichter/ als der schwänckste Kahn/
Er laufft schon für den fernen Wellen/
Und greifft nie seinen Ancker an.
Er wird verschlagen von den Winden
Und eylt auff steigre Klippen hin/
Er lest sich zwar bey dieser finden/
Da doch bey jener ist der Sinn.

7.
Ich aber kan nicht also lieben/
Mein Mund der fält dem Hertze bey.
Bleib/ Schöne/ bist du vor geblieben.
Ja/ zu bezeugen meine Treu/
So wil ichs gleich ietzund verschweren/
Kein Weibes-Bild/ O Sylvia/
Nicht mehr/ biß an mein Grab/ zu ehren.
Ach/ wolte GOtt/ es were da!

8.
Laß mich den Tag nur nicht erleben/
Darüber auch der Himmel klagt/
Daß einem andern du gegeben
Was du mir längsten zugesagt.
Bleib/ Schöne/ bist du vor geblieben/
Komm wieder her/ ich bin schon da;
Komm her/ und laß dich ferner lieben/
Du allzu-schöne Sylvia.
(S. 84-87)
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Das 39. Lied
Er klagt der Charis seine Pein/
die Er umb Sie tragen muste

1.
Das Leyd muß noch aus meinen Augen
Umb dich/ du immer-stoltze du/
Die warmen Zähren täglich saugen/
Sie fallen mir für Jammer zu.

2.
Ich muß hinfort in dunckeln sitzen/
Weil dein Gestirne mir nicht scheint/
Und muß nur wieder in mich schwitzen/
Was ich mir habe fürgeweint.

3.
Wer könt' es/ ausser mir/ doch gläuben/
Daß Wasser und zugleich die Glut
An einem Orte könte bleiben.
Seht/ was doch nicht die Liebe thut.

4.
Ich reibe roth die Augen-Lieder/
Die sich an Zähren wol gelabt/
Und wünsch ihm diese Klarheit wieder/
Die sie nur neulich noch gehabt.

5.
Ich wil mein Leyd mit Seufftzen zwingen/
So nur mehr Qual und Angst gebührt/
Das Klagen sol mir wieder bringen
Was mir die Liebe hat entführt.

6.
Wil ich den neuen Haus-genossen
Gewaltsam von mir treiben hin/
Da hab ich Oel ins Feuer gossen/
Und fühle daß ich heisser bin.

7.
Die Strahlen/ die ins Hertze fallen/
Wenn Charis mich belägert hat/
Diß seynd die glümmen Feuer-Ballen/
So eingeäschert meine Stadt.

8.
Der Blitz/ der Liebsten Steig-Raqueten/
Die aus den Augen ihr entstehn/
Macht/ daß ich muß in solchen Nöthen
Ohn alle Rettung untergehn.

9.
Ich seh/ wie scharff die Liebs-Geschütze
Auff meine Brust gerichtet seyn/
Es schimmern mir die hellen Blitze
In meine Seele weit hinein.

10.
Mein Hertz fühlt in sich abetrücken
Gar eigen einen ieden Schuß/
So offt Sie auff mich spielt mit Stücken
Daß ich dafür erzittern muß.

11.
Hier hilfft kein Flehen/ kein Ergeben/
Auff Sterben ist es angesehn/
Den Todt erwehl' ich für das Leben;
Und dennoch kan es nicht geschehn.

12.
Ich hab des Salamanders Tugend/
Bin kleiner Pyraliden-Zucht/
Ein Phönix/ welcher seine Jugend
In ausgebrandter Asche sucht.

13.
Doch/ wilst du/ daß ich sol verderben/
In angestammter Liebes-Pein/
So wil ich/ Charis/ gerne sterben/
Und willig dir gehorsam seyn.
(S. 87-89)
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Das 40. Lied
An Barbarissen

1.
Jetzt eylt mein gantzer Sinn
Zur Barbarissen hin/
Weil ihre schöne Huld
Erheischet solche Schuld.
Ich bleib ihr wol geneigt/
Weil Sie leicht keiner weicht
An Zucht und Erbarkeit/
Zu Lande weit und breit.

2.
Das Tugend-gleiche Bild
Wird täglich angefüllt
Mit unverglichner Zier/
Drumb lebt sie gantz in mir.
O du/ mein einig Ich/
Wie sehre lieb' ich dich/
Ich bleib dir zugethan
Nim nur mein Lieben an.

3.
Wilst du die Meine seyn/
Und hebst mir alle Pein
Von meiner Seele hin/
So sol mein treuer Sinn
Stets/ Barbarisse/ dir
Verbleiben für und für/
Es sol mein gantzes Thun
In deinen Gunsten ruhn.

4.
Es stirbt mir alle Noth/
Ja auch der nahe Todt
Fleicht weg/ wer weis wie weit
Für deine Freundligkeit.
Er muß es selbst gestehn/
Daß Barbarisse schön/
Und daß ein treu Gemüth
Aus ihren Augen sieht.

5.
Nim doch mein schlechtes Lied
So noch nicht ausgeblüht/
Statt meiner Liebe hin/
Wenn ich der deine bin.
Daß deine treue Hand
Sey aller Welt bekandt.
Drumb setz' ich mehr nicht bey/
Als: Bleibe mir getreu.
(S. 89-91)
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Das 41. Lied
Er beklagt der Florilis Härtigkeit

1.
Florilis/ das stoltze Kind/
Ist noch immer so gesinnt/
Wie Sie neulich ist gewesen.
Was ich mir für dieses mal
Hab zu lieben ausgelesen/
Ist wie Kieß und harter Stahl.

2.
Diamante seynd durch Blut/
Stahl und Eysen ist durch Gluth
Und durch Feuer zu gewinnen/
Endlich bricht der Felsen-Stein.
Floraselle/ deine Sinnen
Müssen jo noch härter seyn.

3.
Floraselle/ sage recht:
Ist die Liebe dir zuschlecht/
Weil du in der Götter Orden;
Siehe doch den Himmel an/
Daß die Götter Menschen worden/
Hat die Liebe jo gethan.

4.
Schiele durch die Büscher hin/
Wo ich nun zu Hause bin/
Zu den wilden Tyger-Thieren/
Mitten in der Grausamkeit
Wirst du unersättlich spüren
Diesen süssen Liebes-Streit.

5.
Was sich in den Fluthen regt/
Und der Erde Kugel trägt/
Alles suchet seines gleichen.
Floraselle/ du allein/
Du nur lest dich nicht erweichen/
Und wilst nicht geliebet seyn.

6.
Jetzund ist die beste Blüt/
Drumb so nimm die Jugend mit/
Weil die Zucker-Rösgen blühen;
Siehst du nicht den frischen Mey
Unvermuthet von uns fliehen/
Wenn der Winter kömmt herbey.

7.
Endre deinen alten Brauch/
Und laß deine Schönheit auch
Ausser dir noch einem wissen;
Unersättlich wil ich dir/
Deine feuchten Lippen küssen;
Drumb nur so ergieb dich mir.
(S. 91-92)
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Das 42. Lied
An die Doris/
Er hält/ was er verspricht

1.
Ich bin
Dahin/
Weil ich
So gar beständiglich
Muß lieben dich.
Doch gläubt/
Es bleibt
Was mein Mund einmal spricht/
Und bricht
Leicht nicht
Die Pflicht/
Ist Doris auff Betrug gleich abgericht.

2.
Und helt
Die Welt
Gleich treu/
So ist vom Heucheley
Genug darbey.
Doch gläubt/
Es bleibt
Was mein Mund einmal spricht/
Und bricht
Leicht nicht
Die Pflicht/
Ist Doris auff Betrug gleich abgericht.

3.
Ist gleich
Bey Euch
Der Schein
Als solt ich Liebster seyn/
Und denckt doch: Nein.
So gläubt/
Es bleibt.
Was mein Mund einmal spricht/
Und bricht
Leicht nicht
Die Pflicht/
Ist Doris auff Betrug gleich abgericht.

4.
Diß zwar
Ist gar
Nicht schwer/
Daß keiner achtet sehr
Die Treue mehr;
Doch gläubt/
Es bleibt/
Was mein Mund einmal spricht/
Und bricht
Leicht nicht
Die Pflicht/
Ist Doris auff Betrug gleich abgericht.
(S. 92-94)
_____



Das 43. Lied
Er klaget noch immer-zu der AMaRis Härtigkeit/
und seine verlohrne Freude

1.
Zerspalte dich/ du hartes Hertz/
Und lindre meine Qual und Schmertz/
AMaris/ du Preiß der Schönen/
Siehe meine bleiche Wangen/
Wie Sie von so vielen Sehnen
Einen Totes-Schein empfangen.
Ich war noch für kurtzer Zeit
Voller Lust und Fröligkeit/
Ich war hurtig/ jung und frey/
Alles war mir einerley.

2.
Seit aber/ daß ich dich gesehn/
So ist es gantz umb mich geschehn.
Alle Lust wil mir gebrechen/
Aber/ wo du wolst mir Armen
Deine treue Gunst versprechen/
Und dich über mich erbarmen.
Würde nichts/ als eitel Lust
Meinem Hertzen seyn bewust/
Ich beginnte das und diß
Meiner Liebsten AMaRis.

3.
Weil aber deiner Augen Schein
Mir immer noch muß tunckel seyn/
Führ ich noch in meinem Munde
Immerfort die alten Klagen;
Wenn kömmt doch einmal die Stunde/
Da ich werde können sagen:
Sie ist gegen mir entzündt/
AMaRis/ das liebe Kind;
AMaRis legt nun beyseit
Alle meine Traurigkeit.

4.
Was hast du doch für Lust daran/
Daß du mich bey dir ausgethan?
Kan denn mein erbärmlich Schreyen
Dein Gemüthe nicht erzwingen?
O wie würd ich mich erfreyen/
Wenn ich würde können singen:
Ey wolan/ nun hab' ich Sie/
AMaRis/ die Schöne die!
AMaRis/ die Schöne die/
Ey wolan/ nun hab' ich Sie!
(S. 94-96)
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Das 44. Lied
Er stirbt umb die falsche und
unbarmhertzige AMaRyllis

1.
Geh Seele hin zu ihrer Seele/
Und melde dich der Schönen an/
Wie daß du dich aus deiner Höle
Zu sterben willig fürgethan.
Ihr Sinnen haltet ihren Sinnen
Doch für ihr grausames Beginnen.

2.
Ihr Geister/ die ihr Eure Hütten
Verlast/ sagt: Daß ihr nicht mehr wert
Weil ihre Geister euer Bitten
In einen falschen Haß verkehrt.
Laufft fort ihr letzten Seufftzer-Winde
Verrichtet euer Ampt geschwinde.

3.
Geht/ sagt: Ich gienge gleich zur Ruhe/
Geht/ geht zu meiner Schönen hin/
Sagt: daß Sie mir kein Leyd mehr thue/
Weil ich zur Ruhe kommen bin/
Erweckt in ihr viel tausend Freuden
Durch mein erbärmlich abescheiden.

4.
Ach sagt: Sie sol nun seyn zufrieden
Mit dem/ daß ich gestorben bin/
Daß nun ihr ärgster Feind verschieden;
Ach geht zu meiner Schönen hin/
Daß Sie sich kan zufrieden geben/
Weil ietzund aus mir fährt das Leben.
(S. 96-97)
_____



Das 45. Lied
Er wil sich ihret wegen leibeignen

1.
Geh Seele hin und stirb mit mir/
Stirb mit/ weil ich das Leben
Mit diesem kalten Eisen hir
Gedencke auffzugeben.
Trit her an mein erwehltes Grab
Und gieb mir vor gehöre/
Ich muß mich erst gesegnen ab
Eh meine Brust versehre
Das einmal schon gezückte Schwerd/
Dieweil Sie meinen Todt begehrt.

2.
So bald ich mich hab umgebracht/
So geh zu meinem Schatze/
Sag ihr viel tausend gute-Nacht/
Und weih auff diesem Platze
Der Schönen die durchstoßne Brust/
Daß nun Ihr Wundsch geschehen/
Und laß Sie jo recht ihre Lust
An meinem Tode sehen.
Es löscht doch nichts als Menschen-Blut
Der AMaRyllis Übermuht.

3.
Wenn diß nun wird verrichtet seyn/
So leg dich auch zur Ruhe/
Ihr Hertze sey dein Grabe-Stein.
Und was ich ietzund thue/
Wie ich durch Schwerd/ und du durch Gifft
Den Lebens-Rest beschlossen/
Diß sey anstatt der Grabe-Schrifft
Zu diesen Stein gegossen.
Hiermit so ende sich mein Leyd
Und AMaRyllis Grausamkeit.
(S. 97-98)
_____



Das 46. Lied
Als die Charis Ihm noch endlich
Ihre Liebe versprochen

1.
Schweigt ihr Seufftzer/ schweigt ihr Klagen/
Weil mein langes Trauren schweigt;
Ich kan nichts für Freuden sagen/
Als: Daß Charis mir geneigt.
Künfftig wil ich Lieder setzen/
Wie mich Charis kan ergetzen/
Wie für allen
Die Corallen
Ihrer Lippen seyn zu schätzen.

2.
Laß dich wieder lustig hören
Und erweise/ wie du nun
Deine Charis kanst beehren/
Laß die Trauer-Lieder ruhn/
Und vom ruffen heisch verbleiben
Die uns alle Lust vertreiben/
Weg betrüben/
Nichts/ als lieben/
Wil ich diesen Abend schreiben.

3.
Charis wird mir erst gewogen/
Da ich längsten meinen Todt
Hab' an meiner Brust erzogen/
Jetzund stirbet alle Noht.
Solt' ich was von trauren wissen/
Weil sich Charis hat beflissen
Meine Klagen
Abzutragen
Mit viel tausend Küssen?

4.
Drumb ihr Seüfftzer weicht zurücke/
Nehmt mit höchsten Freuden an
Die verbuhlten Liebes-Blicke
Weil nun euer Wundsch gethan;
Ich wil hoch und treuer schweren/
Man sol auff den weiten Fähren/
Wo auff Seen
Schiffe gehen
Auch von meiner Charis hören.
(S. 98-100)
_____



Das 47. Lied
An AMaRellen

1.
Schönste AMaRelle/
Hier an deiner Schwelle
Hab ich fast die Nacht
Halb vorbey gebracht/
Deiner Augen-Zier
Macht/ daß ich allhier
Noch so späte bin an deiner Thür.

2.
Wegen deiner Wangen
Bin ich hergegangen
Denen nun ihr Licht
Und der Glantz gebricht;
Nur der Abend macht
Und die düstre Nacht
Daß mich nicht dein froher Mund anlacht.

3.
Zwar mein Seit-Gerüste
Rühmet deine Brüste
Die der Nächte Bild
In sich eingehüllt.
Solt' ich Sonne seyn
Ich bräch früher ein/
Ich lies Sie so lang nicht ohne Schein.

4.
Seht der Sternen Amme/
Wie sie mit der Flamme
In dein Bett-Gezelt
Doch so lieblich fällt.
Du mein Abend-Licht
Du nur gönst mir nicht
Dein doch gar zu freundlich Angesicht.

5.
Menge Himmel-Dirne
Alle dein Gestirne
In mein Klage-Lied
So für Liebe gliet.
Meng' in deinen Schein
Meine Flammen ein
Und brich dann zu Ihrem Fenster nein.

6.
Leg die Augen-Lieder/
Aller-Schönste! nieder
Auff dein Wangen-Beet
So in Rosen steht/
Biß mein Seufftzer-Wind
Allerliebstes Kind
Sich umb deine keusche Lippen findt.

7.
Wenn du dich legst nieder
Muß ich erst die Lieder
Singen für der Thür
Allen Sternen für.
Luna hört mir zu:
Ich/ spricht Sie/ und du/
Nur wir Beyde haben keine Ruh.

8.
Schlaff nur AMaRelle/
Heb die weissen Bälle
Durch gelinden Schnauff/
Schönste! höher auff/
Schlaffe nur gesund
Und verschleis den Mund
Der mich Armen hat so sehr verwundt.

9.
Gute Nacht/ du Schöne!
Nimm mein Seit-gethöne
Als ein Zeichen hin
Was mein schwacher Sinn
Von dir ausgedacht/
Und weil niemand wacht/
Geh' ich auch/ und geb dir gute Nacht.
(S. 100-102)
_____



Das 48. Lied
AMaRille

1.
AMaRille/
Wenn soll ich erlangen/
Daß dein Lippen-Thau/
Schöne Frau/
Feuchte meine Wangen?
AMaRille.

2.
AMaRille/
Wenn sol mein Begehren
Dein so süsser Schmatz/
Liebster Schatz?
Doch einmal gewehren?
AMaRille.

3.
AMaRille/
Dämpffe meine Lüste;
Ich sag' unverhölt/
Was mich quält/
Das seynd deine Brüste.
AMaRille.

4.
AMaRille/
Kan es nicht geschehen/
Daß ich heute mag
Noch den Tag
Deiner Augen sehen.
AMaRille.

5.
AMaRille/
Was ich noch muß hoffen/
Das ist deine Gunst/
Schönste/ sunst
Steht das Grab mir offen.
AMaRille.

6.
AMaRille/
Was du mir kanst geben
Steht bey dir allein:
Ja/ und Nein/
Sterben/ oder Leben.
AMaRille.
(S. 102-104)
_____



Das 49. Lied
AMaRyllis wil sich noch nicht erweichen lassen

1.
Laß mich dir doch einst gefallen/
AMaRyllis/ meine Lust/
Die du mir gefällst für allen/
Und erweiche deine Brust.
Siehst du nicht/ daß meine Wangen
Keine Röthe wollen fangen/
Seyt ich bey dir fort gemust.

2.
Alle Seüfftzer/ die ich schicke
Nach der AMaRyllis hin
Kommen wieder leer zurücke
Und belangen nie den Sinn.
Da ich doch an vielen Gaben
Die ihr Wohnhaus in mir haben
Deiner noch wol würdig bin.

3.
Unter allen/ so geschrieben/
Solt ich denn der eine seyn?
Der nichts finden kan zu lieben
Ey das träff mir eben ein.
Ich wil meine Jungen-Tage
Nicht verbringen so mit Klage
Und mit leerer Liebes-Pein.

4.
Daß man doch wil diß verbieten
Das am ersten der verbricht/
Der sich wil am meisten hüten.
Gläub es AMaRyllis/ nicht/
Daß man sich aus blossen schämen
Nicht zur Liebe sol bequemen
Weil die Zucht ihr wiederspricht.

5.
Hat dir denn umsonst die Brüste
Die Natur so hoch gesetzt?
Daß uns ja darnach gelüste
Seynd Corallen eingeetzt.
Seynd die Augen drumb vol Funcken/
Daß man nur/ ohn all beduncken/
An denselben sich ergetzt.

6.
AMaRyllis/ sol ich schreiben
Auch von deiner Freundligkeit/
Must du nicht so eürisch bleiben/
Liebe/ du hast hohe Zeit/
Eh' ich mich zu andern wende
Und zugleich sich in mir ende
Alle wolgewogenheit.
(S. 104-105)
_____



Das 50. Lied
An die schlaffende AMaRille

1.
AMaRille/ schönes Bild/
Liegst du denn schon eingehüllt
Und wilst mir kein Auge gönnen.
Laß das schöne Morgen-Liecht/
Das aus deinen Augen bricht/
Wieder einmal/ Schöne/ brennen.

2.
Es wird keine Nacht verbracht
Da ich deiner nicht gedacht/
Und ermüde nicht von Sorgen.
Eh ich eingeschlummert bin
Ist die Mitter-Nacht dahin
Und entdeckt sich schon der Morgen.

3.
Aber du liegst in der Ruh
Und hast fest die Augen zu
Bläst auch mit so sanften schnieben/
Durch den zugeschloßnen Mund
Tödtlich Gifft/ so mich verwund/
Das so ungesunde lieben.

4.
Wenn der Schlaff die halbe Welt/
Und dich auch mit/ überfällt/
Durch die sanffte Ruh bezwungen/
Hab ich erst für deiner Thür
Allen Liebes-Sternen für
Meine Qual und Pein gesungen.

5.
Wenn die Nacht ihr Auge weist/
Und zu Bette gehen heist/
Geh ich zwar auch mit zu Bette;
Aber/ aller Schlaff verschwindt/
Weil ich dich/ du liebes Kind/
Gar zu gerne bey mir hätte.

6.
O der angenehmen Last
So du Bette bey dir hast/
Da der Zefyr wird verschnoben.
Ach mit was für süssen Schnauff
Schwellen sich die Brüste auff/
Wenn die Bälge sich gehoben.

7.
Drumb/ O allerschönstes Bild/
Liegst du denn schon eingehüllt/
Und wilst mir kein Auge gönnen?
Laß das schöne Morgen-Liecht
Das aus deinen Augen bricht
Wieder einmal/ Schöne/ brennen.
(S. 106-107)
_____



Das 51. Lied
An Fleurien

1.
Ihr frischen Wangen ihr/ und du so weicher Mund/
Der schönen Fleurien/ die mich nunmehr verwundt/
Von der ich hab geschrieben
Manch Blat und Seite voll/
Daß das mein höchst Belieben/
Daß ich sie lieben soll:/:

2.
Du Amor/ der du nur auff mich die Sehne spanst/
Und mich in Fleurien verliebet machen kanst/
Gebrauche deinen Bogen/
Daß Sie ihn auch empfindt/
Und mach' auch mir gewogen
Das noch was stoltze Kind:/:

3.
Der aller-erste Kuß der sol dein Opffer seyn
Den ich von Fleurien sol künfftig samlen ein.
Nach ihrer Brüste Klippen
Der Hertzens Felssen-Stein
So weich nur als die Lippen/
So muß Sie meine seyn:/:
(S. 107-108)
_____



Das 52. Lied
An Fleürien/ als Er Sie einmal küssen durffte

1.
Lustig/ mein Sinn/
Fleüriens Wangen
Haben empfangen
Was ich begehret.
Lustig/ ich bin
Künfftiger Freuden
Für so viel Leiden
Wieder gewehret.
Was kan doch lustiger seyn/
Als wenn der Liebsten geberden
Freundlich uns werden/
Wenn uns ihr lieblicher Schein/
Der uns so lange gequälet/
Wieder beseelet.

2.
Lustig/ Mein Sinn/
Schmeisse die Klagen/
Welche dich plagen
Fleüriens wegen/
Von dir nur hin.
An ihren Blicken/
Die uns entzücken
Ist es gelegen.
Mach doch der Fleürien Mund/
Wie du schon selbsten wirst wissen/
Gäntzlich zu küssen.
Wer dich bißhero verwundt
Tödtlich mit tödtlichen Pfeilen/
Mag dich auch heilen.

3.
Lustig! Mein Sinn/
Spare die Flammen
Alle zusammen
Nunmehr von innen.
Solcher gewinn/
Der uns das giebet
So uns beliebet
Reitzet die Sinnen.
Es macht uns lustig und froh
Wenn wir der Liebsten in Armen
Sollen erwarmen/
Es wird uns so/ und bald/ so/
Wenn wir mit höchstem Vergnügen
Bey Ihr erst liegen.
(S. 108-110)
_____



Das 53. Lied
An der über-irrdischen und unvergleichlichen
AMaRyllis Augen

1.
Ihr schwartzen Augen ihr/ der schöne AMaRelle/
Und doch auch wie der Blitz so helle/
Kehrt euren Blick von mir.
Ihr/ Ihr/ Ihr habt mich schon gefangen
Der ich nur neulich frey-gegangen/
Ihr schwartzen Augen ihr.

2.
Ihr schwartzen Augen ihr/ doch heller als die Sonne/
Daran die Liebe sich entsponne.
Mein Leiden hat sich hir
In Euch zum ersten angefangen/
Der ich nur neulich freygegangen
Ihr schwartzen Augen ihr.

3.
Ihr schwartzen Augen ihr/ habt meine freye Sinnen
Gefesselt also hart von innen/
Daß ich nicht mehr zu dir
Du edle Freyheit kan gelangen/
Der ich nur neulich frey gegangen;
Ihr schwartzen Augen ihr.

4.
Ihr schwartzen Augen ihr der schönen AMaRellen/
Schafft/ daß ich nach erstandnen Fällen/
Kan sagen für und für:
Ihr habt vergnüget mein Verlangen/
Der ich so frey/ als vor/ gegangen;
Ihr schwartzen Augen ihr.
(S. 110-111)
_____



Das 54. Lied
Er gesegnet sich ab von der stoltzen AMaRille

1.
Fahr hin/ du stoltze AMaRille/
Fahr hin/ und laß mich in der stille
Hierumb mein Leyd
In Traurigkeit
Beseufftzen doch auff eine Zeit.

2.
Fahr hin/ und laß mich nur ergetzen
Mein Leyd mit Thränen fort zusetzen/
Denn Weh und Pein
Muß doch allein
Bey mir das beste Labsal seyn.

3.
Laß ab/ hir liegen meine Sinnen/
Was kanst du weiter mehr gewinnen/
Du hast die Schlacht
Davon gebracht
Und mich Leibeigen dir gemacht.

4.
Hier lieg' ich unter deinen Füssen/
Und wil als dein gefangner büssen/
Ich liege hir
Nunmehr für dir
Komm mach es wie du wilst mit mir.

5.
Du hast mir meinen Krantz von Rosen
Von meinem Häupte weggestossen/
Mir ist bewust
Mehr keine Lust
Wie gar hat sie doch fort gemust.

6.
Ach schone noch mit solchen wüten
Mir täglich neuen Kampff zu bieten.
Ach schone doch
Nur künfftig noch
Trag' ich doch mit Gedult das Joch.

7.
Fahr hin mit allen deinen Blicken/
Ob ich mich wieder kan erquicken.
Ach nein; Ach nein;
Es kan nicht seyn/
Ohn Sie empfind ich größre Pein.

8.
Ihr schwartzen Augen/ Euch ist eben/
Euch/ Euch ist alle Schuld zugeben.
Euch klag' ich an
So sehr ich kan
Ihr habt am meisten mir gethan.

9.
Fahrt hin nur wieder in der stille
Mit eurer stoltzen AMaRille.
Fahrt immer hin/
Doch/ weil ich bin
Kommt ihr mir nicht aus meinem Sinn.
(S. 111-113)
_____



Das 56. Lied
An Sich/ über die schöne Amande

1.
Erwecke dich/ du lasser Sinn/
Und lege deine Schwermuth hin/
Umb zubedienen meine Schöne.
Sieh/ wie ich mich aus voller Brunst
Nach ihrer zugesagten Gunst
Und nach den schönen Augen sehne.

2.
Sie ist doch/ die den Ruhm behält
Der allerschönsten in der Welt/
Durch Sie erhalt' ich mich bey Leben/
Wiewol ich also bald vermüßt/
Daß ich/ so offt ich sie geküßt/
Ihr meine Seele mit gegeben.

3.
Hat iemals Schönheit was gethan/
So seh man dieses Wunder an/
Ob ihr was in der Welt zugleichen/
Der Schönheit Mutter/ Griechen-Land/
Die beuth ihr willig ihre Hand/
Und wil ihr ihre Stelle weichen.

4.
Wem diese Lippen unbewust
Der weis/ zur zeit von schlechter Lust
So lieben in sich könte haben.
Ich bin es/ dem das liebe Kind
Für allen andern hat vergünnt
Sich an so süsser Kost zu laben.

5.
Ihr Mündgen ist die Bienen-Au
Da ich den Jungfer-Honig Thau
Kan aus den Zucker Lippen saugen.
Ihr Mund ist meiner Seele Haus/
Da geht sie täglich ein und aus
Und wohnt in ihren schönen Augen.

6.
Drumb schwer' ich ihr auch einen Eyd/
Daß mir/ als Sie/ in Ewigkeit
Nichts liebers sey auff dieser Erden.
Und kan sie nicht die Meine seyn/
So sol mein letzter Grabe-Stein
Zu Centner-schweren Lasten werden.

7.
Im Fal ich auch der Gegen-Treu
Durch einen Kuß versichert sey/
So/ so gehabt sich meine Seele.
Ach wenn begiebt sich doch der Tag/
Da ich sie frey besitzen mag/
Darauff ich alle Stunden zehle.
(S. 114-116)
_____



Das 57. Lied
Des Frauen-Zimmers Nein und Ja an die Amande

1.
Amande/ darff man dich wol küssen/
So komm/ mein Liebgen/ zu mir her?
Ich würd' es wol am besten wissen.
Diß war die Antwort ohngefehr.
Sie lieffe zwar/ und sagte: Nein.
Und gab sich doch gedultig drein.

2.
Lauff nicht mein Kind/ und bleibe stehen/
Lauff/ Schöne! (schry' ich) nicht zu weit;
Laß uns der Liebe Werck begehen/
Wir seynd in unsren bester Zeit.
Sie seufftzte zwar und sagte: Nein.
Und gab sich doch gedultig drein.

3.
So halte nun/ und laß dich küssen/
Kein Mensche sol in dieser Stadt
Nicht das geringste darumb wissen/
Daß man mit dir zuthun gehat;
Sie zuckte zwar/ und sagte: Nein;
Und gab sich doch gedultig drein.

4.
Hiermit so zog ich meiner Strassen/
Woher ich neulich kommen war/
Erfuhr in dessen bester massen/
Von der Amande wunderbar/
Daß Ja bey vielen pflege Nein/
Und Nein/ so viel als Ja/ zu seyn.
(S. 116-117)
_____



Das 58. Lied
Er gesegnet sich ab von der Amande/
als Er wieder heim reisen wolte

1.
Mein Kind/ gehab dich wol und laß es doch geschehn/
Wer weis/ ob Beyde wir einander wieder sehn/
Hast du mich anders lieb/ so hemme deinen Schmertz/
Ich ziehe nun davon; Gehab dich wol/ Mein Hertz!

2.
Zwar dieser schwere Gang der scheidet dich und mich/
Wiewol die Seele noch dich stündlich sieht für sich.
Und lieff ich durch die Welt/ so bleibst doch du das Liecht/
Dahin ich den Compas in Ungestüm gericht.

3.
Ich laß dir Hertz und Mund und meine treue Hand
Als einen hohen Schatz und schönes Unterpfand;
Womit wir beyderseits verbringen unsre Zeit/
Das wird wol Klagen seyn und stete Traurigkeit.

4.
Jedoch häng' allzuviel dem Klagen nur nicht nach/
Es ist an mir genung/ daß ich mich kräncken mag;
Wen du nur bist gesund/ so mag es mir alsdann
So schlim und übel gehn/ so schlim es immer kan.

5.
Ich werde manche Nacht verbringen ohne Ruh/
Das macht ich werd' an dich gedencken immerzu/
Kein Schlaff und Morgen-Traum wird mir erfreuder seyn.
Als wenn mein Geist sich wird mit deinem lassen ein.

6.
Ich werde wie ein Schein bey andern Leuten stehn/
Und wie ein leichter Traum bey hellem Tage gehn.
Mit mir mags leichte seyn/ nur Du gehab dich wol/
Es ist an mir genung/ daß ich mich kräncken sol.

7.
Vielleichte kömmt noch wol der angenehme Tag/
Daß ich dich wiederumb/ Amande/ sehen mag;
Doch werd' ich anders jo zurücke nicht gebracht/
So wünsch ich dir hirmit die letzte gute Nacht.
(S. 117-119)
_____



Das 59. Lied
Er erinnert sich abwesend
voriger Gunst seiner Amande

1.
Denckst du denn auch noch der Freuden
Die uns Amor hat gegunt/
Halte reinen liebes Mund/
Hab ich gleich nun müssen scheiden;
Dennoch werd' ich offt von dir
Und von deinen schönen Blicken
Die ihr Bildniß in mich drücken
Höfflich reden dar und hier
Und dich rühmen allerwegen
Wie die treuen Buhler pflegen.

2.
Setz' ich mich zuschreiben nieder/
Suche Feder und Papier
Und wil schönes Lieb/ von dir
Schreiben neue Liebes-Lieder;
Eh ich mich kaum umgewandt/
So vergeß' ich alles schreiben/
Und weis nicht für Angst zubleiben/
Alles fällt mir aus der Hand/
Weil ich mich von meinem Kinde
Noch zurzeit so weit befinde.

3.
Dennoch denck' ich an das Leben/
Wenn du saßt auff meiner Schoß
Mit den Brüsten etwas bloß/
Wie sie meine Hand umbgeben.
O wie offt hat mein Gesicht
Auff den kleinen Liebes-Hügeln
Sattsamtlich sich können spiegeln/
Und auff deinen Mund gericht/
So nicht schöner abzumahlen
Tausend mehr als tausend Strahlen.

4.
Aber nun/ Adieu! Amande/
Das Verhängniß rufft mich her
Auff der Liesilis Begehr
Eine Weile hier zu Lande.
Dennoch schwer' ich dir ein Wort
Bey den weissen Nectar Schalen
Die die Götter auff den Mahlen
Brauchen werden fort und fort/
Daß du mich zwar nechst Liesillen/
Haben solst zu deinem Willen.
(S. 119-120)
_____



Das 60. Lied
Als Er wiederumb zu Ihr reisete

1.
Mein Mund enthält sich kaum/ er sol und muß nun küssen/
Weil ich mich wiederumb/ Amande/ hergemacht/
Ich mag von aller Noth nicht das geringste wissen/
Mein Jammer hört nicht auff; Ihr Klagen; Gute Nacht.

2.
Die Winde legten sich wie starck sie auff mich stiessen/
Die Wellen wurden fromm und schlugen leiser an/
Weil sie durch so viel Ach sich übertäuben liessen/
Daß sie mirs offtermals mit seufftzen nachgethan.

3.
Wie gut der Westen sich auch in die Focke funde/
Je weiter däuchte mich/ als daß ich näher kam/
Es wurde mir ein Jahr aus einer ieden Stunde/
Je breiter wart die Fluht iemehr sie abenahm.

4.
Die Miß-Treu kunte nicht bey mir so viel vermögen
Die mir an deiner Gunst das Gegentheil verspricht
Als wär das Hertze nicht mit allemal zugegen/
Daß deinet wegen ich die Reise nicht verricht.

5.
Ich reise weit hinweg von meinem Vaterlande/
Da ist mein Vaterland/ wo meine Liebste ist/
Die Freyheit hohl ich mir auch mitten unterm Bande/
Dann bin ich frey genug/ wenn du mein Fessel bist.

6.
Ihr Ufer meynet nicht/ weil ihr mir in der nähe
Die stille Porte weist/ ich sehe fort und fort
Nach Euch so sehnlich hin/ wornach ich sehnlich sehe
Und seufftze inniglich/ das ist ein ander Ort.

7.
Da wil ich alles Leyd/ wie viel es ist/ versencken/
Auff so viel Hertzens Angst erfolgt ein süsser Kuß/
Was mich zur Zeit ergetzt/ das ist dein Angedencken/
Daß ich all Augen-blick dir näher kommen muß.
(S. 120-122)
_____


Aus: Johann Georg Schochs
Neu-erbaueter Poetischer Lust- und Blumen-Garten/
Von Hundert Schäffer-Hirten-Liebes- und Tugend-Liedern
Wie auch Zwey Hundert
Lieb-Lob- und Ehren-Sonnetten
auf unterschiedliche Damen/ Standes-Personen/
Sachen/ u. d. g.
Nebenst Vier Hundert
Denck-Sprüchen/ Sprüch-Wörtern/
Retzeln/ Grab- und Uberschrifften/ Gesprächen
und Schertz-Reden/
Leipzig In Verlegung Christian Kirchners Im Jahr 1660


 

siehe auch Teil 1 Teil 3 Teil 4





 

 


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